Mittwoch, 25. März, 7 Uhr, am Frühstückstisch: Ein in der Literatur, der Rockmusik und überhaupt in lebensnotwendigen Dingen sehr bewanderter Freund schickt eine Leseempfehlung. Es ist ein Essay des Autors Tomasz Kurianowicz, er empfiehlt „Literatur als Impfung“. Die Zusammenfassung des Autors lautet: „Der Corona-Virus verändert unser Leben. Lesende sind dabei im Vorteil: Sie sind mit Isolation und Katastrophenszenarien vertraut und vor inneren Panikpandemien gefeit. Denn die Literatur hat sie zu Möglichkeitsmenschen gemacht.“ Die Begründung von Kurianowicz scheint einleuchtend: Weil die Leser daran gewöhnt seien, einsam am Schreibtisch zu sitzen, sich auf dem Sofa mit Bücherstapeln einzudecken und in die Welt der Fantasiekonstrukte hinabzusinken, statt draußen nach flüchtigen Reizen zu suchen. Hm, bis drinnen das Smartphone unaufhörlich blinkt.

Diktat des Tages

Mittwoch, 25. März, 8.45 Uhr, beim Sohn: Diktat des Tages zum Thema „das oder dass?“. Die Lehrerin hat die Regeln angehängt: „Wenn du welches, dieses oder jenes einsetzen kannst, wird das mit einem s geschrieben. Dass mit ss schreibst du, wenn kein anderes Wort eingesetzt werden kann.“ Ein Merksatz, wie für die Redaktion gemacht.

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Mittwoch, 25. März, 14.30 Uhr, auf der Mole in Radolfzell: Pressetermin, tatsächlich draußen. Eiskalter Wind, Martin Staab blinzelt nachdenklich in die Frühlingssonne und kehrt sein Innerstes nach außen: „Womit ich kämpfe, ist, wie die leer die Stadt ist. Das sieht man nicht gerne als OB.“ Sind alle drin, beim Bücherlesen.

Mittwoch, 25. März, 19.30 Uhr, in der Redaktion: Eigentlich würde jetzt Cardio-Cross im Gesundheitszentrum GEA bei Lina beginnen. Eigentlich. Der innere Schweinehund darf fröhlich grunzen. Sport mit anderen ist verboten!

Die Sache mit der Matte

Donnerstag, 26. März, 8.51 Uhr, auf dem Smartphone: GEA-Chef Erik Blechner schickt eine Whatsapp mit einem Link auf den Youtube-Kanal samt süffisantem Hinweis: „So: Musik nach Wahl und los geht‘s!“ Schon draufgeklickt und da zeigt seine Tochter Lina auf der Gymnastikmatte nicht eine, nicht zwei – nein, zehn (fiese) Übungen, die man gerne auch zu Hause machen kann. „So“, sagt Lina, „das war die erste Runde, ihr könnt zwei oder drei Runden machen und dabei die Anzahl der Wiederholungen herunterschrauben.“ So, was fällt mir da ein: Buchdeckel sind da, Musik ist da, ah – Gymnastikmatte hamwer nicht. Sorry, Lina, nach Corona musst Du bei dem einen oder anderen Kandidaten ganz von vorne anfangen.

Die Kolumne: Das Corona-Tagebuch der Redaktion Radolfzell begreift sich als hoffentlich vorübergehende Erscheinung.