Die Planungen zur Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn schreiten weiter voran. Das hat Folgen in Radolfzell – insbesondere in Stahringen. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats stellt Ronald Heil, Projektleiter bei der DB Netze AG, den Stand der Planungen und ihre Folgen vor Ort vor.
Bislang ist die Bodenseegürtelbahn eine eingleisige Bahnstrecke, die den Hochrhein über Radolfzell und Friedrichshafen bis nach Ulm und München anschließt. In ihrer aktuellen Form ist sie laut Bahn überlastet, weswegen die durchgehende Elektrifizierung und ein weitgehend zweigleisiger Ausbau geplant sind. Ziel ist ein Lückenschluss zwischen Hochrhein und Schwäbischer Alb, um mehr regionale und überregionale Verbindungen anbieten zu können.
Brandbühltunnel wird im laufenden Betrieb verbreitert
Eine der momentanen Schwachstellen liegt zwischen Radolfzell und Stockach, genauer gesagt in Stahringen, so Heil in der Sitzung. Das Seehäsle soll daher nun elektrifiziert werden. Ende September 2022 hatte die Deutsche Bahn bereits die technische Vorplanung dazu abgeschlossen. Sie sieht vor, neue Gleise zu verlegen und eine Oberleitung zu errichten, weshalb Änderungen am Stahringer Bahnhof und mehreren Übergängen notwendig sind.
Der Bahnsteig soll demnach von 80 auf 155 Zentimetern erweitert und auch die Höhe leicht angepasst werden. Der Radweg soll bestehen bleiben. Betroffen von den Umbaumaßnahmen sind die Straßenüberführung Flugplatzbrücke, der Brandbühltunnel sowie die Bahnübergange Rehbösch I und II und Stahringen I, II, III und IV. An der Flugplatzbrücke ist ein kompletter Neubau nötig, um diese hoch genug für eine darunter verlaufende Oberleitung zu bauen. Der Brandbühltunnel werde im laufenden Betrieb verbreitert, um ein zweites Gleis zu legen. Zu Ausfällen soll es dadurch laut Heil nicht kommen.
Keine Autos mehr am Übergang Stahringen II
Während an den meisten Bahnübergängen nur kleinere Anpassungen notwendig sind, sollen über Stahringen II künftig keine Auto mehr fahren können, erklärte Heil. Und während der Gemeinderat die Elektrifizierung grundsätzlich mehrheitlich begrüßte, sorgte dieses Detail beim Stahringer Ortsvorsteher Jürgen Aichelmann (Freie Wähler) für Unmut, da die Autoverbindung wichtig sei. In der kommenden Sitzung des Stahringer Ortschaftsrats wird Heil daher erneut auf diese Punkte eingehen.
Kommunen müssen hohe Kosten mittragen
Zusätzliche Haltestellen, wie von einigen Räten gewünscht, seien laut Heil nicht möglich. Dies würde zu weiteren Verzögerungen auf der Strecke führen und damit der Anbindung des Seehäsle an andere Züge in Radolfzell schaden. Zudem laufe aktuell noch eine Studie, um festzustellen, wie sich die umbauten auf die Anbindung des Seehäsle generell auswirken.
Eine Verschlechterung sei möglich, so Heil, was für Kritik von Thilo Sindlinger (FGL) sorgte. „Ich weiß gar nicht, ob wir das Seehäsle dann überhaupt noch fahren lassen müssen“, sagte er ironisch. Auch dass die Kommunen an den hohen Kosten beteiligt sind, stieß bei einigen Räten auf Kritik.
Denn die Kosten für das Projekt tragen Bund, Land und Region gemeinsam. Aktuell fänden dazu Gespräche zwischen Landkreis und Land statt. Das nächste Gespräch dazu ist für den 10. Oktober terminiert. Wie hoch die Kosten für die einzelnen Gemeinde sind, stehe aktuell noch nicht fest. Auch ein Zeitrahmen könne in dieser frühen Projektphase noch nicht genannt werden, erklärte Heil.