Eine geschichtliche Epoche ist nie ganz zu Ende erzählt. Auch nicht die Endphase des Zweiten Weltkriegs in unserer Region. Das weiß auch der Hüfinger Hobby-Historiker Rolf Ebnet. Der 69-Jährige ist in Döggingen aufgewachsen. Er hat die Zeit rund um das Kriegsende beleuchtet.
Ebnet ist seit 1983 begeisterter Hobby-Flieger und kreist mit einer Ryan PT 22 oder auch mal mit dem Fieseler Storch über die Region. Seit Jahren recherchiert und beschäftigt er sich mit der Geschichte der Luftfahrt in der Region und mit besonderem Bezug auch zu den letzten Tagen der Luftkämpfe zwischen deutschen und US-Amerikanischen Piloten vor der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945. Zur Geschichte der Flugplätze im Schwarzwald-Baar-Kreis, die vor allem militärischen Zwecken dienten und zu tragischen Abstürzen im Jahre 1944 hat er schon Bücher veröffentlicht.
Genau an diesem 80. Jahrestag, am 8. Mai, wird er in einem Vortrag zusammen mit Fred Trendle, aus Kirchen-Hausen, im Programm des Baarvereins über die letzten Kriegstage berichten. Da Fred Trendle zu den Kampfeinsätzen der deutschen und französischen Bodentruppen recherchierte und Rolf Ebnet die Luftkämpfe im Fokus hat, war die Aufteilung des Vortrages schon gegeben.
Immer wieder neue Zeitzeugenhinweise
„Mir ist es bei meinen Recherchen immer wichtig, noch mit Zeitzeugen zu sprechen, die jedoch altersbedingt immer weniger werden“, stellt Rolf Ebnet fest. Da er jedoch einen relativ guten Bekanntheitsgrad habe, kämen immer wieder Personen auf ihn zu, die zu den letzten Kriegstagen und den Tagen danach noch Hinweise haben. Die Situation im April 1945 sei von vielen, heftigen Kämpfen und vielen tödlichen Verlusten auf beiden Seiten geprägt.
Fred Trendle nennt auch die Gründe für die Heftigkeit der letzten Kriegstage. Nachdem der südbadische Raum nahe der Schweizer Grenze von unmittelbaren Kriegsereignissen während des Zweiten Weltkriegs weitgehend verschont geblieben war, kam es Ende April 1945 durch den Rückzug des 18 SS-Armeekorps unter der Führung von SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Georg Keppler zu einer neuen Situation.
Ab dem 23. April 1945 zogen die SS-Verbände durch den Südschwarzwald in Richtung Bayern in den Räumen Bad Dürrheim, Aasen, Marbach, Klengen, Immendingen, Zimmern und im Raum Blumberg (Behla, Achdorf, Fützen, Randen) zu schweren Kämpfen mit französischen Einheiten, die die genannten Dörfer schon ab dem 21. April 1945 besetzt hielten und so dem anmarschierenden Armeekorps den Weg in Richtung Bodensee versperrten.
Auch Opfer in der Zivilbevölkerung
Hierbei kam zu erheblichen Verlusten unter den Soldaten beider Seiten und wie in allen Kriegen auch zu Opfern unter der Zivilbevölkerung. Den oben genannten Dörfern wurden durch die Kampfhandlungen teilweise schwere Zerstörungen zugefügt.
Rolf Ebnet berichtet dazu: „Der Luftkampf wurde seitens der Allierten hauptsächlich von US-Amerikanischen Piloten in Republic ‚Thunderbolt‘ Kampfflugzeugen geführt. Von Stuttgart aus flogen sie strategische Ziele an, um den französischen Bodentruppen Unterstützung zu geben.“

Das deutsche Luftgeschwader war auf Flugplätzen in Donaueschingen und Hüfingen stationiert und hielt in den Messerschmitt ME-109 Jagdfliegern dagegen. Zu bemerken sei, dass die deutsche Seite sowohl was die Flugzeuge als auch die Piloten betraf, deutlich in der Unterzahl gewesen sei.

Der Luftkrieg in der Region habe jedoch schon deutlich früher begonnen. Da nach der Bombardierung größerer Städte, schon 1944, wie Stuttgart und Freiburg die großen Ziele erst mal ausgegangen waren, nahm man kleinere Städte und Gemeinden strategisch ins Visier und so sind die Bomber zum heutigen Schwarzwald-Baar-Kreis ab Februar 1945 gekommen.
Bomber zerstören Infrastruktur
„Die Zerstörung struktureller Einrichtungen wie Bahnhöfen, Behörden und Bahngleisen sollten auch den aus dem Elsass vorrückenden französischen Bodentruppen den Vormarsch erleichtern“ erklärt Rolf Ebnet zur damaligen Situation. Im Vortrag beim Baarverein werde er über einige Beispiele von dramatischen Luftkämpfen im Landkreis zum Ende des Krieges berichten.
Schwerer Luftkampf über dem Brigachtal
Noch am 22. April 1945 habe es über dem Brigachtal einen Luftkampf zwischen zwölf deutschen und zwölf alliierten Jagdfliegern gegeben.
Er werde auch berichten können, wie die Gemeinden und die Bevölkerung beispielsweise mit der Einquartierung von Piloten, Mechanikern und anderen Soldaten belastet waren. Es gebe anschauliche Listen zur Unterbringung allein in Bräunlingen von über 130 Personen in Gasthäusern , Bäckereien, Schulen und Privatwohnungen. Die Bevölkerung sei bis zuletzt noch stark in Kriegshandlungen einbezogen worden.
Manche Zeitzeugen sprechen erst spät
Viele Zeitzeugen hätten lange geschwiegen oder seien gar nicht befragt worden und erst durch nachdrückliche Recherchen kämen noch einige unbekannten Sachverhalte ans Licht. Das sei doch immer viel Aufwand, aber oft entstehe nur aus vielen Quellen ein Gesamtbild.
„Wir wissen bei weitem noch nicht alles, doch mir ist es ein Anliegen vielleicht noch tragische Schicksale mit aufklären zu können“, erklärt Rolf Ebnet sein Engagement. Eine Veröffentlichung der letzten recherchierten Ergebnisse könne er sich gut vorstellen und werde das mit seinem Partner Fred Trendle und dem Baarverein noch abstimmen.