Der Gemeinderat von Mühlingen hat sich seit Jahren immer wieder mit der Umstellung der Feuerwehr-Alarmierung vom bisherigen Modell mit Funkmeldern auf digitale Meldeempfänger beschäftigt.
In der jüngsten Ratssitzung ist nun eine Entscheidung gefallen. Auf der Tagesordung stand die Vorstellung der Handy-App „Alamos“. Bürgermeister Thorsten Scigliano hatte dazu Yves Loriol von der Radolfzeller Firma it-tec, der die Software zur Zusatzalarmierung mitentwickelt hatte, eingeladen.
Kosten von Funkmeldeempfängern
Der bisherige Stand war dieser: Im Rahmen der Neubeschaffung von Funkmeldeempfängern für die digitale Alarmierung sollten insgesamt zehn dieser Empfänger eine Möglichkeit zur Rückmeldung besitzen – bei vier Feuerwehrabteilungen keine üppige Zusatzausstattung. Wobei auch noch nicht festgelegt war, wer diese Geräte dann letztlich bekommen sollte.
Die Zusatzkosten für einen digitalen Meldeempfänger mit einer Rückmeldefunktion würden sich auf 75 Euro pro Gerät belaufen, dazu kämen dann noch die Kosten für die dazugehörige Mobilfunknutzung und eine eigene Programmierstation, welche ebenfalls einmalig angeschafft werden müsste. Somit würden diese zehn Melder Zusatzkosten in Höhe von einmalig 1074 Euro und jährlich 395 Euro für den Mobilfunk verursachen.
Auf jedem Smartphone nutzbar
Während die Umstellung der Feuerwehren im Landkreis Konstanz offensichtlich mehr Zeit als ursprünglich geplant in Anspruch nimmt, gingen die Entwickler von „Alamos“ auf die Überholspur: Die App, welche theoretisch von jedem Smartphone aus genutzt werden kann, bietet jedem Feuerwehrmitglied die Möglichkeit, sich auch von unterwegs oder der Arbeitsstelle im Nachbarkreis schnell zu melden, und an die Kameraden im Gerätehaus eine – in deren Melder-Version – sichtbare Meldung abzusetzen.
„Durch unsere Nähe zu den Landkreisen Sigmaringen und Tuttlingen haben wir einige Kameraden, welche wir im Einsatzfall über die digitale Alarmierung nicht mehr erreichen können“, erklärte Kommandant Markus Riffler einen für ihn wichtigen Aspekt für die Entscheidung des Gremiums.
Diesem waren die gedanklichen Sprünge im Hinblick auf Meldeketten und -strukturen und auch Vorschriften, die es auch durch entsprechende Erlässe und Verordnungen des Innenministeriums einzuhalten gilt, nicht vertraut. So wurde im Mühlinger Gemeinderat die Frage aufgeworfen, ob man nicht auch mit einer einfachen Whatsapp-Gruppe denselben Informationsgrad für die wartenden Kameraden im Gerätehaus bieten könnte. Dies sei nicht erlaubt, erklärte Yves Loriol. Auch würde es sich im Einsatzfall um personenbezogenen Daten handeln, hier gelte es diese ausreichend zu schützen.
9000 Euro für App und Tablets
Für die neue Alarmierungs-Methode standen der Mühlinger Wehr und dem Gemeinderat mehrere Varianten zur Auswahl. Die einfachste Lösung war dabei, alle rund 100 Feuerwehrleute mit der App auszustatten, um auch die Alarmierung und Rückmeldung von Kameraden bei ihren Arbeitsstellen in den Nachbargemeinden zu ermöglichen.
Die dann vom Rat außerplanmäßig freigegebene Variante zum Preis von rund 9000 Euro sieht pro Fahrzeug außerdem einen Tablet-Computer vor, auf welchem viele Strukturen für den Einsatzfall hinterlegt werden können. So führte beispielsweise Mühlingens Ortsvorsteher Markus Traber, selbst Feuerwehrmann, an, dass gerade durch den großen Zuwachs an Neubaugebieten vielen Kameraden aus den Nachbardörfern nicht mehr jedes Haus und dessen bauliches Umfeld vertraut sei. Man könne so auch schnell auf einen Blick auf hinterlegte Informationen wie Hydranten-Pläne, Fließgewässer zur Wasserentnahme und viele andere Dinge zurückgreifen.
Stefan Schilling, Gemeinderat und Feuerwehrmann, ist überzeugt davon, dass mit der Entscheidung für die Zusatzalarmierung ein längst überfälliger Schritt in die Zukunft getan wurde. Und Mühlingens Bürgermeister Thorsten Scigliano sagte: „Es handelt sich hierbei nicht um ein ‚Wünsch Dir was‘ der Feuerwehr, sondern um unsere Pflicht als Dienstherr der Feuerwehr, deren Einsatzfähigkeit optimal zu stärken.“