Es sind fast 30 Jahre, die Stefan Hutterer und die Höri verbinden. Jahre, in denen die Region zur Heimat des Pfarrers geworden ist. 1995 kam er nach ersten Stationen seiner Karriere zunächst auf die hintere Höri, war dort für Öhningen, Schienen und Wangen zuständig. Als 2009 schließlich die damaligen Pfarrer der vorderen und mittleren Höri in den Ruhestand gingen, wurden Hutterer auch deren Gebiete übertragen. „Und so sind ruckzuck 29 Jahre ins Land gegangen“, scherzt der 66-Jährige – 29 Jahre, nach denen für Stefan Hutterer nun zumindest als offizieller Höri-Pfarrer Schluss ist.

Am 1. September wird er in den Ruhestand gehen, schon davor allerdings in den Urlaub. Eine Ferienvertretung übernehme daher auch schon im August seinen Dienst und ab September wird Pfarrer Heinz Vogel aus Radolfzell das Amt des Pfarradministrators auf der Höri innehaben. Wie Stefan Hutterer ankündigt, soll in das Pfarrhaus in Horn aber auch nach der Gründung der neuen großen Kirchengemeinde Bodensee-Hegau wieder ein Priester einziehen. „Der wird dann auch sicherlich auch schwerpunktmäßig die Höri betreuen.“

„Selbst gewählter Unruhestand“

Stefan Hutterer selbst ist mittlerweile bereits aus dem Pfarrhaus ausgezogen, kürzlich wurde er auch schon im Rahmen eines Gottesdienstes aus dem Amt verabschiedet. Unter anderem hätten dabei aktuelle und ehemalige Ministranten ein Lied für ihn getextet und vorgetragen.

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Dabei will Hutterer die Gemeinde nicht verlassen. „Bei Priestern ist der Ruhestand ja oft ein selbst gewählter Unruhestand“, erklärt er. Nicht nur lebe er weiterhin in einer Privatwohnung in Horn. Auch möchte er weiter als Seelsorger arbeiten und nach Absprache an Gottesdiensten, Taufen und Hochzeiten aktiv sein. „Aber ich bin raus aus der Verwaltung“, erklärt er. Er könne sich nun auf die Seelsorge konzentrieren, das, wofür er eigentlich auch Pfarrer geworden sei. „Back to the roots“, nennt es Stefan Hutterer – zurück zu den Wurzeln.

Er sieht seine Gemeinde aufwachsen

Denn die Höri ist Hutterers Heimat geworden. Er schätze die alten Traditionen, die am Leben erhalten werden, etwa die Mooser Wasserprozession. Ebenso, dass er mit den Menschen seiner Gemeinde zusammen alt werde. „Ich traue jetzt viele, die ich schon getauft und aufwachsen gesehen habe“, erklärt der Pfarrer. Die ersten Erstkommunionikanten, die er begleitet habe, seien mittlerweile Ende 30.

Ebenfalls in Erinnerung bleiben werde ihm, „dass es immer recht konfliktfrei war“. Er habe mit herzlichen Menschen, einer herzlichen Gemeinschaft zu tun gehabt, in der auch das Zusammenspiel mit den Vereinen gut funktioniere. Auch an Reisen als ein gemeinsames Erlebnis mit der Kirchengemeinde erinnert er sich positiv zurück. „Für viele gehört die Kirche auch noch ins Dorf“, sagt Stefan Hutterer erfreut.

Enttäuscht von fehlenden Reformen

Dennoch: Der Rückgang der Kirchengänger sei natürlich auch auf der Höri zu spüren. Es gebe mittlerweile weniger Gottesdienste als früher. Hoffnung machen ihm recht viele Taufen und Hochzeiten. Wer sich dafür entscheide, die kirchlichen Feste und Anlässe zu feiern, tue dies „bewusst und mit viel Aufwand“.

Zum Abschied von Stefan Hutterer fand ein Gottesdienst statt, zu dem aktuelle und ehemalige Ministranten kamen und dem Pfarrer ein Lied ...
Zum Abschied von Stefan Hutterer fand ein Gottesdienst statt, zu dem aktuelle und ehemalige Ministranten kamen und dem Pfarrer ein Lied dichteten. | Bild: Brigitte Weißmann

Während es hier eine Entwicklung gibt, vermisst Stefan Hutterer eine solche an anderer Stelle. „Ich habe viele Hoffnungen gehabt in den jetzigen Papst“, sagt er, dass dieser etwas bewege, Änderungen für die Kirche bringe. „Aber es blieb bei den Ankündigungen.“ Dabei habe sich Hutterer nicht nur eine größere Beteiligung von Frauen an der kirchlichen Arbeit und eine Gleichstellung von Mann und Frau gewünscht, sondern zum Beispiel auch demokratischere Strukturen in den Kirchengemeinden. Und auch beim Thema Zölibat sei er enttäuscht.

Optimistischer Blick in die Zukunft

In die Zukunft blickt Stefan Hutterer dennoch positiv. „Ich glaube, dass unsere Botschaft Bestand hat“, sagt er. Aber bestimmte kirchliche Strukturen müssten sich ändern. Und tatsächlich ist er sich sicher, dass es für die Kirche in eine positive Richtung gehen werde. Mittlerweile gebe es viele Bischöfe, die sich vorstellen könnten, dass auch Frauen am Altar stehen können. „Das lässt sich nicht mehr aufhalten“, ist er überzeugt und hofft, dass er die Reformen auch selbst erleben könne.

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Auch die Entwicklungen im Lokalen stimmen Stefan Hutterer optimistisch. Die Zusammenlegung der heutigen Kirchengemeinden St. Radolt in Radolfzell, Stockach, Hohenfels, Krebsbachtal/Hegau, See-End sowie der Kirchengemeinde Höri zu einer großen Gemeinde gebe Priestern und Pfarrreferenten die Chance, sich wieder vermehrt auf die pastorale Arbeit zu konzentrieren. „Ich bin zuversichtlich, dass das Zukunft hat“, sagt Stefan Hutterer. „Man muss sich halt neu orientieren und neu denken.“ Und es brauche auch eine engagierte Gemeinde.

Vorfreude auf Freizeit und Reisen

Seinen Ruhestand will er unter anderem dafür nutzen, ein paar Reisepläne in die Tat umzusetzen, die viele Dankesschreiben zu lesen, die er zum Abschied erhalten habe, und seine Sprachkenntnisse in Französisch und Italienisch aufzufrischen. Er freue sich nun riesig darauf, mehr Freizeit zu haben. In der Gemeinde werde er dennoch weiter zu sehen sein, unter anderem an der nächsten Mooser Wasserprozession: „Daran werde ich sicher auch teilnehmen – als Pensionär“, verspricht Hutterer.