Die Energiewende hat in Mühlingen schon längst begonnen. Dies betonte auch Mühlingens ehemaliger Bürgermeister, Manfred Jüppner, in einer kurzen spontanen Rede bei der offiziellen Eröffnung des Solarparks Berenberg. Unter den Teilnehmern war auch der neue Bürgermeister, Thorsten Scigliano, der jedoch Jüppner gerne die Bühne überließ.

Ex-Bürgermeister Manfred Jüppner: „Hätte es in der Gemeinde Mühlingen nicht auch Bürger, die sich an solch einem Projekt hätten ...
Ex-Bürgermeister Manfred Jüppner: „Hätte es in der Gemeinde Mühlingen nicht auch Bürger, die sich an solch einem Projekt hätten beteiligen wollen?“ | Bild: Timm Lechler

Jüppner hatte den langen Prozess von der ersten Anfrage über die Genehmigung bis hin zum Bau der Anlage begleitet. Diese Zeit sei nicht so einfach gewesen. Denn es war laut Jüppner nicht nur die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes notwendig, sondern auch eine Anpassung des Flächennutzungsplanes. Neben der Sorge, was der Gemeinderat wohl dazu sagen würde, und der Frage, wie es die Bürger sehen dürften, habe es viele verschiedene kleine Hürden gegeben.

Der Blick vom Steinbühl auf Mühlingen. Hier hatten einige Investoren den Bau einer Solaranlage im Blick, doch der Gemeinderat lehnte ab.
Der Blick vom Steinbühl auf Mühlingen. Hier hatten einige Investoren den Bau einer Solaranlage im Blick, doch der Gemeinderat lehnte ab. | Bild: Doris Eichkorn

Es sei ein Wettlauf gegen die Zeit gewesen, um die Anlage noch rechtzeitig fertigzustellen und um das nach dem alten Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgeschriebene Einspeiseentgelt zu erhalten, erklärte Bene Müller, Vorstand der Solarcomplex AG. Für Müller, der sich als Pionier in Sachen erneuerbarer Energie einen Namen weit über die Region hinaus gemacht hat, war dieser Tag ein Tag der Freude. Sein Unternehmen habe eher eine vermittelnde Rolle gehabt, erläuterte er. Betreiber sei die Bürgerenergie Rottenburg gewesen. Vertreten durch deren Vorstand Klaus Lehmann habe die Bürgerenergie die Anlage in Mühlingen finanziell betreut. Solarcomplex habe sie zwar gebaut und die technische Betriebsführung sowie die Überwachung übernommen, Investition und Erlös seien jedoch Sache der Rottenburger Genossenschaft. Rund 600.000 Euro hätten die Energiegenossen in die Freiflächen-Photovoltaik-Anlage mit 750 Kilowatt inklusive Zaun für deren Schutz investiert, sagte Bene Müller.

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Klaus Lehmann freute sich, Partner der Dreierbeziehung beim dem Energieprojekt zu sein. Neben der Solarcomplex AG und der Familie Forster, Eigentümerin des Grundstücks, benötige es ein starkes finanzielles Rückgrat für das Vorhaben, und das könne seine Bürgerenergie bieten. Zu diesem Thema hakte Jüppner nach: „Hätte es in der Gemeinde Mühlingen nicht auch Bürger, die sich an solch einem Projekt hätten beteiligen wollen?“ Bene Müller verwies auf das entsprechende Engagement, das dafür nötig sei. Nicht nur finanziell, sondern auch ehrenamtlich, wie man an Lehmann sehe. Solarcomplex sei jedoch offen für jeden, der sich im Bereich Energiewende anschließen wolle. Die Firma sei bereit, auch eine vermittelnde Rolle zu übernehmen und Partner zueinander zu bringen.

Klaus Lehmann bot seine Unterstützung ebenfalls an, sollte man in Mühlingen über Projekte mit Bürgerbeteiligung in diesem Bereich nachdenken. Er selbst sei einst über Umwege zur Bürgerenergie gekommen. Lehman betonte in diesem Zusammenhang, dass man alle Generationen mit einbeziehen und einbinden müsse, um auch nach Jahren keine überalterte Genossenschaftsstruktur zu haben. „Viele Vorstände solcher Genossenschaften kommen aus den Anfängen der Energiewende, und man muss darauf achten, dass die Wende weitergeht“, so Lehmann.

Was der Gemeinderat nicht wollte

Freiflächenanlagen sind nicht immer von allen gern gesehen, das hatte auch Manfred Jüppner im letzten Jahr seiner Amtszeit zu spüren bekommen. Er präsentierte seinem Gemeinderat Anfragen mehrerer Investoren, die landwirtschaftliche Flächen am Steinbühl im Blick hatten. Der Rat machte jedoch klar und deutlich, dass er dies ablehne.

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Hans Forster freute sich als Eigentümer der Fläche ebenfalls über den Start des Projekts. Er wolle es keinesfalls versäumen, betonte er, sich bei den Grundstücksnachbarn für ihr Verständnis und Entgegenkommen in vielfältiger Weise zu bedanken. Dann verkündete er, dass mit der Beweidung durch Tiere eines ortsansässigen Schäfer bereits in der kommenden Woche begonnen werden soll.