Auch wenn die Fasnacht ausfällt, die Narren im Käfernest Mühlhausen lassen sich nicht unterkriegen. „Das konnten auch die Maikäfer nicht, die anno dazumal eine Plage waren und alles kahlfraßen“, sagt Margret Schamberger von der Käfersieder-Redaktion und zeigt das frisch gedruckte Narrenblatt. Gefräßige Maikäfer fallen heute nicht mehr über den Ort her, aber sie gaben 1958 der Narrenzunft Käfersieder ihren Namen.

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Die tragen blaue Fuhrmannskittel und eine Holzmaske mit ausgestreckter Zunge als Zeichen für Bauernschläue. Dazu schwingen die Käfersieder ein Netz, das ein Cacher sein könnte. Die Frage: „Fanget ihr Fische?“ werde immer wieder gestellt, aber Margret Schamberger erklärt: „Das Netz ist ein Fänger speziell für Maikäfer.“ Den Blattfressern sollte im Gülleloch der Garaus gemacht werden, aber widerspenstig krochen sie in Scharen wieder heraus und fraßen weiter. „Dieser Frevel stank zum Himmel und verlangte nach Rache“, erzählt Margret Schamberger, dass man zu härteren Maßnahmen griff. Im zweiten Anlauf landeten die Übertäter in den Kesseln des Waschhäuschens am Saubach, in den man dann die dunkle Brühe ableitete. Und sie fügt schmunzelnd hinzu: „Die floss dann ‚gen Singen, wo gerade die Räude grassierte. Die Singener mussten trinken, was aus Mühlhausen kam und wie es heißt, wurden sie von der Seuche befreit.“

Die Mühlhauser Käfersieder in Aktion Video: Christel Rossner

Auch ohne Plage schwingen heute bei Umzügen gut 30 Käfersieder ihr Netz, darunter auch die neu gegründete Seniorengruppe. „Die ziehen auch ohne Maske mit, denn das Tragen mit eingeschränktem Blickfeld ist schon anspruchsvoll“, weiß auch Käfersiederin Marion Henninger. Die handgeschnitzten Unikate bleiben in der Regel auch in den Familien, sorgsam wird auch mit dem Häs der Zunft umgegangen. Es ist bemalt und zeigt auf den Fuhrmannskitteln und Bundhosen krabbelnde Maikäfer und ihre Vernichtung im Siedekessel. Zum Pinsel greift seit Jahren schon Regina Heim, sie frischt die Farben auf und bemalt neue Kittel. „Aber in diesem Jahr kann sie sich Zeit lassen, die Dorffasnacht läuft ja nicht“, lässt sich auch Margret Schamberger nicht unterkriegen.

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