Mühlhausen-Ehingen (pm/bie) Der legendäre Hohenkrähen-Burgvogt Popolius Mayer geistert bis heute vielerorts durch den Hegau: Die Hilzinger beanspruchen die Hoheit über die Ruine auf Duchtlinger Gemarkung, in Singen wird der Geist des Poppele Jahr für Jahr zur Fasnet wieder belebt und in Mühlhausen könnten die Gebeine des längst Verstorbenen verwahrt sein. Nun wurde auch der Poppele-Brunnen an der frisch sanierten Schlossstraße vor der Mühlhauser Pfarrkirche zum Abschluss der Straßenbauarbeiten erneuert, wie Ortschronist Helmut Fluck aus Mühlhausen-Ehingen berichtet. „Ein ganzes Ensemble ist entstanden und auch Sitzgruppen hat man aufgestellt“, berichtet er in einer Pressemitteilung. Jene Gerüchte, dass die Sagenfigur in der nahen Pfarrkirche begraben sein soll, seien bisher aber nie bewiesen worden.

Über 190 Jahre sei es aber her, dass die Gruft im Chor der Pfarrkirche Mühlhausen erstmals geöffnet wurde, um der Sache auf den Grund zu gehen. Damals sei ein Schwert gefunden und der Herrschaft Reischach übergeben worden, wie Fluck herausgefunden hat: „Angeblich kam das Schwert mit goldenem Knopf nach Wien, ist bisher aber nicht mehr aufgetaucht“, schreibt Fluck. Die Herrschaftsfamilie Reischach ist bis heute Eigentümer des Hohenkrähen und hatte – wie Fluck berichtet – die Grablege in der Kirche „Auf Lebern“. Auch ein Radsporn habe sich in der Gruft gefunden und sei der Herrschaftsfamilie von Hornstein übergeben worden, die zu jener Zeit noch Rechte in Mühlhausen gehabt haben soll. Der Radsporn habe einen Platz im Bietinger Schloss gefunden.

Laut dem einstigen Pfarrer Albert Riesterer, dem die Regionalgeschichte immer besonders am Herzen lag, sei die Gruft im Chor in den 1930er-Jahren erneut archäologisch untersucht worden. Außer den Hinweisen des Pfarrers liegen laut Fluck aber keine weiteren Berichte über diese Untersuchung vor. Aber das Jahr 1958 ist aktenkundig. Damals haben der Pfarrer und Vertreter der Singener Narrenzunft den Poppele-Brunnen eingeweiht, ein Jahr später sei eine Kupferplatte mit einer reliefartigen Darstellung von Poppeles Lebenslauf neben dem Nordeingang der Kirche angebracht worden. Gestiftet habe sie der Singener Peter Oexle. Inzwischen befinde sich die Tafel am Trafohäuschen neben dem Poppele-Brunnen. „Sie wurde 1984 als nicht würdig an einem Gotteshaus empfunden, entfernt und zwischengelagert im Keller des Pfarrhauses“, weiß Fluck zu berichten.

Bei einer Renovierung des Innenraums der Kirche in Mühlhausen habe Pfarrer Riesterer in den 1960er-Jahren erneut die Gelegenheit genutzt, die Gruft zu untersuchen. Das Skelett einer Frau und eines Kindes seien gefunden worden. Laut Riesterer habe es sich um Mutter und Kind gehandelt. „Sie gehören zum Geschlecht des Herrn Diethelm vom Krähen, der 1225 gestorben war und keine Erben hinterließ“, schreibt Fluck im Rückgriff auf die Erkenntnisse des Pfarrers. Damals sei auch das Geheimnis des Poppele so interpretiert worden, dass in der Gruft die Herrscher von Friedingen und andere Geistliche ihre letzte Ruhestätte gefunden haben und es durchaus möglich wäre, dass auch Popolius Mayer dort beerdigt sein könnte.