Der Stadt steht der nächste einschneidende Wandel bevor. Die Stadtwerke Radolfzell wollen ihren Standort am Untertorplatz aufgeben und komplett auf ihr Gelände in die Herrenlandstraße ziehen. In der Innenstadt gibt es also neue Flächen, die es zu entwicklen gilt. Was genau am Untertorplatz entstehen soll, das ist zu diesem Zeitpunkt noch völlig offen. Die Stadtverwaltung machte im Gemeinderat den Vorschlag, einen Investorenwettbewerb auszuschreiben und sich so Ideen geben zu lassen.

Böse Erinnerungen an das Kapuzinerareal

Bei den Räten klingelten jedoch schon beim Wort "Investorenwettbewerb" alle Alarmglocken. Noch sehr präsent ist die Erinnerung an den Wettbewerb für das Kapuziner-Areal, welcher kurzfristig gestoppt wurde. Der Investor hatte zu groß und überdimensioniert geplant, für die Stadträte ging das in die völlig falsche Richtung. Dementsprechend kritisch zeigten sie sich auch diesem geplanten Investorenwettbewerb gegenüber.

Lehmann will klare Richtlinien

Siegfried Lehmann (FGL) mahnte an, genau auf die Vorgaben und Richtlinien für den Wettbewerb zu achten und dem Investor nicht alle Freiheiten zu lassen. "Ohne Vorgaben plant der Investor nur nach rein wirtschaftlichen Aspekten und nicht unbedingt das, was wir hier brauchen", so Lehmann. Es müsse klar vorgegeben werden, wie viel Quadratmeter man für Dienstleistungen und für Wohnen haben wollte, und wie groß die Bebauung sein darf. Christof Stadler (CDU) stellte seinen Redebeitrag unter den Titel "Untertor statt Eigentor" und plädierte für eine frühzeitige Bürgerinformation. "Es geht darum, Ideen zu sammeln, was aus dem Areal werden soll, auch wie hoch ein Gebäude sein darf", erklärte Stadler. Er könnte sich auch vorstellen, auf dem Gelände ein zweites Rathaus zu bauen und einige der Abteilungen dort wieder zusammenzuführen. Die Lage würde sich dafür anbieten.

Kein Platz für Kultur oder für Jugendliche

Auch Norbert Lumbe (SPD) hielt eine frühzeitige Bürgerbeteiligung für nicht verkehrt. Auch wenn es, wie er sagte, eine zweischneidige Geschichte sei: Man wisse nicht, wie groß das Interesse daran sei und wie gut die Vorschläge dann überhaupt sind. Oberbürgermeister Martin Staab zeigte sich offen für eine Bürgerbeteiligung. Aber das sei kein Wunschkonzert, machte er deutlich: Die künftige Nutzung des Areals müsse Geld einbringen. Die Stadtwerke Radolfzell bräuchten die Einnahmen, um den Umzug finanzieren zu können. "Es wird also keine kulturelle Einrichtung und auch keinen Jugendraum dort geben", so Staab.

Stadtwerke-Umzug als große Chance

Andreas Reinhard, Geschäftsführer der Stadtwerke Radolfzell, erläuterte das Projekt. Durch den Wegzug der Stadtwerke könnte der Bereich deutlich aufgewertet werden. Auch durch den Wegfall des gewerblichen Verkehrs der Stadtwerke würde der Untertorplatz ruhiger werden. Ebenfalls habe man die Gelegenheit, ein paar Altlasten zu erneuern, wie zum Beispiel die 40 Jahre alte Wasseraufbereitungsanlage, die unter dem Platz angebracht ist. "Das ist das letzte Areal, auf dem die Stadt kommunalen Einfluss geltend machen kann", so Reinhardt.

Rat will Wettbewerb ausschreiben

Einstimmig entschied sich der Gemeinderat für die Ausschreibung eines Investorenwettbewerbs sowie einer Bürgerinformation und einen Workshop, in dem einige Eckpunkte des Wettbewerbs geklärt werden sollen. Der Ausschuss für Planung, Umwelt und Technik soll die Anteile an Dienstleistungen, Wohnungen mit gegebenfalls untergeordnetem Handel vorberaten.