Zwei Wochen nach der ersten öffentlichen Präsentation einer Unterschriftenliste gegen den Bau eines Mobilfunkmasts beim UNESCO-Weltkulturerbe an der Wangener Bucht hat sich der Widerstand aus Wangen nicht merklich erhöht.
Während der jüngsten Sitzung des Gemeinderats in Öhningen überreichte Initiatorin Hannelore Konz die Liste mit einem Quorum von einem Viertel der Einwohner Wangens. In der Sitzung für eine Entscheidung über den Standort eines Sendemasts in Wangen bahnte sich im Rat ein Kompromiss an: Mit acht zu sechs Stimmen soll nun die Anlage für den 4G-Mobilfunkstandard am Friedhof errichtet werden. Damit rückt die Sendeanlage näher ans Dorf heran und weiter weg vom Hinterhorn und den Pfahlbauten.
Immer wieder gab es Gründe gegen jeden vorgeschlagenen Standort
Die Entscheidung für einen geeigneten Standort der Telekom-Sendemastanlage dauerte insgesamt 18 Monaten an. Als Ursprung der nunmehr eineinhalb Jahre anhaltenden Diskussion innerhalb der politischen Gremien sowie der Bürger kann der Wunsch der Gemeinde nach einer Einflussnahme für den Standort angesehen werden. Denn der Bau auf einem gemeindeeigenem Grundstück schränkte strategisch den Prozess eines privatwirtschaftlichen Aushandelns ein.

Dieser Befriedungsprozess stieß dennoch an seine Grenzen. Immer wieder tauchten Widerstände mit ganz unterschiedlichen Gründen aus der Bevölkerung auf. Und je länger die Diskussionen andauerten, desto weiter wanderte der potenzielle Standort der Sendeanlage (geografisch gesehen) aus dem Dorf hinaus – von der Höri-Strandhalle über den Friedhof bis zum Hinterhorn an der Wangener Bucht.
Sendemast in der Schweiz hat nicht genug Leistung
Der Wunsch der Initiative nach einer Versorgung über Schweizer Staatsgebiet scheiterte aufgrund der unzureichenden Sendeleistung der Telekom-Anlage am Standort Mammern. Die teilte der Bauherr Deutsche Funkturm auf Anfrage des SÜDKURIER mit. Die geplante Modernisierung auf den LTE-Standard am Schweizer Standort hätten keine wesentlichen Auswirkungen auf die Versorgung der Innenräume für die Wangener Bevölkerung mit mobilem Internet, präzisierte der zur Ratssitzung eingeladene Kommunalbeauftragte für den Mobilfunk Baden-Württemberg der Deutschen Telekom, Daniel Eger.
Das Signal für die Sprachversorgung könnte zwar vom Endgerät als LTE-Standard erkannt werden; doch auch hier könnten Gespräche abbrechen. Das Ziel der Deutschen Telekom sei, die Ortschaft zukunftsfähig auszubauen, so Daniel Eger. Dafür benötige sie einen optimalen Standort vor Ort. Man könnte es zwar wagen an der Wangener Bucht den Mast zu bauen, doch angesichts des Bedenkens aus der Bevölkerung empfahl Eger eine Sendeanlage am Friedhof. Könne der Rat jedoch keine Entscheidung für Wangen fällen, so erwäge die Telekom, das Projekt vorerst zurückzustellen und in anderen Gemeinden zu investieren, legte Daniel Eger offen.
Ortschaftsrat hatte den Mast am Friedhof eigentlich abgelehnt
Die Höhe des Sendemasts liegt je nach gewünschtem Zukunftspotenzial für die technischen Innovationen zwischen 25 und 30 Meter. Der Standort Friedhof wurde zunächst vom Ortschaftsrat abgelehnt, weil man der Wangener Ostbevölkerung keine weiteren gesundheitlichen Einschränkungen aufbürden wollte, holte Ortsvorsteher Bruno Bohner während der Aussprache auf Anfrage der Rätin Christine Schäfer (CDU) in Erinnerung.
Stefan Singer (Netzwerk) erinnerte, dass je weiter ein Sendemast entfernt liegen würde, desto höher die Belastung für den Nutzer sei. Daniel Eger bestätigte die Annahme über höhere Emissionsbelastungen für die Nutzer, da ein Smartphone auf eine höhere Leistung schaltet, wenn keine Verbindung in der Nähe aufgebaut wird. Es käme auf den Blickwinkel der Betrachtung an, so Eger. Aus der Sicht eines Nutzers sei ein naher Mast mit weniger Emissionen verbunden. Hier gelte es nun abzuwägen, wie viele Menschen überhaupt keinen Mobilfunk nutzen würden. Seiner Erfahrung nach gebe es von diesen weniger als Nutzer.
Bürger sind auch sauer, weil der Sendemast nicht zentral steht
Ein Bürger kritisierte in der Aussprache auf das Schärfste die Gegnerschaft der Ortschafts- und Gemeinderäte für einen mobilen Standard auf zentralem Boden im Dorfkern. Denn die 4G-Technologie sei dort bereits bestens empfangbar – bereitgestellt von Mobilfunkanbietern der Schweiz. Durch die Haltung der Gemeinderäte den Mast am Friedhof aufstellen zu wollen, befürchtet er nun eine technisch mindere Verbindung als am potenziellen Standort Höri-Strandhalle. Dadurch sehe er sich auch genötigt den Betreiber zu wechseln und auf Schweizer Anbieter umzusteigen.
Bürgermeister Andreas Schmid bezog sich in seiner Resonanz auf ein Gutachten, dass der Standort am Friedhof das zu Öhningen gehörende Kattenhorn versorgen könne. Ein Standort an der Strandhalle habe Defizite um das Oberdorf in Wangen zu versorgen, so Schmid. Vor der Abstimmung fasste der Bürgermeister für die Gemeinderäte die Argumente und Gegenargumente bereits geführter Diskussionen über sämtliche Standorte zusammen. Mit acht Stimmen zu sechs Gegenstimmen entschied sich der Gemeinderat für einen Standort des Sendemasts am Friedhof Wangen. Dem Beschluss folgt eine Begehung vor Ort, eine Prüfung der Umsetzbarkeit, eine Detailplanung und anschließend eine Bauantragsstellung, informierte Daniel Eger.