Die neue Grundsteuer sorgt für Wirbel in VS: Steigerung um das Zehnfache und mehr erschüttern viele Doppelstädter. Zu den Verlierern der Neuberechnung gehören vor allem Hausbesitzer mit Garten. Der SÜDKURIER hat die krassesten Fälle dokumentiert.
13-mal so viel wie bisher
Rentnerin Elfriede Haas lebt in der Villinger Südstadt in dem 1906 erbauten Häuschen, das einst schon ihrem Großvater gehört hatte. 1970, vor 55 Jahren, ist sie selbst mit ihrer Familie dort eingezogen. 77,90 Euro Grundsteuer hat die Villingerin bislang für das alte Haus bezahlt, nun flatterte ihr der Bescheid über 1024,19 Euro ins Haus. „Das finde ich unverschämt und völlig inakzeptabel“, so die Seniorin. Doch damit nicht genug: Für ein Siedlerhaus in der Südstadt, das früher ihren Schwiegereltern gehörte und das Elfriede Haas nun vermietet hat, werden statt 211,71 Euro nun 1266,51 Euro fällig – eine Steigerung um das Sechsfache, das nun am Ende ihre Mieter bezahlen müssen. „Es steht in keinem Verhältnis“, klagt die Rentnerin.
Viermal so viel wie bisher
Seit 1997 besitzen Petra und Otto Wagner ihre gemütliche kleine Doppelhaushälfte mit Garten in der Südstadt. Erbaut wurde das Siedlerhäuschen in den 1950er-Jahren. Bisher musste das Rentner-Ehepaar 169,44 Euro jährlich für die Grundsteuer einplanen. Dies hat sich drastisch verändert: 715,04 Euro stehen im neuen Bescheid unter dem Strich. Eine happige Erhöhung für die beiden. „Was uns so bitter aufstößt, ist die Ungerechtigkeit“, sagt Petra Wagner. Gleichzeitig werde die Grundsteuer für Besitzer von Millionenobjekten auf kleinen Grundstücken, beispielsweise in der Villinger Innenstadt, nämlich günstiger oder steige nicht so stark.

Viermal so viel wie bisher
Michael Sommer hat sein Elternhaus im Kurgebiet in Villingen seit 20 Jahren vermietet. Das Einfamilienhaus mit Garten ist Baujahr 1959. Auf seine Mieter wartet zum Jahr 2025 allerdings eine wahrlich böse Überraschung: Die Grundsteuer ist von 611,88 Euro im Jahr auf 2.582,13 Euro gestiegen – mehr als das Vierfache des bisherigen Betrags. Die Nebenkosten für Michael Sommers Mieter steigen damit deutlich. „Ich bin sehr verärgert“, sagt der Rentner, der selbst in einer Nachbargemeinde lebt. Der Garten des Villinger Hauses sei zwar groß, aber nicht bebaubar. „Ich hätte da gar keine Möglichkeit, einen Teil des Grundstücks zu verkaufen“, stellt er klar.
Dreimal so viel wie bisher
Ein Einfamilienhaus Baujahr 1924 im Schwenninger Stadtteil Neckarstadt mit kleinem Garten bewohnt Karl-Heinz Metzner. Auch für ihn wird‘s jetzt deutlich teurer: 82,15 Euro standen bislang in seiner Grundsteuer-Rechnung, nun soll er 262,27 Euro jährlich berappen. „Das ist wirklich eine drastische Steigerung“, so der Schwenninger erbost.
Zweimal so viel wie bisher
Francois Bonté lebt im Teilort Pfaffenweiler in einem Einfamilienhaus mit Garten. Dafür wurden bis dato 323 Euro Grundsteuer im Jahr fällig. 595,23 Euro will die Stadt ab 2025 von dem Bürger haben. Francois Bonté ist entsetzt. „Man kann ja mehr bezahlen, aber das Doppelte ist schon hart“, sagt er. „25 Prozent mehr hätte man schon schlucken können.“
Anderthalbmal so viel wie bisher
Familie Andreas und Dorothea Weißer besitzt ein Reihenmittelhaus im Golden Bühl. „Bisher zahlten wir 208 Euro Grundsteuer und nun 314 Euro. Das ist eine Erhöhung um 50 Prozent“, so Dorothea Weisser. „Gleichzeitig sind Krankenkassenbeiträge, Versicherungen, Energie- und Heizkosten sowie allgemeine Lebenshaltungskosten enorm gestiegen ohne nennenswerte Einkommenssteigerung“, klagt die Villingerin.

39 Prozent mehr wie bisher
Werner Letze und seine Frau leben seit 40 Jahren im Villinger Wohngebiet Warenberg. Schon bisher war es für das Ehepaar nicht gerade billig: 667,08 Euro Grundsteuer mussten sie für ihr Einfamilienhaus zuletzt bezahlen. Stolze 925,87 Euro sind es ab 2025 – 258,79 Euro mehr unter dem Strich. „Das stößt mir schon sauer auf, dass das so viel mehr ist. Meine Rente ist leider nicht um 39 Prozent gestiegen“, ärgert sich Letze. „Bei einer Steigerung um zehn Prozent hätte ich nichts gesagt, aber das ist zu viel.“ Dazu komme, dass alles andere – Autoversicherung, Heizen, Lebensmittel – auch deutlich teurer geworden ist. „Die Eigenheimbesitzer mit Grundstück werden mit der Reform zu arg belastet“, findet Werner Letze.
Halb so viel wie bisher
Hansjörg Fütterer, Eigentümer einer Doppelhaushälfte in VS-Rietheim, ist einer der Bürger, der von der Neuberechnung der Grundsteuer einen positiven Effekt hat: Er spart künftig bares Geld. Statt 422,19 Euro pro Jahr muss er jetzt nur noch 224,25 Euro an die Stadtkasse überweisen.