Sie investieren viel Arbeit in den Erhalt von Wanderwegen, bieten ihren Mitgliedern ein großes Freizeitangebot oder weisen mit ihren Beschilderungen dem Wanderer den richtigen Weg. Die wenigen Aktiven der Ortsgruppe Öhningen-Höri des Schwarzwaldvereins stemmen eine aufwendige Vereinsarbeit für rund 150 Mitglieder.
Doch weniger als ein Fünftel der Ortsgruppen-Mitglieder gaben sich bei der Hauptversammlung im Gasthaus Schiff in Moos die Ehre – zahlenmäßig zwar ausreichend, um Änderungen der Satzung zu beschließen und den Vorstand für seine geleistete Arbeit entlasten zu können.
Andrea Bruttel stellt sich dem Mandat
Dennoch stand die Ortsgruppe (OG) des Schwarzwaldvereins während der Versammlung kurz vor ihrer Auflösung. Denn der Vorstand suchte händeringend einen Mandatsträger für das Amt des Schriftführers.
Nach fast zehnminütiger vergeblicher Suche unter den 28 anwesenden Mitgliedern gab Andrea Bruttel ihr gerade neu erworbenes Amt als Beisitzerin wieder ab. Sie stellte sich dem Mandat und wendete die Auflösung des Vereins dadurch im letzten Moment ab.
Kein zweiter Vorsitzender
Die Führung der Ortsgruppe Öhningen-Höri besteht formal aus einem vierköpfigen Vorstand: dazu gehört der wiedergewählte Vorsitzende Karl Honsel, der neu gewählte Kassier Christoph Greis sowie die Schriftführerin Andrea Bruttel. Der Sitz des zweiten Vorsitzenden bleibt vakant.
Hinzu kommen Fachwarte als erweiterter Vorstand der OG. Als Wanderwartin und Fachwartin für Öffentlichkeitsarbeit und Werbung wurde Zita Muffler erneut in die Ämter gewählt. Norbert Schumacher wurde von der Hauptversammlung als Wegewart bestätigt.
Im erweiterten Vorstand sitzen derzeit vier Mitglieder als Beisitzer der Ortsgruppe. Die Vertretung des Natur- und Landschaftsschutzes – einst eine Domäne des Schwarzwaldvereins – bleibt in der OG ebenso unbesetzt wie die Vertretung der Jugendgruppe sowie das Amt des Fachwarts für Heimatpflege und Kultur.
Geleitet wurde die Wahl von Gemeinderat Frank Riester, 2. Stellvertreter des Mooser Bürgermeisters Patrick Krauss. Dieser bedankte sich auch im Namen der Gemeinde für das große Engagement des Schwarzwaldvereins in der Wege- und Beschilderungsarbeit und dessen großen Nutzen für alle heimischen Wanderer und Touristen.
Deutliche Worte an die Mitglieder
Während der Zitterpartie um die Aufstellung des Mandats für das Amt des Schriftsführers richtete Karl Honsel zwar deutliche, aber resonanzlose Worte an die Mitglieder. Ihm ging es um eine Entlastung des nur noch zweiköpfigen Vorstandes, der seine eigenen Protokolle verfassen müsste.
Nachdem sich eine gerade gewählte Beisitzerin vom Amt wieder zurückzog um den Vorstand als Schriftführerin entlasten zu können, gab die Mitgliederversammlung ein überaus paradox anmutendes Bild ab: Die Mitglieder, die sich nicht zur Wahl aufstellen lassen wollten, applaudierten nach der Wahl den Gastrednern der fünf umliegenden Ortsgruppen, die nahezu dieselben Schwierigkeiten kämpferisch skizzierten.
Auch OG Konstanz hat Probleme
Ingrid Klimecki kennt die Schwierigkeit in der Besetzung der Vorstände aus ihrer Konstanzer Ortsgruppe. Der Verein würde bei der Neuwahl im März um die Besetzung etlicher Posten zittern. Die Vorsitzende ermutigte weiterhin die Mitglieder der OG Öhningen-Höri zur Vereinsarbeit. „Wir sind ein Verein. Und das heißt auch: Gemeinsam.“
Ebenso appellierte Kornelia Torksdorf von der OG Rielasingen-Worblingen in ihrer Grußrede an die Mitglieder: Die Zukunft des Ortsvereins würde auch an den Vorstandsmitgliedern hängen. Wenn die Mitglieder nicht bereit seien ein Amt zu übernehmen, so sei der Verein zum Sterben verurteilt. Wer solle die Wege in der Schlucht instand halten, wenn es den Schwarzwaldverein nicht gebe.
Kehlert schlägt Zusammenarbeit vor
Manfred Kehlert von der OG Stockach kennt die Lage ebenso: Sie sei keine Seltenheit. Es würde in den Vereinen kriseln, weil nur wenige Menschen eine Verantwortung übernehmen wollen. Eine Anhäufung der Verantwortung auf wenige Mitglieder brächte die Schwierigkeit, dass sie ihr Ehrenamt ganz aufgeben, warnt der Vorsitzende. Er schlug in seiner Rede vor, dass die Ortvereine im Bezirk enger zusammenrücken sollten.
Ruth Hellwig von der OG Radolfzell schloss sich ihren Vorrednern an und betonte den Wunsch nach einer besseren Zusammenarbeit im Bezirk. Einem Zusammenschluss von Ortsgruppen im Bezirk stünden unterschiedlich hohe Kassenbestände der Vereine im Wege, rekapitulierte der Vorsitzende der Öhninger Ortsgruppe, Karl Honsel. Er schlug vor, dass die Gewinne in einem großen Fest verbraucht werden und ein Gesamtverein bei Null anfangen sollte.
Die Arbeit des Vereins
Die vier Wegewarte der Ortsgruppe (OG) haben 300 Arbeitsstunden für die Befestigung von Wanderwegen sowie den Bau von Brücken geleistet. Sie kennzeichneten neue Wege und überprüften die Gemeinde-, Jura- und Bodenseerundwege.
Der Verein bot seinen Mitgliedern rund 170 Stunden Freizeitgestaltung mit 500 Kilometern an Wanderungen an. 36 Wanderbegleiter ermöglichten Planwagenfahrten, Vollmond-, Laternen- und Schneeschuhwanderungen sowie die Umrundung des höchsten Schwarzwald-Gipfels, eine Alpenlandroute zum Genfer See, Kombi-Bergtouren im Glarner Unterland sowie Grenzlandwanderungen an der Saale an.
Insgesamt hatten die Veranstaltungen rund 430 Teilnehmer. Zudem bewirtschaftet die Ortsgruppe das Dorffest mit einem Stand und richtete die See-Serenade in Wangen aus.