Menschen vor dem Ertrinken bewahren – das ist seit der Gründung im Jahr 1913 das Hauptziel der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Damit hat die DLRG eine enorm wichtige Aufgabe in der Bodensee-Region – auch in Zeiten der Corona-Pandemie. Doch wie bereiten sich die Wasserretter auf die nächsten Monate vor? Eine Frage, die sich aufgrund der Verordnungen als kompliziert erweist. Denn die Entwicklung der vergangenen Wochen hat auch Auswirkungen auf die Tätigkeiten der DLRG, denn nicht unmittelbar einsatzvorbereitende Präsenzmaßnahmen wie Schwimmbadtraining, Lehrgänge und Kurse, Sitzungen und dergleichen fallen bis auf Weiteres aus – so heißt es auf der Homepage. Doch was bedeutet das für die Wasserretter aus Moos, Öhningen und Radolfzell?
DLRG-Ortsgruppe Öhningen
„In diesem Jahr ist für uns alles ein bisschen anders. Es wird keine normale Badesaison geben, da bin ich mir sicher“, sagt Stefan Becker. Der Leiter für den Bereich Wachdienst/Wasserrettung hat, wie er selbst sagt, gemischte Gefühle, wenn er an die Sommermonate denkt. Das Schwimmenlernen falle für viele Kinder weg. Und Anfänger könnten das Erlernte nicht üben. „Es steht aktuell völlig in den Sternen, wann wieder Schwimmkurse stattfinden können“, ergänzt er. Dies sei schade, denn die Kurse seien restlos ausgebucht gewesen. Auch dass DLRG-Mitglieder nicht im Wasser trainieren können, sei ein Problem. „Das fehlt, keine Frage.“

Zudem befürchten Experten eine erhöhte Gefahr für kommende Badesaisons: Denn die Zahl an Ertrinkenden könnte durch die sinkende Zahl an schwimmfähigen Personen steigen. Mehr Einsätze also für die DLRG? „Diese Gefahr sehe ich auch. Damit müssen wir uns in den kommenden Jahren beschäftigen“, stellt Becker fest. Dies sei aber nicht die einzige Herausforderung. „Wie halten wir unsere Mitglieder?“ Eine Frage, die im Ehrenamt grundsätzlich Thema sei – durch die Krise aber noch mehr. Es sei schwierig, wenn gemeinschaftliche Aktivitäten ausfallen. „Normal veranstalten wir zur Eröffnung ein Grillfest“, sagt Becker. Auch das Seeschwimmen am 4. Juli sei schon abgesagt. Doch wie sieht der Alltag aktuell aus? „Wir können alles bestellen und herrichten.“ Niemand wisse, wann, ob und zu welchen Bedingungen beispielsweise Strandbäder geöffnet werden. „Wir müssen aber bereit sein, wenn grünes Licht gegeben wird.“
DLRG-Ortsgruppe Radolfzell
„Wir sind durch diese Situation natürlich gehandicapt“, sagt Steffen Mengele, Vorsitzender der Ortsgruppe Radolfzell. Man versuche, mit „virtuellen Trainings die Mitglieder bei der Stange zu halten“. Der Vorsitzende spricht das Szenario eines Einsatzes an: „Die Leute sind geistig und körperlich fit, die Boote sind im Wasser. Für uns hat sich also grundsätzlich erstmal gar nicht viel verändert.“ Allerdings sei der Umgang mit Patienten natürlich ganz anders. „Aber auch dafür sind wir gerüstet.“ Die vielen Herausforderung nehme man an: „Wir haben Vorstandssitzungen per Video und versuchen uns Tipps einzuholen, was wir derzeit tun können.“ Zum Beispiel für die Jugend. Da veranstalte die Ortsgruppe virtuelle Spiele und Quizduelle. Dennoch gebe es in Radolfzell auch Dinge, bei denen das Virus den Lebensrettern einen Strich durch die Rechnung gemacht hat: Der geplante Umzug der Wasserrettungswache konnte wegen der Krise nicht stattfinden, wie Mengele berichtet. Hadern will er aber nicht.
DLRG-Ortsgruppe Moos
Uwe Nehlsen, Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe Moos, macht sich viele Gedanken über Lösungsansätze. Das Training, die Schulungen und alle Gemeinschaftsaktivitäten fallen aus. „Unsere drei Haupteinnahmequellen fehlen in diesem Jahr komplett“, sagt er. Diese seien das Anfängerschwimmen, die Vermietung der Wachstation und das Büllefest. Das Inventar müsse nun also gut gepflegt werden, erklärt der Vorsitzende. Doch dem nicht genug. Aus seiner Sicht werde es zwangsläufig dazu kommen, dass Schwimmkurse in den kommenden Jahren überfüllt seien. „Da wird es ein Rückstau geben“, sagt er.
Die Badesaison 2020 werde zudem, auch wenn Bäder spät oder gar nicht geöffnet werden, eine Herausforderung. „Surfer und Stand-up-Paddler sind ja draußen. Wenn wir alarmiert werden, dann laufen wir ganz normal aus.“ Und dann müsse man mit großer Vorsicht agieren. „Weiß ich, ob diese Person infiziert ist? Nein. Und andersrum genau so wenig“, sagt Nehlsen. Auch wenn die nächste Zeit nicht einfach werde, gibt er sich zuversichtlich: „Unser Boot ist im Wasser, wir sind einsatzbereit. Die DLRG wird auch in dieser schwierigen Zeit ihr Möglichstes tun.“