Beim neuen Pflegeheim auf der Mettnau scheint der Wurm drin zu sein: Schon der Spatenstich im Sommer 2021 erfolgte mit einer deutlichen Verspätung. Nachdem dem Regierungspräsidium als Stiftungsaufsicht der Finanzierungsplan vorgelegt worden war, begann eine Odyssee mit etlichen Prüfaufträgen, wie Bürgermeisterin Monika Laule damals berichtete. Und nun kommt die nächste Verzögerung: Wie Monika Laule und Marisa Eid, Leiterin der Altenpflegeeinrichtung Hospital zum Heiligen Geist, auf Nachfrage berichten, wird aktuell nicht mehr mit einer Eröffnung der Einrichtung im Sommer 2023, sondern im Frühjahr 2024 gerechnet.
Lieferengpässe und Probleme beim Trockenbau
Grund dafür sind die Krisen, die in der Vergangenheit auch auf anderen Baustellen für Probleme sorgten: Corona und Lieferengpässe in Folge des Ukraine-Krieges. Zudem berichtet Marisa Eid von „großen Problemen beim Trockenbau“. Sieben Monate Verzögerung habe es alleine schon gegeben, weil der zuständige Betrieb nicht so viel Personal zur Verfügung gestellt habe, wie angekündigt und nötig, und Termine nicht eingehalten wurden, erklärt Monika Laule.
Mehrmals sei die Firma in Verzug gesetzt worden, dann erst habe man den Auftrag kündigen und einen neuen Trockenbauer suchen können. Dieser sei mittlerweile aber gefunden und die Trockenbauarbeiten laufen – „sind aber noch nicht fertig“, so Laule. Dadurch sei es auch für andere Gewerke zu Planänderungen gekommen.
Es wird auch noch teurer
Nicht nur bei den Bauarbeiten selbst läuft es nicht nach Plan, auch bei den Kosten hat es noch einmal eine Veränderung gegeben. Schon im Sommer 2022 war man von rund 22 Millionen Euro Baukosten ausgegangen. Das sind etwa 3 Millionen Euro mehr, als bei der Beschlusslage im Frühsommer 2019 eingeplant gewesen war. Nun ist man laut Bürgermeisterin Monika Laule bei 23,8 Millionen Euro brutto. „Aber die Ausschreibungen sind auch noch nicht alle getätigt“, gibt Marisa Eid zu bedenken. Endgültig ist der aktuelle Betrag also noch nicht.
Die Bauarbeiten aufgrund der angestiegenen Preise in der Baubranche zu stoppen und auf niedrigere Preise zu hoffen, wie es die Stadtwerke bei ihrem Neubau gemacht hatten, war nicht möglich, so Monika Laule. Der Bau und die Vergabe der Arbeiten seien beim Pflegeheim schon zu weit fortgeschritten gewesen.
50 bis 60 Prozent der Arbeiten erledigt
Dennoch habe man sich an verschiedenen Stellen um Einsparungen bemüht. „Wir haben gewerkübergreifend immer geschaut, wo wir vielleicht etwas optimieren können“, erklärt Marisa Eid. Allerdings ohne, dass qualitative Abstriche gemacht werden mussten.

So seien zum Beispiel Steckdosen verringert, andere Lampenvarianten ausgewählt und die Außenbereichsplanung etwas angepasst worden. „Das sind auch Dinge, die man zu gegebener Zeit nachholen könnte“, sagt Bürgermeisterin Monika Laule zu Arbeiten im Außenbereich des Pflegeheims. Und es sei auch gelungen, eine Förderung aus dem Innovationsprogramm Pflege in Höhe von 750.000 Euro zu erhalten.
Trotz der Verzögerungen habe die Baustelle seit Herbst aber merkliche Fortschritte gemacht: 50 bis 60 Prozent der Arbeiten seien schon umgesetzt, im Herbst seien es noch etwa 25 Prozent gewesen. Was noch ansteht, seien unter anderem die Arbeiten an den Außenanlagen, die Fertigstellung von Elektrik, Heizung, Lüftung und Sanitär sowie Estrich und Bodenbelag. „Die Fassade ist in den Endzügen“, berichtet Marisa Eid. „Die Fenster sind schon ziemlich komplett.“
Das Interesse ist weit über Landkreis groß
Auch wenn die Eröffnung des Pflegeheims nun weiter in die Ferne gerückt ist, ist das Interesse an der Einrichtung bereits da. Die ersten Anfragen für Plätze hat Marisa Eid schon bekommen – nicht nur aus Radolfzell, sondern auch aus weiter entfernten Regionen, etwa dem Schwarzwald-Baar-Kreis oder Richtung Stuttgart und Ravensburg. „Da gibt es einfach auch Bedarf“, erklärt Monika Laule. „Es gibt zu wenig Pflegeplätze.“
Die Verpflichtung, Einbettzimmer vorzuhalten, habe dazu geführt, dass einige Träger ihre Einrichtungen geschlossen hätten. Und die Bedarfe im Landkreis seien über die vorhandenen Pflegeplätze und diejenigen, die derzeit ausgebaut werden, noch nicht gedeckt.

Dennoch werden noch keine Wartelisten geführt. Denn bis der Pflegeheimneubau auf der Mettnau eröffnet wird, könne sich noch viel tun – Interessenten könnten bis dahin zum Beispiel schon anderorts einen Pflegeplatz erhalten haben. Und der Verwaltungsaufwand, den Status jedes Interessenten auf der Warteliste dann zu überprüfen, sei zu hoch. Auch gibt Bürgermeisterin Monika Laule zu bedenken, dass man mit dem vorhandenen Pflegeheim zum Heiligen Geist in den Neubau umziehe – alleine mit den aktuellen Bewohnern könnte der Neubau also dann schon belegt sein. Eine Warteliste werde daher erst kurz vor dem Umzug geführt.
So sieht die Personalsituation aus
Mit der Personalsuche müssen die Verantwortlichen beim Umzug nicht bei Null beginnen, denn die Mitarbeiter ziehen mit um. „Unsere Lage war letztes Jahr um diese Zeit sehr prekär“, erinnert sich Marisa Eid an die Personalsituation. Allerdings habe sich das mittlerweile gebessert: „Wir haben jetzt für 100 vollstationäre Plätze das Personal, das wir brauchen“, sagt sie.
Im Neubau gebe es 90 derartige Plätze, dazu Kurzzeitpflegeplätze und Tagespflegeplätze. Für letztere müsse ein halbes Jahr vor der Eröffnung des Neubaus noch nach Pflegekräften gesucht werden. Denn die Anzahl der Tagespflegekräfte verdopple sich dann von aktuell zwölf auf 24.
Bessere Arbeitsbedingungen sollen helfen
Um Personal zu gewinnen, seien die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte verbessert worden. So seien zum Beispiel Stationshilfen eingestellt worden, welche die Pflegekräfte unterstützen. Auch gebe es Prämien, wenn Mitarbeiter kurzfristig einspringen müssen, so Marisa Eid. Und eine Fachkraft sei speziell als Ansprechpartner für Ausbildungskräfte abgestellt worden.