Radolfzell hat 33 Kinderspielplätze, aber nur ein einziges Angebot speziell für Jugendliche: den Skatepark. Alle anderen Räume und Plätze zur Freizeitgestaltung müssen sich die Teenager mit den anderen Altersgruppen in Radolfzell teilen, wie etwa die Uferanlagen oder den Stadtgarten.
Und meistens fühlen sie sich nicht willkommen. Aus diesem Grund hat er Jugendgemeinderat einen Vorschlagskatalog erarbeitet, was sich die Radolfzeller zwischen 14 und 21 Jahren wünschen, was sie brauchen, wie so etwas konkret aussehen und wo man das umsetzen könnte.

Nach dem Jugendhearing im September 2018 wurde der Arbeitskreis Jugend im öffentlichen Raum, kurz AK JiöR(g), gegründet. Dieser hat drei Arten von Jugendtreffpunkten aus den vielen Wünschen und Vorschlägen herauskristallisiert, welche sich die rund 2000 Jugendliche in Radolfzell vorstellen können: Treffpunkte für Freunde im öffentlichen Raum, Orte für Sport und Bewegung sowie Plätze zum Party machen.
„Wir wollen irgendwo einen Ort haben, an dem wir nicht gleich immer weggeschickt werden, wenn es mal lauter wird“, sagte Jugendgemeinderätin Elena Gnann während der jüngsten Sitzung des Aussschusses für Bildung, Soziales und Sicherheit.
Jugendliche möchten eigene Treffpunkte, ohne andere zu stören
Ein Treffpunkt im öffentlichen Raum sollte nach den Wünschen der Jugendlichen geschützt vor Wind und Wetter sein, eventuell mit Strom und etwas Licht, mit öffentlichen Toiletten in der Nähe. Die Bauweise müsse nichts besonderes, sondern stabil sein und es sollten ausreichend Mülleimer in der Nähe vorhanden sein. „Wir wollen die Regeln für diese Orte selbst erarbeiten, so viele wie nötig und so wenige wie möglich“, sagte Elena Gnann.
So hoffe sie, dass sich die meisten Jugendlichen auch daran halten würden. Beispiele, wie so etwas aussehen könnte, gebe es bereits in der Region. So habe Worblingen beispielsweise eine Jugendschutzhütte, in der man in der Mitte auch ein kleines Feuer machen kann.
Sie wollen auch mal laut sein dürfen, ohne vertrieben zu werden
Ähnlich verhält es sich mit den Plätze für Parties. Auch da wäre eine einfache und stabile Bauweise wichtig. Doch vor allem wünschen sich die Jugendlichen Ruhe, um eben nicht ruhig sein zu müssen. Eine Lage am Stadtrand, im Wald oder am Waldrand für eine Hütte, ähnlich der Böhringer Jugendhütte, wäre für den Jugendgemeinderat ideal.
Sie wüssten, dass sie mit lauter Musik die Nachbarn stören, deswegen wollten sie dem gleich aus dem Weg gehen. Die Jugendhütte in Böhringen ist von den Jugendlichen selbst verwaltet, allerdings können nur Jugendliche aus Böhringen diese für Feiern reservieren.
Auch wünschen sich die jungen Radolfzeller mehr Orte für Sport und aktive Freizeitgestaltung. Hier schlagen sie einen Fitnessparcour auf der Mettnau vor. Diesen könnten dann auch alle, auch die Kur-Gäste, nutzen. Rutschen und Wasserspielgeräte oder eine Trampolinlandschaft stehen ebenfalls auf der Liste der Vorschläge.
Jugendliche suchen nach aktiven Beschäftigungen
„Jugendliche brauchen Beschäftigung, sonst sucht man sich welche und die ist nicht immer positiv“, sagte Jugendgemeinderat Leon Löchle. Möglich wären diese Dinge im Mettnaupark oder im Herzenbad. Auch schlugen die Jugendgemeinderäte die aktuell noch brach liegenden Flächen der ehemaligen Pakethallen oder das marode Parkdeck am Bahnhof vor.

Von den Stadträten gab es für die Ausarbeitung der Vorschläge fast ausschließlich nur Lob. „Ich kann gut verstehen, dass ihr auch mal in Ruhe feiern und nicht um 22 Uhr nach Hause geschickt werden wollt“, sagte Dietmar Baumgartner (Freie Wähler). Und auch Jürgen Keck (FDP) sicherte den Jugendlichen seine Unterstützung zu. Siegfried Lehmann (FGL) betonte, man müsse für die Jugend bei der Bebauung des Bahnhofsquartiers mitdenken und Räume für sie von vornherein einplanen.
FGL-Stadträtin findet das Angebot bisher ausreichend
Einzig Beate Giesinger (FGL) warf den Jugendlichen vor, die bereits vorhandenen Plätze, wie etwa die Wiese am Yachthafen, nicht zu nutzen. Man solle doch erst einmal die bestehenden Angebote nutzen, bevor neue geschaffen würden. Jugendgemeinderat Leon Löchle rechnete daraufhin vor, dass eine Wiese oder das Café Connect für rund 2000 Jugendliche in ganz Radolfzell einfach nicht ausreichen würden.
Wie geht es weiter?
Der Ausschuss für Bildung, Soziales und Sicherheit hat dem Jugendgemeinderat und der Verwaltung den Auftrag erteilt, einzelne Ideen zu priorisieren und weiter zu verfolgen. Es sollen mögliche Standorte geprüft und Konzepte zur Umsetzung erarbeitet werden. So sollen neue Räume für Jugendliche, zusammen mit den Jugendlichen, entstehen.