Rund 700 Quadratmeter, darauf hohe Büschel Gras und eine Menge verwilderte Büsche: Irgendwann einmal soll auf dieser verwachsenen Fläche im Villinger Wohngebiet Haslach der Traum vom eigenen Zuhause für Christian Neininger und seine junge Familie wahr werden. Doch aktuell sorgt das Bauland-Grundstück eher für einen mittleren Alptraum für den jungen Vater – der Grund: der Grundsteuerbescheid. Mehr als neun Mal so viel wie bisher soll Neininger nun berappen.
123,76 Euro hat das verwilderte Grundstück den Villinger bislang pro Jahr gekostet. Nach der Grundsteuerreform muss er 1128,47 Euro jährlich einplanen. Dabei hat die Familie mit ihrem wenige Wochen alten Baby derzeit viele andere Ausgaben zu stemmen. „Dafür, dass es nur ein Stück Wiese ist, ist es schon sehr heftig“, findet Christian Neininger. „Das stellt eine erhebliche Belastung dar.“
Höhere Kosten sollen Anreize für Bebauung schaffen
Kampf den Baulücken wie der von Christian Neininger aus Villingen – das ist auch eine Intention der neuen Grundsteuer. Sie soll in Zeiten von Bauland-Mangel einen finanziellen Anreiz schaffen, solche Flächen zu bebauen oder gegebenenfalls zu veräußern.
„Seit der Grundsteuerreform 2025 können Kommunen fakultativ eine zusätzliche Grundsteuer C auf baureife, unbebaute Grundstücke mit dem Ziel erheben, Spekulation mit Grundstücken verhindern und Anreize zur Bebauung schaffen“, erklärt Thomas Haller, Vorsitzender des Eigentümerverbands Haus und Grund Baden. Dafür können die Kommunen aus städtebaulichen Gründen einen höheren Hebesatz festlegen.
Der VS-Gemeinderat prüft die Grundsteuer C
Die Stadt Villingen-Schwenningen hat bislang keine Grundsteuer C eingeführt. Im Dezember 2024 hat der Gemeinderat die Verwaltung jedoch mehrheitlich beauftragt, die nötigen Voraussetzungen bezüglich der Einführung zu prüfen.
Bis dahin gilt hier die Grundsteuer B mit dem Hebesatz von 422 Prozent, egal ob das Grundstück bebaut ist oder nicht. Alles was zählt, ist der Bodenrichtwert in dem jeweiligen Gebiet – und die Größe der betreffenden Fläche.
Christian Neininger jedenfalls will sich auf diese Weise nicht zu einem Verkauf seines Grundstücks drängen lassen. Denn eigentlich wollte er das Stückchen Land, das seit den 1960er-Jahren in Familienbesitz ist, schon längst selbst zu einem Zuhause für sich und seine Familie machen. Ebendarum hat er es vor einigen Jahren seinem Großvater abgekauft.
Hohe Baupreise stoppen die Bau-Pläne
Doch die hohen Baupreise machten dem jungen Mann einen Strich durch die Pläne vom neuen Heim. Der Traum vom Eigenheim war finanziell plötzlich nicht mehr machbar, fürs Erste muss die Familie in ihrer Mietwohnung in Villingen bleiben.
Doch Christian Neininger hat die Hoffnung nicht aufgegeben, irgendwann einmal aus dem Fenster des eigenen Häuschens auf sein Grundstück blicken zu können. Sein Opa, dem das Land einst gehörte, ist inzwischen zwar verstorben. „Aber meine Oma würde sich darüber auch sehr freuen“, so der junge Vater.