Sie sind Vorbilder und Vorreiter bei Dach-Photovoltaikanlagen: Aach, Hohenfels und Orsingen-Nenzingen belegen in dieser Reihenfolge die ersten drei Plätze bei der Photovoltaik-Kreismeisterschaft 2023. Die feierliche Überreichung der Pokale in Solarmodul-Form fand in Orsingen-Nenzingen statt. Gerd Burkert, Geschäftsführer der Energieagentur Kreis Konstanz betonte, bei der Auszeichnung gehe es rein um Dachanlagen, keine Freiflächen.
Die Anlagen würden auf die Anzahl der Einwohner umgerechnet, so dass die kleinen Orte eine Chance hätten. „Das ist auch eine Motivation für die kleinen Kommunen“, erklärte er. „Wir brauchen jedes Dach. Das ist bereits versiegelte Fläche.“ Mit Verweis auf Firmen, die Gemeinden voranbringen könnten, nannte Burkert die Firma Glanbia in Orsingen als großes Vorbild. Freiflächenanlagen würden den Zuwachs zwar schneller voranbringen, aber alles sei wichtig.
Großes Wachstum im ganzen Landkreis
Insgesamt wurden 25 Gemeinden angeschaut, aus denen die drei Sieger hervorgegangen sind: Aach auf dem ersten Platz, gefolgt von Hohenfels und Orsingen-Nenzingen auf dem dritten Platz. Burkert rechne aus, wie viele Anlagen in einem Jahr dazugekommen seien, und ermittle so die Sieger der PV-Kreismeisterschaft. Laut Burkert hat sich der Zubau mit Dachsolaranlagen im Landkreis im Jahr 2022 fast verdoppelt.
PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 32 Megawatt seien im Kreis Konstanz im Jahr 2022 neu errichtet worden, davon 18 Megawatt auf Gebäuden und Dachflächen. Bei den drei Siegern sieht es rechnerisch so aus, dass in Aach im Durchschnitt je Einwohner 170 Watt PV-Leistung zugebaut worden seien. Bei Hohenfels seien es 167 Watt und bei Orsingen-Nenzingen 132 Watt. Der Kreisdurchschnitt pro Person liege bei 62 Watt.
„Noch ein Vielfaches an Zubau nötig“
Im Landkreis Konstanz existieren aktuell inklusive Freiflächen Photovoltaikanlagen mit 277 MW Leistung (Stand 11/2023). Auf Gebäuden ist eine installierte Leistung von 223,3 Megawatt. Das bedeutet umgerechnet 763 Watt pro Einwohner, so eine Pressemitteilung des Photovoltaik-Netzwerks Hochrhein-Bodensee.
Doch Burkert sagt: „Um die Klimaziele 2030 und 2035 zu erreichen, ist jedoch noch ein Vielfaches an Zubau nötig.“ Wer mit einer Photovoltaikanlage Strom erzeuge, helfe dem Klima und der Versorgungssicherheit. Zudem rechne sich die Investition in der Regel auch wirtschaftlich.
Das Photovoltaik-Netzwerk beschreibt: Bei den im vergangenen Jahr teils sehr hohen Strompreisen seien die Berater der Energieagentur besonders gefordert gewesen. Die Nachfrage sei förmlich explodiert, wobei die Möglichkeit für die Nutzung von Sonnenstrom jeweils individuell und sehr unterschiedlich sei.
„Mieter und Wohnungsbesitzer können beispielsweise mittels Stecker-Solargerät die Sonnenenergie auf dem Balkon oder der Terrasse ernten. Eigenheimbesitzer haben die Chance, auf den Dachflächen von Haus und Garage oder an der Fassade Solarmodule anbringen zu lassen, auf diesen Flächen somit Sonnenstrom zu ernten“, so die Mitteilung.
Je größer die Anlage, desto besser?
„Größere Photovoltaikanlagen können etwas günstiger montiert werden, und wir empfehlen, die Photovoltaikanlage so groß wie möglich zu dimensionieren. So erzeugen wir möglichst viel von dem Strom für den Betrieb von Wärmepumpen zur Gebäudeheizung und auch für die zunehmende Elektromobilität. Aus der eigenen Anlage ist er seit Jahren durchgängig günstiger als bei Kauf vom Energieversorger.“
Sonnenstrom soll möglichst lokal bleiben
Im Gespräch der Bürgermeister der Siegergemeinden mit dem Landrat und Burkert kristallisierte sich das gemeinsame Ziel heraus, stromverbrauchsneutral zu werden. Es sollte nicht nur so viel Strom erzeugt werden, wie verbraucht wird, sondern es müsse auch möglich werden, dies vor Ort zu tun und nicht den Strom ins Netz einzuspeisen, um eventuell anderen zu erhalten. Stefan Keil, Bürgermeister von Orsingen-Nenzingen, erklärte, die Doppelgemeinde könnte mit der vorhandenen Leistung in der Theorie die ganze Gemeinde abdecken.
Burkert knüpfte an, dass Gewerbetreibende, die Solarstrom erzeugen, diesen unter der Woche verbrauchen und am Wochenende ins Stromnetz einspeisen würden. Danner bedauerte, dass es nicht so einfach ist, Strom vor Ort unkomplizierter zu nutzen. Er wünscht sich, dass die Netzbetreiber mehr ermöglichen. Und auch Burkert hob den Nutzen hervor: „Wenn Strom verbraucht wird, wo er produziert wird, wird das Netz entlastet.“
Wie sieht es bei PV über Parkplätzen aus?
Im Landratsamt gebe es inzwischen auch eine Solarinitiative, die Kommunen berate, die Freiflächen-Anlagen bauen wollen, so Danner. Und Burkert sprach noch eine andere Möglichkeit an: Die Überbauung von Parkplätzen. Im nächsten Jahr solle diese Option näher angeschaut werden.
Orsingen-Nenzingen hat bereits in diese Entwicklungsrichtung vorgesorgt, wie Stefan Keil schilderte. Die Parkplätze an der Rebberghalle in Nenzingen sowie entlang des Camping-Resorts in Orsingen hätten Baufenster erhalten, die genutzt werden könnten. Bisher fehle es jedoch generell noch an Partnern, die kleinen Gemeinden bei der Umsetzung solcher Projekte helfen könnten.