Das Wetter lässt sich derzeit schwer vorausberechnen, sagt zumindest das Bauchgefühl. Wer sich auf seine fest installierte Wetter-App auf dem Smartphone verlässt, kann schon mal nachmittags von heftigem Regen überrascht werden, obwohl doch am Vormittag noch Sonne angesagt war. Der Meteorologe Jürgen Schmidt vom Wetterdienst „Wetterkontor.de“, der auch für den SÜDKURIER das Wetter berechnet, hat dafür eine Erklärung.
Manche Wetter-Apps, besonders die vorinstallierten, seien mit Vorsicht zu genießen, so Schmidt. Ihnen lägen oftmals Daten eines amerikanischen Wetterdienstes zugrunde. „Man muss sich das so vorstellen: Wettermodelle werden auf Gitterpunktebene berechnet“, so Schmidt.
Die Daten des amerikanischen Wetterdienstes sind frei im Netz verfügbar. „Das heißt also jeder, der ein bisschen programmieren kann, kann sich die Daten laden und damit eine Wetter-App betreiben.“ Doch solche Modelle haben einen relativ großen Gitterpunktabstand für Europa. „So kann es vorkommen, dass beispielsweise der Bodensee nicht hinreichend berücksichtigt wird.“
Oft werde noch vorgegaukelt, dass man alles stundengenau vorhersagen könne. „Da kann es sein, dass gar kein Meteorologe mehr dransitzt, sondern dass es von einem IT-ler berechnet und ins Netz gestellt wird.“

Wetter-Apps und Homepages wie die von Wetterkontor.de machen außerdem keine stundengenauen Vorhersagen, sondern konzentrieren ihre Aussagen auf Tagesbereiche. Schauerlagen lassen sich zum Beispiel nicht mit Sicherheit auf die Stunde genau vorhersagen.
Laut Schmidt sind die komplizierten Wetterlagen im Sommer vor allem Schauer und Gewitter, in Herbst und Winter ist es der besonders am Bodensee vorkommende Nebel. „Bei Gewitter lässt sich das meist nur ein, zwei Stunden vorher sagen, wann es auf einen Ort trifft.“
Lufthansa-Daten fehlen
Kompliziert ist die Vorhersage aber noch aus einem weiteren Grund: Mit dem Lockdown in der Corona-Krise fehlen auch wichtige Daten, die bislang aus Flugzeugen kamen. So befindet sich der Großteil der Lufthansa-Flotte am Boden. Gerade diese Maschinen aber lieferten noch am 1. Februar mehr als 40.000 Flugmesswerte, die in die Berechnungen der Wettermodelle mit eingeflossen sind.
Am 1. April waren es laut Deutschem Wetterdienst noch gut 5000. Das Fehlen der Daten wurde über satellitengestützte Winddaten des europäischen Forschungssatelliten „Aeolus“ und über Ballonmesswerte versucht auszugleichen, was nur teilweise gelingt. Die Abweichungen liegen zwischen 4 Prozent am Boden und 10 Prozent in den Höhen des polaren Jetstream (etwa 12 Kilometer).