Wochenmarktbesucher und aufmerksame Beobachter haben es schon gemerkt – früher als sonst haben die heimischen Spargelbauern bereits mit der Ernte des beliebten Gemüses begonnen. Das gilt auch für Udo Löhle vom Blanhof in Wangen auf der Höri. „Weil die Bodentemperaturen hoch waren, haben wir bereits mit der ersten Spargelernte begonnen“, berichtet er.
Allerdings rechnet er auch damit, dass diese entsprechend früher enden wird, um den Pflanzen nicht nachhaltig zu schaden. Normalerweise geht die Ernte bis zum 24. Juni. Um bis dahin noch ernten zu können, geht man von einem Beginn etwa ab Mitte April aus. Bei der Familie Fürst in Iznang hat man jedoch schon am Gründonnerstag, der in diesem Jahr auf Ende März fiel, den ersten Spargel stechen können.
Die nächsten Wochen entscheiden die Obsternte
Den frühen Erntebeginn führen Andrea Fürst, die ebenfalls Gemüse und Obst auf der Höri anbaut, und Udo Löhle gleichermaßen auf die hohe Feuchte und die frühe Wärme im Boden zurück. „Die Kältephase in diesem Winter war im Dezember und damit eher früh“, erklärt Andrea Fürst. Die große Sorge bei den Landwirten ist ohnehin ein später Kälteeinbruch.
„Wenn es in den nächsten drei Wochen nochmal unter zwei Grad minus geht, dann können wir die Obsternte vergessen“, sagt Udo Löhle. Die nach der ebenfalls früh einsetzenden Blüte kleinen Fruchtkörper sind besonders empfindlich und sind bereits nach wenigen Stunden Frost schwer geschädigt, weiß der Obstfachmann.
Im vergangenen Jahr hat vor allem die lang anhaltende Sommerhitze für viel Stress bei vielen Kulturen gesorgt. Und überhaupt sind die Wetterbedingungen die große Unbekannte für die Obst- und Gemüsebauern auf der Höri. Das war zwar schon immer so, aber mittlerweile „müssen wir uns an die Wetterextreme gewöhnen“, wie Löhle sagt.
Bitte „ein bisschen normales Wetter“
Wenn er sich etwas wünschen dürfte, dann wäre das „ein bisschen normales Wetter“, wie er erklärt. „Das wird immer seltener und es bleibt immer länger und heftiger stürmisch, regnerisch oder trockener“, führt er aus.
Privatgartennutzern empfiehlt er trotz der aktuell warmen Witterung zumindest noch vorsichtig zu sein. „Wenn man jetzt schon Dinge anbaut oder nach draußen pflanzt, sollte man zumindest ein Vlies bereithalten, falls es noch einmal Frost gibt. Der hilft in solchen Fällen schon viel“, sagt er.
Wie sieht es beim Personal aus?
Während man in der Landwirtschaft wie auch in allen anderen Berufsbereichen über Personalmangel klagt, köknnten die Betriebe von Andrea Fürst und Udo Löhle seit Jahren auf die gleichen Helfer zählen. „Bei uns gibt es Erntehelfer, die bereits seit 20 Jahren zu uns kommen“, berichtet Andrea Fürst. Über diese kommt sie bei Bedarf auch an weitere Personen heran.
Dennoch ist die Situation weiterhin angespannt, weiß Udo Löhle zu berichten: „Wenn ich jetzt drei Leute benötigen würde, wüsste ich nicht, wo ich fragen sollte“, sagt er. Er hat seinen Blanhof auf der Höri so umstrukturiert, dass er mittlerweile deutlich weniger Erntehelfer benötigt als noch vor einigen Jahren. Denn viele der erfahrenden Erntehelfer, die oftmals aus Ländern wie Polen kamen, kommen mittlerweile nicht mehr nach Deutschland, weil sie in ihren Heimatländern zunehmend besser in ihren Arbeitsbereichen bezahlt werden.
Für die Betriebe in Deutschland kommt der gesetzlich vorgeschriebene Mindestlohn von 12,41 Euro hinzu, der seit Januar 2024 vorgeschrieben ist und im kommenden Jahr auf 12,82 Euro ansteigen wird. Er sorgt für höhere Produktionskosten, die sich im Verkaufspreis der Waren niederschlagen. Und in einem Betrieb wie dem Blanhof würden die Personalkosten inzwischen rund die Hälfte der Gesamtkosten ausmachen.