Mit dem Angriff hatte kaum jemand in Bräunlingen gerechnet. Doch in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs traf es die Region hart. Donaueschingen wurde am 22. Februar 1945 in Schutt und Asche gelegt. Nur zwei Tage später, am 24. Februar, wurde dann auch Bräunlingen das Ziel eines Fliegerangriffs der Alliierten.
Ein unerwarteter Angriff
Gegen 15.30 Uhr trafen die Bomben zunächst die Gastwirtschaft „Bahnhofsrestauration“ des Land- und Gastwirts Friedrich Hummel. Sowohl das Wohnhaus als auch das Ökonomiegebäude waren stark beschädigt.
Verheerend waren jedoch die zwei Bomben, die in der Sommergasse einschlugen. Das Haus Nummer 28 wurde besonders in Mitleidenschaft gezogen. Die ehemalige Kinderschule an der späteren Hausnummer Sommergasse 26 wurde vollkommen zerstört.
In diesem Haus wohnten vier Familien. Sophia Baschnagel (42) und vier ihrer sieben Kinder verloren in den Trümmern ihr Leben. Die Namen der Kinder: Brunhilde (4), Sophie Eleonore (7), Johann, Rufname Hans (8) und Helmut (9). Der Vater war als Soldat im Krieg. Drei Kinder waren zum Zeitpunkt des Angriffs nicht Zuhause. Die Familie wohnte im Erdgeschoss des Hauses.
Zeitzeugen berichten
Viktor Hauser (Jahrgang 1928) berichtete 2014 von dem Angriff. Der ehemalige Hauptamtsleiter und Bräunlinger Chronist, Joachim Schweitzer, sprach mit dem damals noch lebenden Zeitzeugen. Hauser war seinem Bericht zufolge im Schopf gegenüber dem Wohnhaus seiner Familie (Sommergasse 20) mit dem Aufschichten von Holz beschäftigt gewesen. Bei ihm waren die vier später tödlich verschütteten Kinder der Familie Baschnagel.
Als der Fliegeralarm losging, rief Frau Baschnagel ihre Kinder zu sich ins Haus. Nur wenige Minuten später schlug die Bombe ein und die Trümmer verschütteten alle Menschen. Aus der nahen Stadtkirche kamen Dekan Hanner und Vikar Ley rasch zur Unglücksstelle. Zusammen mit Nachbarn und anderen Helfern begannen sie mit der Suche nach den Vermissten.
Plötzlich ist das Zuhause weg
Fritz Merz (Jahrgang 1933), dessen Familie ebenfalls im bombardierten Haus wohnte, berichtet, dass er in der nahen Kirche zur Beichte war und nach dem Alarm im Schutzraum der Kirche die Einschläge hörte.
Nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, rief jemand, dass die Sommergasse betroffen war. Er rannte sofort nach Hause und sah das zerstörte Haus. Als er eintraf, wurde gerade seine Mutter verletzt aus dem Schutt geborgen. Seine Geschwister Wolfgang, Lisbeth und Heinz waren bereits frei und seien wie durch ein Wunder nicht verletzt worden.
Frau Baschnagel habe sich mit ihren Kindern im Hausflur aufgehalten, wo sie auch später tot gefunden wurden. Hans Baschnagel fand man erst einen Tag später im Schutt.
Fliegeralarm war Teil des Alltags
Wolfgang Merz (Jahrgang 1931) gab im Jahr 2016 folgende Darstellung: „Der Fliegeralarm löste zunächst keine Reaktionen aus, da man wie bei vorhergegangenen Alarmen davon ausging, die Flieger fliegen über Bräunlingen zu anderen Zielen hinweg. Als dann jedoch sechs Jagdbomber über Bräunlingen kreisten, sind wir alle ins Haus gegangen.“
Der Augenzeuge berichtete weiter: „Zuerst war eine entfernte Detonation zu hören, was wohl der Einschlag am Bahnhof war. Dann machte es einen Schlag und kurzer Funkenflug war sichtbar. Dann war es vom Staub stockdunkel. Mein Vater und wir Geschwister standen bis über die Knie im Trümmerschutt. Die Mutter, die im Raum zuvorderst stand, war bis auf den Kopf völlig im Schutt versunken.“
„Wir konnten uns selbst vom Schutt befreien und danach gemeinsam mit eingetroffenen Helfern die Mutter ebenso. Nachdem ich aus dem Haus kam, sah ich, wie Dekan Hanner und Vikar Ley mit Nachbarn nach der Familie Baschnagel gesucht haben“, erzählte Merz.
Wucht der Bomben deckt Dächer ab
Eine weitere Bombe schlug auf der Straße ein und beschädigte die Wasserleitung und den Gussbrunnen. Durch die Wucht der beiden Bomben wurden Häuser in der Sommergasse und rückseitige Dächer der heutigen Zähringerstraße beschädigt, überwiegend wurden die Dächer abgedeckt, Fenster und Türen eingedrückt.