Rund 100 Teilnehmer haben sich am Donnerstag auf dem Radolfzeller Marktplatz versammelt, um mit einer Kundgebung an das 75-jährige Bestehen des Grundgesetzes und der Bundesrepublik Deutschland zu erinnern. Aufgerufen dazu hatte das Bürgerbündnis Radolfzell für Demokratie (BRD). Unterstützt wurden sie dabei von Amnesty International, dem Bund Ortsverband Radolfzell, dem Freundeskreis Asyl, der Alevitischen Kulturverein, IG Sport, dem Präventionsrat, der Seelsorgeeinheit St. Radolt, den Stadtverschönerern, Stolpersteine Radolfzell und Terre des Femmes.
Die Bundesrepublik ist mit der Zeitspanne von 75 Jahren eine der jüngeren Demokratien in Europa. Gleich zu Beginn der Bundesrepublik war man vor das Problem gestellt, dass die drei westlichen Besatzungsmächte eine einheitliche Entwicklung verhinderten. Innerhalb von wenigen Wochen erarbeiteten die 61 Männer und vier Frauen des Verfassungskonvents jedoch einen Entwurf, der zumindest die wichtigsten Grundregeln im Land festlegen sollte.
Dieser war nicht als endgültige Verfassung geplant, sondern sollte lediglich als Übergangslösung fungieren: das Grundgesetz. Doch dieses Provisorium hat bis heute Bestand. Selbst nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung, die bereits 1949 im Vorwort festgeschrieben wurde, hat man nur wenige Passagen des Grundgesetzes geändert.
Teilnehmer erinnern an Bedeutung des Grundgesetzes
Dem Wert des Grundgesetzes trugen die Teilnehmer der Veranstaltung in Radolfzell nun Rechnung, indem sie vom Untertorplatz bis zum Marktplatz die ersten 19 Artikel auf Schautafeln durch die Stadt trugen.
Auch wenn die Artikel aus der Erfahrung des Nationalsozialismus entstanden sind – sie haben bis heute ihre Gültigkeit und sollten sie nach Ansicht der Kundgebungs-Teilnehmer auch nie verlieren. Denn sie stellen bis heute das Fundament und die Eckpunkte der Bundesrepublik Deutschland dar und sollten aus diesem Grund geschützt werden. „Feiern reicht nicht! – Wir sind aufgerufen, die Demokratie zu verteidigen und weiterzuentwickeln“, sagte deshalb Elisabeth Burkhardt, die als Vertreterin von Amnesty International und Mitinitiatorin der Veranstaltung auftrat, zu den Besuchern.
Und weil die Demokratie vom Mitmachen lebt, forderte auch die zweite Rednerin der Kundgebung, Eva Wernert von Terre des Femmes, dass die Bürger am 9. Juni unbedingt zur Kommunal- und Europawahl gehen sollten: „Gehen sie wählen, wählen Sie demokratische Parteien und ermuntern andere dazu“, sagte sie.
Zuvor hatte sie einige besonders wichtige Aspekte aufgeführt, für die es sich lohne, sich zu engagieren. Darunter die Möglichkeit der freien Meinungsäußerung, das Recht auf körperliche Unversehrtheit, die Gleichheit aller Menschen egal welchen Geschlechts sowie die Möglichkeit, geflohene Menschen aus anderen Ländern aufnehmen zu können. Denn all dies sahen die Teilnehmer als gefährdet an.
Um das eigene Anliegen weiter zu untermauern, sammelte man am Rand der Veranstaltung noch Gedanken und Ergänzungen der Teilnehmer ein, die geordnet werden, um sie anschließend den Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises zu überreichen.