Die aktuelle Situation rund um die Seetorquerung ist vertrackt. Denn kurz vor Jahresfrist stand das Großprojekt plötzlich ohne Planer da. Laut Stadtverwaltung habe man für das Jahrhundertprojekt nun aber wieder mehrere neue Büros an der Hand. Eine erneute Bewerbungsrunde war nötig geworden, da die Stadt den Vertrag mit dem Ingenieurbüro Grassl im Dezember überraschend hat auslaufen lassen. Im Mai 2018 hatte sich der Gemeinderat für den Bau der modifizierten Vorzugsvariante entschieden.

Das Büro Grassl hält sich bedeckt

Welche Gründe die Stadt zum Auslaufen des Vertrages bewogen hat, darüber hält man sich im Büro Grassl bedeckt. Auf SÜDKURIER-Nachfrage erklärte Prüfingenieur Thilo Weischedel lediglich, dass man an die vertraglich vereinbarte Verschwiegenheitsklausel gebunden sei. Um Gründe zu erfahren, müsse man sich an den Auftraggeber, sprich die Stadtverwaltung Radolfzell, wenden.

Pläne gehen in den Besitz der Stadt

Auch die städtische Pressestelle hielt sich in ihren Aussagen zu diesem Vorgang zurück: Das Büro Grassl sei mit der Vorentwurfsplanung der Vorzugsvariante betraut gewesen. "Da die Verwaltung vom Gemeinderat beauftragt wurde, von der Vorzugsvariante abzuweichen und die modifizierte Vorzugsvariante zu prüfen, wurden die zukünftigen Planungsleistungen nach Vergabeverordnung ausgeschrieben", so die Stellungnahme der Stadt. Die bisherigen Pläne des Büro Grassls gehen in den Besitz der Stadt über, teilt die städtische Pressestelle mit. "Als Grundlage für weitere Planungen können sie jedoch nicht verwendet werden, da Grundlage für die Entwurfsplanung die Modifizierten Vorzugsvariante ist", heißt es in der Erklärung weiter.

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Die Verwaltung musste also zurück auf Los. Eine weitere Bewerberrunde für die einzelnen Fachdisziplinen wurde gestartet. Pro Teildisziplin wird dann ein Büro ausgesucht, sagte Thomas Nöken, Leiter des Baudezenerantes. „Wir brauchen aus jedem Bereich einen Planer, dann haben wir wieder ein Planungsteam“, so Nöken weiter.

Alle Fachdisziplinen haben einen Planer

Laut Nöken haben sich für die Fachdisziplinen Tragwerksplanung sechs, für die Ingenieur-Bauwerke vier, für die Freianlagen sechs und für die Elektroplanung sowie für die Lüftungs- und Sanitärplanung jeweils ein Planungsbüro beworben. Nachdem sich für die Fachdisziplin Geotechnik nach Ablauf der ersten Bewerbungsfrist kein Büro gemeldet habe, sei die Frist noch einmal verlängert worden. Wie Nöken mitteilte, mit Erfolg: Seit Montag dieser Woche läge auch in diesem Bereich eine Bewerbung vor.

Und so geht es in Sachen zentraler Seezugang weiter

Nach Abschluss der Ausschreibung der erforderlichen Planungsleistungen schlägt die Verwaltung dem Gemeinderat in seiner Sitzung am 13. März die Vergabe der Entwurfsplanungen an die verschiedenen Fachdisziplinen vor. Ziel sei es, dass die Entwurfsplanung einschließlich Kostenberechnung im Herbst 2019 vorliege. Nach dem Baubeschluss folgt dann die Erarbeitung der Ausführungsplanung und die Vorbereitung der Ausschreibung für die jeweiligen Bauleistungen.

Die Zeit in Radolfzell drängt

So diszipliniert und streng getaktet sich das weitere Vorgehen auf dem Papier anhört, so kompliziert könnte die Umsetzung aussehen. Denn die Zeit drängt. Bis zum Mai muss die Maßnahme beim Eisenbahnbundesamt angemeldet sein. Das ist deshalb nötig, weil das Eisenbahnbundesamt die Planung benötigt, damit der Fahrplan der Bahn entsprechend getaktet werden kann. Die Stadt sehe einer Anmeldung der Maßnahme beim Eisenbahnbundesamt allerdings optimistisch entgegen, teilt die Pressestelle mit.