Inzwischen gibt sie selbst bei Discountern und sie liefern zuverlässig Strom: Seit Balkonkraftwerke auch im Supermarkt zu Kampfpreisen angeboten werden, erleben die Anlagen einen regelrechten Aufschwung. Gekauft, am Balkon aufgehängt und das Kabel eingesteckt – doch ist es immer so einfach und wo lauern versteckte Fallen?

Bernd Gramlich ist gelernter Ektroinstallateur und Tanzlehrer. Mit der Installation von Balkonkraftwerken baut er sich seit der Corona-Pandemie ein zweites Standbein auf. Jetzt hat er ein Balkonkraftwerk in der Villinger Kalkofenstraße bei Werner Ettwein, dem früheren Freie Wähler-Stadtrat, angeschlossen.

Es sei viel in Bewegung, möglicherweise erklärt das auch die Zurückhaltung, die Gramlich seit Kurzem wahrnimmt. „Manche warten schon wieder ab“, sagt er. Nicht abgewartet hat Werner Ettwein, der frühere Freie Wähler-Stadtrat. Er findet das eine gute Möglichkeit, um die Spitzenlast in dem Haus abzudecken: Kühl- und Gefrierschrank, Wlan-Router, Geschirrspülmaschine. Deswegen hat er sich für das Minikraftwerk bis 700 Watt entschieden, zusätzlich zur viel leistungsstärkeren Dachanlage von 13,5 Kilowatt, die von vornherein von Fachleuten installiert werden muss.

Das muss bei Balkonkraftwerken beachtet werden

Bei Balkonkraftwerken müssen nicht unbedingt Experten ran. Doch auch in diesem Fall warnt Gramlich davor, das Anbringen völlig auf die leichte Schulter zu nehmen. Es beginnt bei der Steckdose. Normalerweise ist eine auf einem Balkon verlegt, viel mehr seien früher auch nicht notwendig gewesen.

Hier installiert Bernd Gramlich den Wechselrichter.
Hier installiert Bernd Gramlich den Wechselrichter. | Bild: Hauser, Gerhard

Vorsicht bei Mehrfachsteckdosen

Nun kommt ein Balkonkraftwerk hinzu. Wer nun nicht noch zusätzlich einen Elektriker engagieren will – wenn er denn derzeit überhaupt einen findet -, besorgt sich womöglich eine Mehrfachsteckdose. Da wird dann das Balkonkraftwerk angeschlossen, der Elektrogrill und möglicherweise noch ein elektrisches Gerät. Jetzt wird es gefährlich, sagt Gramlich, denn die Mehrfachsteckdose könne überlasten, das Brandrisiko steige. Es sei gar nicht so selten, dass so Brände ausgelöst werden.

Derzeit sind dafür noch spezielle Stecker und Steckdosen notwendig, die völlig ummantelt sind. Somit ist ein elektrischer Schlag ...
Derzeit sind dafür noch spezielle Stecker und Steckdosen notwendig, die völlig ummantelt sind. Somit ist ein elektrischer Schlag ausgeschlossen. | Bild: Hauser, Gerhard

Aktuell noch spezielle Steckdosen notwendig

Streng genommen dürften nach der aktuell noch in Deutschland geltenden VDE-Norm derzeit für Balkonkraftwerke noch nicht einmal die gebräuchlichen Schukostecker verwendet werden, sondern spezielle Wielandstecker und -steckdosen. Doch dafür benötigt man nun definitiv einen Elektriker und ein einfaches Anschließen und Loslegen (plug and play) ist dann nicht möglich.

Welche Steckdose bei Balkonkraftwerken? Video: Hauser, Gerhard

Doch warum solch eine aufwendige Installation? Die Gefahr eines elektrischen Schlags wird so weitgehend gebannt. Allerdings gebe es noch weitere Sicherheitsvorkehrungen, betont Gramlich. Die Software schalte das Balkonkraftwerk automatisch ab, wenn es vom Netz sei, zudem gebe es ein zusätzliches Relais zur Sicherheit. Doch dieser Sicherheitsschalter fehlt in vielen in China hergestellten Anlagen, wie in den vergangenen Wochen publik wurde. Die müssten also streng genommen abgeklemmt werden.

„Bei Balkonkraftwerken stellen wir eine deutliche Steigerung fest.“
Oliver Bauer, Sprecher Stadtwerke

In Deutschland selbst sollen wohl bereits ab 2024 einige Reglementierungen fallen. Dann könnten bei Balkonkraftwerken die normalen Schukosteckdosen und -stecker genutzt werden, so wie es in einigen Nachbarländern Deutschlands schon üblich ist.

Vergünstigungen gibt es nur mit Anmeldung

Angemeldet werden müssen die Balkonkraftwerke aber nach wie vor, in Villingen-Schwenningen zum Beispiel bei den Stadtwerken (SVS). Deren Sprecher Oliver Bauer geht davon aus, dass dies auch die Meisten tun, denn nur so gebe es Vergünstigungen, beispielsweise entfällt die Mehrwertsteuer.

Auch Bauer bestätigt eine „deutliche Steigerung“ bei den Photovoltaikanlagen. Bei den Balkonkraftwerken habe es 2022 97 Anmeldungen gegeben, bis Juni dieses Jahres sind es schon 102. Bei den großen Dachanlagen sind es 2021 161, 2022 340 und bis Juni 2023 300 Photovoltaikanlagen.

Doch lohnt sich im Schwarzwald-Baar-Kreis ein Balkonkraftwerk?

Im Frühjahr und Sommer auf jeden Fall, sagt Gramlich. Im Winter lasse die Leistung merklich nach, vor allem wenn auch noch Schnee die Anlage beeinträchtigt.

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