Petra Reichle

15 Jahre hat Jörg Schmidt dem Radolfzeller Ortsverein im Deutschen Roten Kreuz als Vorsitzender die Treue gehalten, eine Funktion, die prinzipiell mit dem Amt des Oberbürgermeisters oder Bürgermeisters verbunden ist. Als er 2013 dieses Amt abgab und Ministerialdirigent im Kultusministerium wurde, behielt er nicht nur seinen Hauptwohnsitz in Radolfzell, sondern blieb auch DRK-Vorsitzender, ebenso in seiner Zeit als Tübinger Regierungspräsident (2015-16) . Nun ist auch das Kapitel DRK-Vorsitz in Schmidts Leben zu Ende. Der Jurist, mittlerweile Mediator von Beruf, will zurück in seine Geburtsstadt Pforzheim ziehen. In der Hauptversammlung des DRK-Ortsvereins bezeichnete der stellvertretende Vorsitzende Helmut Weller Schmidt als „einen guten Rot-Kreuz-Kameraden“.

„Die Zeiten haben sich geändert“, sagte Stadtrat Christoph Stadler in Hinblick auf die Besetzung des Amtes. „Frohen Herzens und guten Mutes“ schlug Jörg Schmidt Karin Chluba als seine Nachfolgerin vor. Karin Chluba leitet das Amt für Flurneuordnung und Landentwicklung und wurde einstimmig gewählt.

Hermann Maier ist seit 60 Jahren im DRK aktiv

In seiner letzten Amtshandlung als Vorsitzender des Ortsvereins war es Jörg Schmidt ein besonderes Anliegen, Mitglieder für ihren jahrelangen Einsatz zu ehren. „Ich durfte viele Menschen kennenlernen, die den Leitsatz ‚Durch Menschlichkeit zum Frieden‘ mit Leben erfüllen“, erklärte Schmidt. Einer dieser besonderen Menschen ist der 82-jährige Hermann Maier. Im Frühjahr 1959 machte sich der junge Landwirt erstmals für das DRK auf den Weg – in seinem Heimatort Schienen nahm er an einem Erste-Hilfe-Kurs des Roten Kreuzes teil.

Neben unzähligen Blutspendeterminen sowie jahrzehntelangem Einsatz im Sanitätsdienst war Hermann Maier auch viele Jahre Sprecher der Bereitschaft. Jörg Schmidt berichtete in seiner Laudatio, wie Hermann Maier selbst in tiefstem Winter von seinem Zuhause, dem im Hinterland von Schienen gelegenen Bühlarzerhof, mit dem Traktor seinen Weg durch den Tiefschnee bahnte, um zu seinem Einsatzort zu gelangen. „So eine Urkunde habe ich noch nie vergeben“, sagte Schmidt und ehrte Maier für seinen 60-jährigen Einsatz für die Menschlichkeit mit einer Urkunde des DRK-Bundesverbandes.

Dank für Einsatz aus Liebe zum Menschen

Der Tätigkeitsbericht über das vergangene Jahr durfte nicht fehlen. Sanitätsdienste, Bereitschaft, Blutspenden, aber auch unzählige Stunden an Fortbildungen, Übungen und Sozialarbeit – das ehrenamtliche Engagement des DRK-Ortsverein kennt keine Grenzen. „Ohne den unermüdlichen Einsatz der Kameraden des DRK wäre unsere Gesellschaft, unser Radolfzell ärmer“, brachte es Jörg Schmidt auf den Punkt. Übungs-, Bereitschafts- und Gruppenleiter berichteten von Tätigkeiten, die die Mitglieder des Roten Kreuzes „aus Liebe zum Menschen“ unbezahlt, unbezahlbar aber nie umsonst ausübten.

Blutspendedienst kritisiert Parkregelung der Stadt

So berichtete Sebastian Lipinski im Namen des Blutspendeteams von 964 Blutkonserven, die 1050 Personen im Jahre 2018 gespendet hätten. Nicht nur personelle Engpässe innerhalb des DRK seien laut Lipinski hierbei eine Herausforderung, auch seitens der Stadtverwaltung fehle es an Unterstützung. Für die im Milchwerk stattfindenden Blutspendetermine stelle der gebührenpflichtige Messeplatz die einzige Möglichkeit dar, in angemessener Entfernung zu parken. Dies habe zur Konsequenz, dass Menschen, die durch ihre Blutspende Leben retten, für ihren Einsatz ein Parkticket lösen müssen. Hier hofft der Ortsverein weiterhin auf ein Entgegenkommen der Stadtverwaltung, auch wenn sein pragmatischer Vorschlag, an diesen Tagen auf eine Parkscheinkontrolle zu verzichten, bisher zu keiner Lösung geführt hat.

Im Namen von Stadtverwaltung und Gemeinderat dankten die Stadträte Christof Stadler und Jürgen Keck dem Ortsverein. Für die Regelung des Parkens während der Blutspendetermine im Milchwerk versprach Stadler: „Auch wenn wir uns selbst hinstellen und Parkscheine verteilen – wir finden eine Lösung.“