Die Bilder von der Hochwasserkatastrophe in Mühlhausen vom Juli 2021 sind Bürgermeister Patrick Stärk noch sehr präsent im Kopf. Starke Regengüsse in der Nacht von 8. auf 9. Juli haben damals große Teile von Mühlhausen komplett überschwemmt. Stundenlang kämpften Einsatzkräfte mit den Wassermassen und versuchten zu retten, was zu retten war. Nicht überall gelang ihnen dies, der Schaden war immens.

Zu verhindern seien solche Ereignisse laut Bürgermeister Stärk nicht, aber die Gemeinde wolle im Ernstfall vorbereitet sein. Ein wichtiger Teil dieser Vorbereitung ist eine neue Starkregenkonzeption, die kürzlich im Gemeinderat vorgestellt wurde.

Die Starkregenkonzeption

Laut Bürgermeister Patrick Stärk umfasse die neue Starkregenkonzeption 23 Maßnahmen. Eineinhalb Jahre wurde an dem Konzept gearbeitet. „Es ist ein wichtiges Zeichen für die Bürger, dass wir nach den verheerenden Vorfällen 2021 nicht einfach nur die Hände in den Schoß legen“, so Stärk. Der Bürgermeister spricht sogar von einer politischen Verpflichtung von Gemeinde und Gemeinderat. Schließlich sei die Gemeinde eine, die ein Starkregenereignis in der Realität bereits erlebt habe. „Deshalb ist es für uns als Gemeinde, den Gemeinderat und auch für die Bürger extrem wichtig, dass wir den Starkregenschutz mit diesem Konzept vorantreiben“, betont Stärk.

Eine Unwetternacht hat im Juli 2021 in Mühlhausen für überlaufende Gullys (Bild) und große Schäden gesorgt.
Eine Unwetternacht hat im Juli 2021 in Mühlhausen für überlaufende Gullys (Bild) und große Schäden gesorgt. | Bild: Matthias Güntert

Als heftige Starkregenmassen Mühlhausen überfluteten

Wichtig ist dem Bürgermeister der Doppelgemeinde allerdings zu betonen: Die Umsetzung aller 23 Maßnahmen könne natürlich nicht auf einmal erfolgen. Anhand einer Priorisierung solle die Maßnahmenliste Stück für Stück abgearbeitet werden. Dort, wo erhebliche Betroffenheit geherrscht habe, wolle man starten, so Stärk weiter.

Deshalb umfasse die Konzeption neben mehreren anderen Maßnahmen vor allem zwei Hauptbereiche: den Bereich rund um den Rennenbach und den Bereich um den Mägdeberg-Tobel. Hier sind unter anderem bereits neue Abwasserrohre gebaut worden, die größere Wassermassen fassen können. „Zum Teil sind die Kanalaufweitungen schon vorgenommen worden und mit der Konzeption soll dies fortgeführt werden, bis das Wasser irgendwann im Saubach ist“, so Stärk.

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Die Kosten dieser bereits im Zuge der Schloßstraßensanierung realisierten Maßnahmen beliefen sich laut Stärk auf 254.000 Euro. 28 Prozent dieser Summe könnten im Idealfall vom Regierungspräsidium Freiburg bezuschusst werden. „Wir prüfen jetzt, welche Maßnahmen in welcher Höhe förderfähig sind“, so Stärk. Die Höhe hänge auch von der Betroffenheit der Maßnahmen ab, also in welchen Bereichen die Schäden hoch und wie viele Menschen von den Vorfällen betroffen waren. „Wir können hier entgegen anderer Gemeinden aus der Realität berichten – leider, muss man sagen“, so Stärk weiter.

Am Tag nach dem heftigen Regen im Juli 2021 werden die Schäden erst deutlich. Die Feuerwehr war tagelang im Dauereinsatz, um die größten ...
Am Tag nach dem heftigen Regen im Juli 2021 werden die Schäden erst deutlich. Die Feuerwehr war tagelang im Dauereinsatz, um die größten Schäden zu beheben. | Bild: Matthias Güntert

Aber dem Bürgermeister der Hegauer Doppelgemeinde ist es auch wichtig zu betonen: Mühlhausen-Ehingen war trotz neuer Hochwasser-Schutz-Konzeption auch in den vergangenen Jahren nicht untätig. 350.000 Euro wurden in den vergangenen Jahren in den Hochwasserschutz investiert. Dabei seien Kanäle aufdimensioniert und Einlaufgitter installiert worden. Stärk erinnert sich: „Vor allem im Bereich rund um den ehemaligen Löwen war beim Hochwasser alles voller Schlamm, das Wasser konnte nicht mehr abfließen.“

Die Sache mit den Finanzen

Laut Patrick Stärk wolle und müsse sich die Gemeinde die Starkregenkonzeption leisten – dies habe die Vergangenheit gezeigt. Aber er macht auch deutlich, dass es aufgrund der aktuellen Finanzlage ein Abwägungsprozess sei. „Wir haben auch noch andere Pflichtaufgaben zu erfüllen“, sagt er. Etwa die Unterbringung von geflüchteten Menschen oder die Schaffung von Betreuungsplätzen für Kinder. So stehe laut Stärk etwa mittelfristige eine Erweiterung am Kindergarten in Ehingen an. „Aktuell können wir hier aber noch genügend Plätze anbieten“, so Stärk. Auch die Sanierung des Rathauses in Mühlhausen stehe hier an.

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Und auch wenn die Gemeinde alle Maßnahmen aus dem Konzept umsetze, bleibt ein Restrisiko. „Einen 100-prozentigen Schutz wird es auch bei Umsetzung aller Maßnahmen nicht geben. Aber wir werden es schaffen, den Bürgern im Ernstfall so viel Sicherheit wie möglich zu bieten“, betont Stärk.