Das Projekt ist groß, doch das Interesse an einer Infoveranstaltung war überschaubar. Die Gemeinde Mühlingen war Gastgeber bei dem Abend zur gemeinsamen Biotopverbundsplanung der Kommunen Mühlingen, Hohenfels, Orsingen-Nenzingen und Eigeltingen.
Nach einer kurzen Begrüßung startete Martin Dieterich, Leiter des Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN), mit der Vorstellung der Biotopverbundsplanung. In insgesamt sechs Punkten erklärte er, was überhaupt ein Biotopverbund ist.
Lebensräume sollen miteinander verbunden werden
Aufgeteilt in Kernbereiche, welche den diversen Arten als Dauerlebensräume dienen, sollen mit Verbundelementen durch neu hinzukommende Trittsteine im kleineren Flächenformat oder auch durch Korridore die Verbindungen zum nächsten Kernbereich geschaffen werden.
Die Kommunen vor Ort sollen bundespolitische Ziele durchsetzen
Auch die rechtliche Betrachtungsweise im Sinne des Bundesnaturschutz- und Landesnaturschutzgesetzes, sowie die zeitlichen Wunschziele von Bundes und Landespolitik spielen hier eine Rolle. Den Kommunen wird als Akteur vor Ort eine große Verantwortung übertragen. Sie sind es, die gemeinsam mit den Landnutzern vor Ort mitarbeiten sollen, um die von der Politik gesteckten Ziele zu erreichen. Dazu gehört auch zukünftig an Fördertöpfe für weitere Maßnahmen zu gelangen, die einen Baustein im kommunalen Finanzplan darstellen können.
Wie das Ergebnis aussehen könnte
So würde der Anteil der Biotopkernflächen aussehen, falls alles umgesetzt wird: Orsingen-Nenzingen 10,6 Prozent, Eigeltingen zehn Prozent, Mühlingen 5,4 Prozent und Hohenfels 3,6 Prozent.
Es wurden verschiedene Arten als Zielgruppen definiert: Neben Kiebitz, Braunkehlchen, Wiesenpieper und Feldlerche sind auch Gelbbauchunke, Laubfrosch und Zauneidechse sowie viele Wildbienen und Falter gefunden worden. Sie sollen in der Planung Korridore und Trittsteine erhalten, um ihre Art zu sichern.

Jeder kann Vögeln und Insekten helfen
Martin Dieterich erläuterte für die anwesenden Privatpersonen und Landwirte, wie jeder die Planungen unterstützen könne. Er traf bei Frohmut Schäfer-Auerswald aus Mindersdorf auf offene Ohren und ihre uneingeschränkte Zustimmung. Sie selbst und ihr ebenfalls anwesender Mann Hartmut leben dies bereits in ihrem naturnahen Garten.
„Wir versuchen immer wieder neue Dinge aus, lassen Äste an einer Stelle im Garten gezielt liegen, um Nistmöglichkeiten zu bieten, mähen unsere Grünflächen nicht zu oft und bieten Insekten durch die Aussaat von Wildblumen Nahrung und freuen uns daran, sie zu beobachten“, zähle Frohmut Schäfer-Auerswald auf. Aus ihrer Sicht könnten noch viel mehr Menschen in den ländlichen Gemeinden mit wenig Aufwand Nisthilfen für Vögel oder Insekten bieten.
Landschaftserhalt und Pflege habe eine gesamtgesellschaftliche Seite, so Martin Dieterich, der die Kommunen bat, auf eine insektenfreundliche Entwicklung zu achten. Er riet auch zum Verzicht von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln im Privatgarten zur Unterstützung für die Natur.

Wunsch nach Einbindung auf Augenhöhe
Aus den Reihen der Landwirtschaft meldete sich Andreas Deyer, der Kreisvorsitzende des BLHV und zugleich Ortsvorsitzender in Mühlingen, entschieden und deutlich zu Wort. Er lobte die Planungen, forderte aber, bei den kommenden Planungen die Landwirtschaft, ohne die eine Umsetzung vieler Maßnahmen nicht erreicht werden kann, auf Augenhöhe im Prozess einzubinden.
Die Botschaft kam bei den vier Bürgermeistern an. Eigeltingens Bürgermeister Alois Fritschi sagte: „Schön, dass Sie sich so deutlich geäußert haben. Ich kann Ihnen versprechen, dass für uns die Landwirte in diesem Prozess eine sehr wichtige Rolle übernehmen und wir darauf achten wollen, dass wir miteinander an den Planungen arbeiten.“
Alle vorgestellten Arten, um die sich die Planungen drehen, sind umgeben von landwirtschaftlicher Nutzung. Ihre Ansiedlung kam oftmals durch entsprechende Nutzung, aber auch wie im Falle von Mühlingen nach Beendigung der Produktion an einer Kiesgrube.