Der Smiley auf der Tempo-Anzeigetafel beim Orsinger Kindergarten ist oft rot und die Mundwinkel zeigen nach unten. 52, 57 oder auch Zahlen über 60 erscheinen immer wieder auf dem Display. Kann man etwas machen, um die Fahrzeuge zu bremsen? Wie wäre es mit Tempo 30?

Diese Fragen hat Familie Sick aufgebracht, als ihr nach einem Unfall, der dort geschehen ist, auffiel, wie gefährlich es sein kann, dort die Fahrbahn bei den Bushaltestellen zu überqueren.

Wunsch nach mehr Sicherheit

„Ein Stück 30er-Zone wäre gut“, sagt Susanne Sick, die nicht nur bei den Bushaltestellen und dem Kindergarten, sondern auch an der Kreuzung Hauptstraße/Nenzinger Straße/Wahlwieser Straße eine Gefahrenstelle sieht.

„Eine Idee wäre auch eine Ampel“, ergänzt ihr Mann Holger Sick. Die Söhne der beiden fahren mit dem Bus zur Schule. Der zweifache Vater findet es für die Eigenständigkeit der Kinder wichtig, dass sie selbst mit dem Bus zur Schule fahren.

Zu wenig Beschilderung?

„Die Autofahrer müssen gebremst werden. Kinder rennen los, wenn der letzte Bus kommt“, sagt der Orsinger. Es sei auf jeden Fall wichtig, angemessen zu fahren, denn auf Kinder könne man sich im Straßenverkehr nicht verlassen. Er weist auch darauf hin, dass nur aus Richtung Nenzingen kurz vor der Bushaltestelle ein Achtung-Schild steht. Aus der anderen Richtung fehle dies. Dabei sei in diesem Bereich aber viel los.

Auch Bürgermeister Bernhard Volk ist der Meinung, dass eine Tempobremse wichtig ist. „Wir haben an allen Ortseinfahren bauliche Maßnahmen, damit die Verkehrsteilnehmer nicht mit höheren Geschwindigkeiten reinfahren“, erklärt Volk. So sei an der Eigeltinger Straße in Orsingen zum Beispiel der „Schwanenhals“ entstanden, wie er es nennt. Auch der Kreisverkehr an der Ortseinfahrt von Orsingen beim Einkaufsmarkt bremse aus.

Die Optik ist ein Problem

Das Problem sei aber, dass die Bebauung innerorts nach diesem Kreisverkehr nicht ganz die geschlossene Ortsschaft vermittle: Entlang der langgezogenen Kurve der Nenzinger Straße befindet sich auf einer Seite der Friedhof und auf der anderen Wiese, wo das Krebsbachtal festgesetztes Überschwemmungsgebiet ist. 

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In Orsingen sei auch immer das Abbiegen auf die Wahlwieser Straße an der Kreuzung Hauptstraße/Nenzinger Straße/Wahlwieser Straße ein Thema. „Deshalb haben wir dort ein Provisorium gebaut. Das soll auch eine endgültige Lösung werden“, so Volk, der weiß, dass aus dem Oberhoferweg neben der Kreuzung viele Kinder kommen, die zur Bushaltestelle beim Kindergarten laufen.

Smileys besser als Blitzer?

Die Gemeinde Orsingen-Nenzingen habe sechs Tempoanzeigetafeln, die an entsprechende Vorrichtungen an Laternen angeschlossen werden können, erklärt Volk. So sei es möglich, die Standorte zu variieren. Dieses Wechseln sei wichtig. „Wenn etwas zum Standard wird, wird es irgendwann nicht mehr wahrgenommen“, sagt er. Die blinkenden Anzeigen mit Smiley und Tempo-Zahl führen zu einer Reduzierung der Geschwindigkeit, da man sähe, dass man zu schnell fährt. „Die Anzeigetafeln hängen dort, wo wir wissen, dass zu schnell gefahren wird.“

Die Tempoanzeigetafel zwischen Kindergarten und Bushaltestelle in der Nenzinger Straße in Orsingen (hinten rechts) zeigt hier gerade ...
Die Tempoanzeigetafel zwischen Kindergarten und Bushaltestelle in der Nenzinger Straße in Orsingen (hinten rechts) zeigt hier gerade einen grünen Smiley. Das bedeutet, die Fahrzeuge so fahren, wie erlaubt. | Bild: Löffler, Ramona

Theoretisch wäre es möglich, die Anzahl der zu schnellen Fahrzeuge von den Anzeigetafeln auszuwerten, aber die Gemeinde habe die dazu notwendige Ausrüstung nicht angeschafft, so Volk.

Zu wenig Verkehr für Blitzer

Gelegentlich würden auch mobile Blitzer eingesetzt. Der Gemeinderat habe sich noch nicht im Detail mit dem Thema stationären Anlagen befasst. „Wir haben nicht die Verkehrsdichte, die permanente Kontrollen rechtfertigen würde“, sagt Volk in Hinblick auf Orte wie Stockach.

Eine Verkehrszählung habe etwa 4000 Fahrzeuge am Tag in Orsingen ergeben. In Nenzingen seien es aus Richtung Stockach etwa 8000, die sich dann am Rathaus in Richtung Orsingen und Eigeltingen aufteilen würden.

Andere Maßnahmen statt Tempo 30

Volks Wissens nach sei es rechtlich nicht möglich, in der Orsinger Ortsdurchfahrt Tempo 30 einzurichten. Er selbst hält von Schildern aber ohnehin nicht so viel, da diese zu leicht übersehen oder ignoriert werden könnten. Er bevorzugt bauliche Maßnahmen. In neuen Baugebieten werde die Straßenführung entsprechend angelegt.

Auf eine Anregung aus dem Gemeinderat hin sei geplant, Parkflächen in den Ortsdurchfahrten zu markieren. Das sei zulässig, müsse aber noch im Rahmen einer Verkehrsschau mit den Behörden abgeklärt werden. Das hätte bremsenden Einfluss auf den fließenden Verkehr, wo die Straßenbreiten zum schnellen Fahren verleiten, so Volk.

Verkehr wird immer Thema sein

Allgemein sagt der Bürgermeister: „Wir werden uns auch künftig immer wieder mit dem Thema beschäftigen, weil sich das Verkehrsaufkommen immer wieder verändert.“ Momentan herrsche durch die Umleitung aufgrund der Arbeiten an der Straße zwischen B 313 und Wahlwies mehr Verkehr in Orsingen. Allgemein fasst er zusammen: „Manche Maßnahmen lassen sich nicht so zügig umsetzen, wie manche es sich vorstellen.“

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Von verschiedenen Seiten erhalte die Gemeinde immer wieder mal Rückmeldungen zu unterschiedlichen Stellen in Orsingen und Nenzingen. Es seien aber keine intensiven Beschwerden, so Volk. Er sagt auch ganz klar: Gäbe es eine Stelle, an der häufig Unfälle passieren, würde die Gemeinde etwas tun.

Barrierefreiheit auch ein Thema

Bei den Bushaltestellen steht momentan noch etwas ganz anderes im Raum: das Thema Barrierefreiheit. Daran arbeite die Gemeinde gerade. Laut Volk sei die Idee, die Haltestellen beim Kreisverkehr am Ortseingang von Orsingen und beim Kindergarten barrierefrei zu machen. Die Haltestelle beim Kindergarten hätte dann keine Bucht mehr, sondern der Bus würde direkt an der Straße halten. „So wie in Nenzingen auch“, sagt Volk.

Allerdings sei dies bisher im Rat nur angerissen worden und noch nicht mit der Straßenverkehrsbehörde in Stockach abgesprochen. Am Kreisel sei zudem eine Querungshilfe angedacht. „Wir gehen davon aus, dass das vom Platz her möglich ist.“

Richtiges Verhalten an Haltestellen

  • Anhaltende Busse: „Omnibusse des Linienverkehrs und gekennzeichnete Schulbusse, die sich einer Haltestelle (Zeichen 224) nähern und Warnblinklicht eingeschaltet haben, dürfen nicht überholt werden“, sagt die Straßenverkehrsordnung (StVo) in Paragraf 20, der sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Schulbussen beschäftigt.
  • Busse an Haltestellen: Zu Bussen, die bereits an Bushaltestellen angehalten haben und stehen, sagt Paragraf 20, an diesen „darf, auch im Gegenverkehr, nur vorsichtig vorbeigefahren werden“. Wenn Personen ein- oder aussteigen, ist es nur erlaubt, mit Schrittgeschwindigkeit oder einem entsprechenden Abstand vorbeizufahren, bei dem eine Gefährdung von Fahrgästen ausgeschlossen werden kann. Dies gelte auch für die Gegenspur. „Wenn nötig, muss, wer ein Fahrzeug führt, warten“, heißt es weiter. Verkehrsteilnehmer müssen den Linien- und Schulbussen außerdem das Abfahren von gekennzeichneten Haltestellen ermöglichen. Auch hier gilt für die Verkehrsteilnehmer: „Wenn nötig, müssen andere Fahrzeuge warten.“
  • Personen an Haltestellen: „Personen, die öffentliche Verkehrsmittel benutzen wollen, müssen sie auf den Gehwegen, den Seitenstreifen oder einer Haltestelleninsel, sonst am Rand der Fahrbahn erwarten“, heißt es in Paragraf 20 der Straßenverkehrsordnung.