Die geplante touristische Nutzung des Streuhaus im Herzengelände fordert Opfer. Die Aufgabe des dortigen Biotops im Tausch mit einem neuen „dienenden Landschaftsschutzgebiet“ auf dem Gelände des Bodensee­reiters sei aber für den Naturschutzbund ein gangbarer Weg. Dies haben für Thomas Körner als Geschäftsführer des Nabu-Bezirksverbands Donau-Bodensee und Eberhard Klein als Leiter des Nabu-Bodenseezentrums in einem Pressegespräch zusammen mit Radolfzells Oberbürgermeister Martin Staab bekräftigt.

Bild 1: Tausch der Schutzgebiete für das Feriendorf im Herzen-Gelände
Bild: Müller, Cornelia

Auslöser für den Geländetausch war der bisher gültige Flächennutzungsplan auf dem Areal des Bodenseereiters, in dem bisher noch ein Sonderentwicklungsgebiet Touristik festgeschrieben ist. In Verhandlungen mit der Stadt Radolfzell sei man übereingekommen, die nebeneinanderliegenden Gebiete in ihrem Schutzstatus „schweren Herzens“ (Körner) zu tauschen: „Eine touristische Nutzung auf dem Bodenseereitergelände würde das Biotop im Streuhau minderwertig machen.“

Geschäftsführer des NABU Donau-Bodensee: Thomas Körner.
Geschäftsführer des NABU Donau-Bodensee: Thomas Körner. | Bild: Marinovic, Laura

Vom Tausch der Schutzzonen profitiere vor allem das Naturschutzgebiet Radolfzeller Aachried. „Wir sehen die touristische Entwicklung lieber im Osten als im Westen“, ergänzt Eberhard Klein. Der Nabu-Mann macht aber deutlich, dass weniger mehr für ihn wäre: „Wenn es nach uns ginge, passiert gar nichts.“ Aber der Gemeinderat der Stadt Radolfzell habe die Planungshoheit. „Wir leben nicht in einem Paradies“, sagt Klein. Als Naturschutzverband müssten sie sich an die gesetzlichen Rahmenbedingungen halten.

Leiter des Nabu-Bodenseezentrums: Eberhard Klein.
Leiter des Nabu-Bodenseezentrums: Eberhard Klein.

Der Tausch der Schutzgebiete „läuft im Einvernehmen mit der Stadt“, sagt OB Martin Staab. Was für ihn nicht geht, ist: Beide Gebiete im Herzen, den Streuhau und den Bodenseereiter, der Natur überlassen: „Der Gemeinderat möchte dort eine touristische Entwicklung seit 2007 und hat dies 2015 und in diesem Frühjahr noch einmal bekräftigt.“ Er kommt auch bei der Frage nicht ins Wanken, ob das Projekt Feriendorf im Herzen nach den im Sommer gefassten Klimaschutzzielen noch einmal neu bewertet werden muss. „Ich kann aufgrund des Klimaschutzes nicht jede Entwicklung verhindern“, sagt Staab. Für ihn lassen sich bei diesem Projekt die touristischen und die Klimaziele verbinden: „Es werden als Ausgleich mehr Waldflächen entstehen.“

Martin Staab, Oberbürgermeister in Radolfzell
Martin Staab, Oberbürgermeister in Radolfzell | Bild: Jarausch, Gerald

Ein Punkt, den Nabu-Vertreter Klein anders beurteilt. „Es wird beim Flächenausgleich keine positive Bilanz geben.“ Denn im Streuhau würden Flächen versiegelt, die neuen Bäume dagegen auf freien Flächen gepflanzt. „Wer Klimaschutz ernst nehmen möchte, muss solche Projekte und Beschlüsse hinterfragen“, befindet Klein. Er kündigt an, den Schutz für den Streuhau erst aufzugeben, wenn für die Fläche um den Bodenseereiter „ein qualifizierter Schutz vorliegt“. Thomas Körner rechnet mit zwei Jahren, bis das Regierungspräsidium das Verfahren abgeschlossen hat.

Das könnte Sie auch interessieren

Das Verfahren für das Feriendorf im Streuhau umreißt OB Staab: „Der Investor muss einen Architektenwettbewerb für einen umsetzbaren Bebauungsplan ausloben.“

Im Herzen

  • Das Plangebiet: Investor Bernd Schuler plant auf der Streuhaufläche ein Feriendorf auf 25 000 Quadratmetern. Das ganze Gebiet zwischen Bodenseereiter und Bora-Areal umfasst sechs Hektar. Das Areal westlich rund um den Bodenseereiter soll als „dienendes Landschaftsschutzgebiet“ ausgewiesen werden. Es soll dem Schutz des Naturschutzgebiets Radolfzeller Aachried dienen.
  • Eigentumsverhältnisse: Die Grundstücke in diesem Gebiet gehören zu einem überwiegenden Teil der Stadt Radolfzell. Sie plant, die benötigte Fläche in Erbpacht abzutreten.