Ein fester Platz für das gemütliche Zusammensein nach dem Spiel, Feste und Weihnachtsfeiern, außerdem keine Kompromisse mit anderen Vereinen: Es gibt viele Argumente, die für ein eigenes Vereinsheim sprechen. Doch ein Neubau in Eigenregie ist teuer, nicht immer gibt es Platz und die Pflege kostet viel Zeit und Nerven. Brauchen Vereine wirklich ein eigenes Heim? Zwei Fußballvereine aus der Region, die HSK Croatia Singen und der FC Öhningen, standen vor Kurzem vor genau dieser Frage – und haben sie unterschiedlich beantwortet. Warum?

Die HSK Croatia hat sich dazu entschieden, ein eigenes Vereinsheim zu errichten und befindet sich gerade mitten in der Bauphase. Die Vorstandsvorsitzende Anela Zecevic erklärt: „Unser Verein ist bereits 50 Jahre alt, aber wir hatten nie eigenes Heim, ein Zuhause. Das war aber immer unser Traum.“ Eine ernsthafte Alternative dazu hat es laut der Vorsitzenden nie gegeben.

Der Wunsch nach einem festen Ort

Denn als sie 2018 in den Vorstand gewählt wurde, mussten die Spieler nach einem Sieg unter dem Dach der DJK Singen feiern. Auch für große Feiern habe es keinen Raum gegeben. Meist sei man in die Hallen oder Räume von Vereinsmitgliedern ausgewichen, zum Beispiel bei Handwerkern mit eigenen Betrieben. „Einen festen Platz hatten wir aber nie“, sagt Zecevic.

Während der Corona-Pandemie habe der Verein den lange gehegten Traum daher umsetzen wollen. Die Stadt habe eine Plattform gehabt, auf der Vereine schreiben konnten, wo bei ihnen der Schuh drückt. „Das wir haben gemacht – und dem Oberbürgermeister dann vorgetragen, dass wir gerne ein eigenes Heim hätten“, erinnert sich Zecevic. Man habe verschiedene Standorte diskutiert, die Wahl sei jedoch schnell auf den aktuellen DJK-Platz in der Fichtestraße gefallen.

Was spricht für ein eigenes Vereinsheim?

Die Vorteile liegen für Zecevic auf der Hand: Ein eigenes Zuhause, keine Kompromisse und eine gemeinsame Arbeit, die den Verein zusammenschweißt. „Es wird immer schwieriger, Menschen für Vereine zu begeistern. Damit wir die kommende Generation nicht verlieren, wollten wir jetzt diesen Ort schaffen. Der Verein soll dadurch noch mehr zusammenrücken“, erklärt sie. Man habe dann endlich einen Ort, an dem jeder nach den Spielen hingehen und Darts oder Billard spielen kann.

„Unser Verein ist bereits 50 Jahre alt, aber wir hatten nie eigenes Heim, ein Zuhause. Das war aber immer unser Traum“, sagt ...
„Unser Verein ist bereits 50 Jahre alt, aber wir hatten nie eigenes Heim, ein Zuhause. Das war aber immer unser Traum“, sagt Anela Zecevic, Vorsitzende der HSK Croatia Singen. | Bild: Lara Reinelt

Doch das eigene Zuhause hat natürlich auch Nachteile. Bei der Finanzierung stand die HSK erst einmal alleine da. Zwar habe die Stadt mitgeholfen. „Aber wir haben keine Kredite aufgenommen, wir finanzieren vieles selbst durch unsere Mitglieder und Spenden“, sagt Zecevic. Der Verein sei daher auch weiterhin auf der Suche nach Sponsoren und Spendern.

Viel Eigenarbeit ist notwendig

Eine weitere Lösung: Selbst anpacken. Viele Mitglieder seien Handwerker, berichtet Zecevic. Die helfen nun mit, vieles entsteht in Eigenarbeit. „Auch deshalb haben wir uns gesagt, entweder jetzt oder nie. Denn in unserem Nachwuchs studieren viele, die Handwerker werden immer weniger“, sagt die Vorsitzende.

Tipps für Vereine

Doch auch wenn der Verein das Haus alleine plant – auch andere sind willkommen. „Wir wollen ein Haus der Begegnung schaffen, in dem auch Mitglieder anderer Verein kommen dürfen. Denn ein Haus lebt von den Menschen, die ihm Leben einhauchen“, sagt Zecevic.

Und es geht gut voran. Im März war Spatenstich. Inzwischen steht der Rohbau, den eine Firma errichtet hat. Bis Jahresende soll das Dach fertig sein, das die Mitglieder ebenso wie die Sanitäranlagen selbst bauen. Weihnachten 2024 würde man gerne schon im neuen Heim feiern.

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Lieber ein Haus für mehrere Vereine

Für einen anderen Weg hat sich dagegen der FC Öhningen entschieden, wie der stellvertretende Vorsitzende Roland Pleli berichtet. Das erste, inzwischen 40 Jahre alt Vereinsheim habe man noch in Eigenregie gebaut. Vor fünf Jahren sei das aber sehr baufällig geworden – in den Kabinen sammelt sich an den Wänden Schimmel, die Leitungen sind nicht mehr gut und die Baumaterialien vermutlich nicht mehr zeitgemäß, so Pleli. Die Frage lautete: Neubau oder Sanierung?

„Die finanziellen Mittel sind weder bei uns noch bei der Gemeinde grenzenlos. Daher haben wir uns vor zwei Jahren mit dem ...
„Die finanziellen Mittel sind weder bei uns noch bei der Gemeinde grenzenlos. Daher haben wir uns vor zwei Jahren mit dem Musikverein zusammengetan“, Roland Pleli, stellvertretender Vorsitzender des FC Öhningen. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Die Entscheidung fiel auf einen Neubau, da eine Sanierung teuer geworden wäre. „Außerdem ist unser bisheriges Heim nicht mehr direkt am Fußballplatz seit dem Lidl-Neubau. Diese Nähe ist aber sehr wichtig, deshalb wollten wir an einen anderen Standort näher am Platz“, sagt Pleli.

Darum entschied sich der FC zur Kooperation

Doch im Gegensatz zu den Singenern ging der FC Öhningen eine Kooperation mit dem Musikverein und der Gemeinde ein – für das Haus der Vereine. „Die finanziellen Mittel sind weder bei uns noch bei der Gemeinde grenzenlos. Daher haben wir uns vor zwei Jahren mit dem Musikverein zusammengetan, die vor einem ähnlichen Problem stehen wie wir“, berichtet Pleli.

Zwischen Spielfeld und Grundschule an der Stelle des bisherigen Kiosks soll das neue Haus der Vereine entstehen.
Zwischen Spielfeld und Grundschule an der Stelle des bisherigen Kiosks soll das neue Haus der Vereine entstehen. | Bild: rax öhn Haus der Vereine (gla) Bild 1.jpg

Der Vorteil: Mehr Unterstützung durch Gemeinderat, Bürgermeister und anderen Vereine und weniger finanzielle Last für den einzelnen Verein. Zudem könnte ein solch gemeinsames Haus später zu einem zentralen Treffpunkt im Ort werden, weit über den eigenen Verein hinaus, erklärt Pleli.

Gemeinsam arbeiteten die Vereine einen Plan aus und stellten das Haus der Vereine mit Dusche und Kabine für die Fußballer, Probenraum für die Musiker und einer gemeinsamen Gaststätte vor eineinhalb Jahren im Gemeinderat vor. „Seither zieht es sich etwas“, sagt Pleli. Denn der geplante Standort direkt zwischen Sportplatz und der Grundschule sorgt immer wieder für Kritik bei der Schulleitung.

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Und die Planung sei deutlich aufwendiger, da für zwei Vereine ein größeres Gebäude nötig ist, nennt er einen Nachteil einer Gemeinschaftsaktion auf neuem Gelände. „Es ist natürlich mehr Koordination und Disziplin notwendig, als wenn wir alleine sind. Jetzt, aber auch später bei der Nutzung der gemeinsamen Gaststätte“, sagt Pleli. Die Abstimmung mit der Verwaltung und dem Musikverein laufe aber gut. Auch mit der Schule sei man ständig in Kontakt.

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Und aller Abstimmungen und Hürden zum Trotz: Den Baubeginn erwartet Roland Pleli im Sommer kommenden Jahres. „Und dann können wir hoffentlich Anfang 2025 einziehen“, hofft er.