In den USA steigen die Eier-Preise aufgrund der Vogelgrippe, in Norddeutschland werden aus dem selben Grund Legehennen notgeschlachtet und außerdem steht noch Ostern steht vor der Tür. Muss man in der Region nun mit leeren Eier-Regalen rechnen? Wird der Preis für das beliebte Osterei explodieren, und welche Rolle spielt die USA dabei?

Der SÜDKURIER hat mit Christoph Hönig, dem Geschäftsführer des Hönig-Hofs in Mühlingen, und mit dem Präsidenten des Zentralverbands der deutschen Geflügelwirtschaft, Hans-Peter Goldnick, geredet. Dabei macht sich die Lage in den USA auch auf dem Hönig-Hof bemerkbar, wie Christoph Hönig verrät. Bei ihm laufen jeden Tag 140.000 Eier übers Band.

Was steckt hinter der aktuellen Sorge?

Dass Eier knapp werden, davon ist vielerorts zu lesen. Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg berichtet so auf seiner Internetseite von einer angespannten Versorgungslage. Eine Ursache sei der Ausbruch der Geflügelpest in Norddeutschland. Tatsächlich handelt es sich hierbei laut Christoph Hönig und Hans-Peter Goldnick um ein saisonales Phänomen, mit dem jedes Jahr zu rechnen sei. Auch wenn sich hinter den einzelnen Fällen tragische Schicksale verbergen, sei der diesjährige Seuchenzug „nichts Dramatisches“, erklärt Goldnick gegenüber dem SÜDKURIER.

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Hönig erläutert außerdem, dass die Dichte der Hühnerställe in der Region sehr gering sei und in Kombination mit üblichen Hygiene-Maßnahmen in den Ställen rechnet er nicht damit, dass die Seuche in der Region ein ähnlich verheerendes Ausmaß annehmen würde, wie beispielsweise in den USA. Dort treibt die Krankheitswelle die Preise extrem in die Höhe. Trotzdem lasse sich eine Infektion der Tiere mit der Vogelgrippe nicht komplett vermeiden. „Dieses Restrisiko habe ich leider“, so Hönig.

Gemäß den Angaben des Friedrich-Löffler-Instituts, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, sind deutschlandweit seit Jahresbeginn 19 Fälle der Vogelgrippe bei nicht wild-lebenden Tieren bekannt, in Baden-Württemberg ist ein Fall im Kreis Schwäbisch Hall bekannt, dabei handelt es sich um einen Putenmastbetrieb in der Nähe von Ilshofen.

Welche Rolle spielt die Vogelgrippe in den USA?

In den USA sorgt die Vogelgrippe für ein zu geringes Angebot an Eiern. Das Landwirtschaftsministerium in den USA berichtet über Preise von bis zu 10 Dollar (etwa 9,20 Euro) für ein Dutzend Eier. Hat das eine Auswirkung auf den deutschen Markt?

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Tatsächlich bestätigt Goldnick einen Einfluss, der sei aber nicht signifikant hoch. Auch Hönig bekam den amerikanischen Eier-Mangel schon zu spüren: Er habe Anfragen aus den Staaten bekommen, Eier an sie zu verkaufen. Für ihn komme das allerdings nicht in Frage. Denn er habe Verträge mit festen Abnehmern, die er dann nicht beliefern könne, erklärt Hönig.

Archivbild: In einem amerikanischen Frühstücksrestaurant klebt auf einer Speisekarte ein Aufkleber, der aufgrund des knappen Angebots ...
Archivbild: In einem amerikanischen Frühstücksrestaurant klebt auf einer Speisekarte ein Aufkleber, der aufgrund des knappen Angebots von Eiern einen Aufpreis pro Ei anzeigt. Foto: Kiichiro Sato/AP/dpa | Bild: Kiichiro Sato

Das Trend-Produkt Ei

Der eigentliche Grund, warum das Angebot an Eiern momentan knapp ist, ist laut Hönig ein anderer: Das Ei als Lebensmittel erfreut sich einer Renaissance. Vor wenigen Jahren noch im Zusammenhang mit dem Cholesterin-Spiegel geächtet, gelte es nun als regionales, nachhaltiges Superfood, erklärt Hönig. Ihn freue es, dass insbesondere die Nachfrage nach Bio- und Freilandeiern stark gestiegen sei.

Nach dem Ukraine-Krieg sei die Nachfrage nämlich zunächst stark gesunken, berichtet er. Laut Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung lag der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr 2022 bei 230 Eiern, im Vorjahr waren es 233. 2023 stieg er auf 236 Eier pro Kopf an und im Jahr 2024 liege er bei 244 Eiern, so Hönig – das ist eine Steigerung von acht Eiern pro Kopf.

Im Jahr 2022 sank der Eierverbrauch laut der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft in Deutschland auf 230 Eier pro Person. ...
Im Jahr 2022 sank der Eierverbrauch laut der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft in Deutschland auf 230 Eier pro Person. Hönig berichtet, dass er im Jahr 2024 auf 238 Eier gestiegen ist. | Bild: Josef Jaklin

Hohe Nachfrage – saisonale Knappheit

Hinzu kommt, dass zum Jahreswechsel aufgestallt wird: Hühnerhalter kaufen junge Hennen ein, die je nach Alter bis zu drei Monate brauchen, um Eier zu legen. Deutschlandweit sind die Produktionskapazitäten um diese Zeit üblicherweise gering. Außerdem kaufen Färbereien in den Wochen vor Ostern große Mengen an Eiern, um sie pünktlich zum Fest verkaufen zu können, erklärt Hönig.

Insgesamt 140.000 Eier pro Tag laufen bei Christoph Hönig über die neue Verpackungsmaschine. Davon stammen 70 Prozent aus Bio- und ...
Insgesamt 140.000 Eier pro Tag laufen bei Christoph Hönig über die neue Verpackungsmaschine. Davon stammen 70 Prozent aus Bio- und Freilandhaltung, berichtet er dem SÜDKURIER. | Bild: Josef Jaklin

Warum ist der Eier-Preis in aller Munde?

Wenn von steigenden Eier-Preisen die Rede ist, dann bezieht sich das auf die Preise auf dem sogenannten Spot-Markt, wo Rohstoffe wie Öl, Strom und auch Eier gehandelt werden. Zu diesem Markt haben die USA Zugriff, die ihren Mangel an Eiern durch Importe wettmachen wollen. Auf dem Spot-Markt ist die Nachfrage rasant gestiegen, entsprechend ist auch der Preis in die Höhe geschnellt.

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Wirkt sich das auf den Preis von Eiern im Supermarkt aus? Nein, denn die schließen direkt Verträge mit den Produzenten ab, erklärt Hönig. Diese Verträge würden einmal im Jahr unterzeichnet, üblicherweise im August, und regeln, wann wie viele Eier zu welchem Preis geliefert werden, so Hönig weiter. Großkunden seien jedoch von den Preisen auf dem Spot-Markt betroffen und so könne es passieren, dass sie auf den günstigeren Preis im Supermarkt ausweichen. Man müsse daher damit rechnen, dass „nicht jede Sorte in jeder Größe und Farbe in den Regalen steht“. Aber: „Jeder wird an Ostern Eier verspeisen können“, sagen Goldnick und Hönig unabhängig von einander.

„Dieses Restrisiko habe ich leider“, antwortet Christoph Hönig auf die Frage nach den Auswirkungen der Vogelgrippe auf seinen Betrieb.
„Dieses Restrisiko habe ich leider“, antwortet Christoph Hönig auf die Frage nach den Auswirkungen der Vogelgrippe auf seinen Betrieb. | Bild: Josef Jaklin

So geht der Hönig-Hof mit der gestiegenen Nachfrage um

Nachdem man langfristig mit einer weiterhin hohen Nachfrage rechnet, hat der Hönig-Hof bereits Pläne, darauf zu reagieren. Bis Oktober entsteht laut Hönig ein neuer Stall nach Kriterien des Tierschutzlabels Premiumstufe, der zusätzlich Platz für 12.000 Hennen biete.

Der Hof produziert nach Angaben Hönigs an vier Standorten 50.000 Eier pro Tag. Zusätzlich werden 90.000 Eier von elf Partnern vermarktet, insgesamt laufen also jeden Tag rund 140.000 Eier über die Hof-eigene Verpackungsmaschine. Ein Großteil davon stammen aus Bio- und Freilandhaltung. Was sagen andere Eier-Produzenten aus der Region über die Lage vor Ostern? Darüber berichtet der SÜDKURIER hier.