Der Tafelladen in der Markthallenstraße ist seit Jahren nicht mehr aus dem Leben vieler in Not geratener Menschen wegzudenken. Die Tafelläden im Landkreis Konstanz sind dort seit 2009 mit einer Ausgabestelle vertreten. Die Krisenzeiten mit ansteigenden Zahlen von Flüchtlingen und Menschen mit anderen sozialen Problemen haben die Anzahl der Bedürftigen in der jüngsten Zeit noch einmal in die Höhe getrieben. Zuletzt mussten fast 50 Prozent der Tafelläden im Land einen Aufnahmestopp verhängen, wie der Vorsitzende Udo Engelhardt jetzt bei dem Helferfest in Radolfzell bemerkte.

Immerhin sei „der Fortbestand der Radolfzeller Einrichtung für die Zukunft“ nun gesichert, wie Oberbürgermeister Simon Gröger feststellte. Denn seit Juli sei dort ein Containerbau in Betrieb genommen worden, der die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer deutlich erleichtere. Alle Beteiligten äußerten sich erleichtert, dass damit die provisorische Übergangsregelung mit einem Zeltbau, der immerhin zweieinhalb Jahre an der Stelle genutzt wurde, beendet sei.
Mit dem Helferfest wollte sich der Verein der Tafelläden nun bei allen bedanken, die den Container überhaupt erst ermöglicht haben und ihn im Betrieb halten: „Für uns ist der Container ein großes Geschenk“, sagte Udo Engelhardt. Möglich gemacht wurde das mobile Gebäude nach seiner Aussage durch die „praktischen, verwaltungstechnischen und finanziellen Hilfen, die wir von vielen Seiten erhalten haben“, wie er weiter erklärte. Dazu gehören Handwerker, die Radolfzeller Stadtverwaltung und Spender wie die Erika-Messmer-Stiftung, die den Tafelladen seit Jahren finanziell unterstützen.
Immer weniger Lebensmittel werden gespendet
Trotz der Arbeitserleichterung, die der Container dem derzeit 16 Personen umfassenden Helferteam bietet, ist die Arbeit in der jüngeren Zeit alles andere als leichter geworden. „Wir bekommen immer weniger Lebensmittel. Die Betriebe müssen schärfer kalkulieren“, berichtete Udo Engelhardt von der generellen Problematik der Zulieferer. Ebenfalls belastend seien die steigenden Energiekosten, die unter anderem durch die notwendigen Kühlgeräte anfallen.
Auch wenn sich alle Beteiligten auf eine Art „Mangelwirtschaft“ eingestellt haben, sorgt das bei den Betroffenen mitunter für Missmut. Wenn an den beiden Öffnungstagen der Tafel (jeweils mittwochs und freitags von 8 bis 12 Uhr) derzeit jeweils rund 80 Personen für ihre Haushalte einkaufen kommen, stehen längst nicht immer alle gewünschten Waren zur Verfügung. Die Helfer müssten die Abnahmemengen dann rationieren und zögen sich deshalb manchmal den Ärger der Empfänger zu, wie die Leiterin des Radolfzeller Tafelladen, Hildegard Gallenschütz, berichtete.
Laut Gallenschütz würden die Notleidenden mitunter auch versuchen, unlauter an bestimmte Artikel zu kommen. Die Delikte würden von schlichten Diebstahl bis hin zur Erschleichung einer Zugangsberechtigung reichen, durch die Verwendung von Zugangskarten dritter Personen. All das werde noch verschärft durch die sprachliche Barrieren, die mitunter bestünden.
Aktuell besitzen 250 Ukrainer eine Zugangsberechtigung und weitere 80 aus Syrien und Deutschland. Besonders ältere Einheimische vermeiden es mittlerweile sogar den Tafelladen aufzusuchen, weil sie dem herrschenden Andrang aus dem Weg gehen wollen, wie Gallenschütz berichtet.
Nichtsdestotrotz ist die Arbeit im Tafelladen ein wichtiger Bestandteil des Zusammenlebens verschiedener Kulturen und sozialer Herkunft: „Wir sind die Brücke zwischen Wohlstand und Not. Wir tragen damit zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei“, stellte Udo Engelhardt treffend fest. Damit das weiterhin funktioniert, nimmt der Tafelladen auch gerne private Spenden an. „Wir sind für alles dankbar“, sagt Hildegard Gallenschütz.