In Löffingen wird im Museum Aero:Nautika ein Stück Zeitgeschichte erhalten. Es erinnert an Schicksale vor allem junger Menschen aus dem Zweiten Weltkrieg, bietet aber auch Einblicke in die Weltgeschichte.
„Wir möchten nicht nur aufzeigen und informieren, dieses Museum ist als Mahnmal gedacht in einer Zeit, in der immer mehr Autokraten an die Macht kommen“, so Werner Kilchling, der zusammen mit seiner Ehefrau Annette Schmidt-Kilchling das Museum eröffnet hat.
Viele Exponate sind Zeitzeugen vor allem des Luftkriegs im Zweiten Weltkrieg über dem Schwarzwald und der Baar, die stetig erweitert und ergänzt werden.
Der ehemalige Laborarzt Werner Kilchling ist nach wie vor mit seiner zwölfköpfigen Forschungsgruppe Luftfahrt unterwegs, durchforstet die Archive in Deutschland, Frankreich, England und den USA. Vor allem ist das Freiburger Militärgeschichtliche Forschungsamt eine große Fundgrube.
Ihm geht es unter anderem darum, Flugzeugwracks vor allem in Süddeutschland und im Elsass zu identifizieren und den geborgenen Leichnamen ihre individuelle Lebensgeschichte zurück zu geben. Dieses Museum soll eine Mahnung gegen jegliche Kriegsaktivitäten sein und besonderes an die vielen jungen Piloten erinnern, die zu Tode kamen.

Werner Kilchling engagierte sich auch seit über 60 Jahren bei der Rettungstauchergruppe Pinguin in Freiburg. Weit über 200 Badetote, ob aus den Bayrischen Seen oder auch aus dem Titisee, wurden durch die Gruppe geborgen. So auch ein italienischer Junge, der im Titisee ertrank.
Mehrere Flugzeugwracks im Titisee
Hier entdeckte Werner Kilchling auch ein Jagdflugzeug, welches allerdings bis heute nicht geborgen werden durfte. Mit seiner Crew ortete er fünf Flugzeugwracks im Titisee mittels Sidescansonar und Magnetometer.
Eine davon ist die Junkers JU 52, die auf dem zugefrorenen Titisee einbrach. Glücklicherweise konnten alle Verletzten – meist wurden diese Flugzeuge für Verletztentransporte eingesetzt – von Bord geholt werden.

Jeder Flugzeugabsturz wurde penibel dokumentiert, sodass die Absturzstellen bekannt sind. Nach diesen Aufzeichnungen werden mit entsprechendem Equipment nach Metallteilen gesucht, ob an Land oder in den Seen.
Vor allem wurden dann auch die noch lebenden Zeitzeugen gefragt, welche meist noch weitere Informationen geben konnten So beispielsweise über den Absturz zweier amerikanischer Bomber 1944 über Dittishausen und Schollach.
Die Zeitzeugen sterben aus, die Geschichte geht verloren. Das ist der Grund für das Ehepaar Kilchling, mit ihrem imposanten Museum die Geschichte lebendig zu erhalten. So ist sicherlich den jüngeren Menschen kaum noch bekannt, dass es in Hüfingen während des Krieges für kurze Zeit einen Militärflugplatz gab. Von hier aus starteten viele junge Piloten zu Einsätzen – und wohl oft in ihren Tod.
Ausschlaggebend für die Suche nach einem Museum war letztlich ein russischer Hubschrauber, der in der ehemaligen DDR als Kampfhubschrauber und später bei der Bundeswehr als Rettungshubschrauber im Einsatz war.
Dieses riesige Ausstellungsstück hatte ein Freiburger Geschäftsmann erworben und nach dessen Insolvenz in den Besitz der Kilchlings übergeben. Heute ist er wie viele andere Exponate im Museum zu bewundern.

Aber es gibt, dem Namen des Museums entsprechend, noch einen zweiten Teil des Museums. Den hat Werner Kilchling seinem Freund und Taucherkollegen Klaus Keppler gewidmet. Dieser war weltweit unterwegs, so auch im Pazifik. Hier fand er auch ein Schiffswrack des legendären Piraten Sir Henry Morgan vor Haiti.
Cimbria-Untergang weitgehend unbekannt
In Löffingen hat Walter Kilchling dem Untergang der Cimbria im Jahr 1883 gewidmet – mit letzten Zeugnissen der größten zivilen Schiffskatastrophe, die es in Deutschland gab.
Der Dampfer war von Hamburg nach Amerika gestartet, an Bord waren über 400 Passagiere und 91 Besatzungsmitglieder, nur 39 konnten beim Untergang des Schiffes gerettet werden. „Während der Untergang der Titanic überall bekannt ist, hat in Deutschland kaum einer von dieser Katastrophe gehört“, so Kilchling.