„Tue Gutes – und rede darüber“, lautet die Losung heute. Ob Mitgliederschwund, der Wettbewerb mit anderen Vereinen oder privaten Anbietern, ob Spendengelder oder Vereinsförderung – Gründe für eine aktive Öffentlichkeitsarbeit gibt es mehr als genug. Das zeigen Gespräche mit Vereinen in verschiedensten Bereichen, von Fotografie über Katzenhilfe bis Sport.
Für Lichtbildner wird Digitalisierung immer wichtiger
„Es fehlt uns an jungen Mitgliedern“, beobachtet beispielsweise Bettina Zimmermann. Seit vier Jahren ist sie Vorsitzende der Lichtbildnergruppe Singens, die als Fotoclub im Vereinsregister eingetragen ist. „So langsam überaltern wir“, sagt sie. Das sei in Zeiten der Bilderflut in den sozialen Medien einerseits überraschend, andererseits aber auch nicht. Wie schwierig der Anschluss an die jüngere Generation ist, zeigt ein Blick auf den Internetauftritt der Lichtbildnergruppe. Der Verein ist in Zeiten entstanden, als es noch eines Labors bedurfte, um Filme zu entwickeln.

Mit etwas mehr als 30 Mitgliedern gehört die Lichtbildnergruppe Singen nicht zu den großen Vereinen, kann jedoch auf eine lange Geschichte zurückblicken. Die Gruppe hat sich bereits 1966 formiert und ist längst fester Bestandteil des städtischen Lebens. Gegenseitig fördern, inspirieren und unterstützen sich die Mitglieder, zum Beispiel im Umgang mit der Fotobearbeitung. Doch längst reicht es nicht mehr, einmal im Jahr eine Ausstellung zu präsentieren – oder ein anderes Mal Schaufenster zur Präsentation zu nutzen.
Die Frage ist, wie man neue Mitglieder erreicht?
Die Zeiten sind vorangeschritten, die Digitalisierung hat Fotografie völlig verändert und deshalb will der Verein gerade hier ansetzen. Virtuelle Ausstellungen im Internet sind das Eine. Die direkte Ansprache des potentiellen Nachwuchses ein Anderes: „Zusammen mit der Stadt starten wir zum Stadtjubiläum 2024 einen Fotowettbewerb für Jugendliche bis 18 Jahren mit dem Motto: Zeig mir Deine Stadt“, so Zimmermann.
Jugendliche sollen ihre Stadt fotografieren, so wie sie die Stadt wahrnehmen. Für den Fotoclub sei es ein aktives Heranführen der Jugendlichen an die Fotografie und den Verein. Dieser Kontakt soll dazu beitragen, neue junge Mitglieder zu gewinnen.

Über eine zu geringe Mitgliederzahl kann sich der Verein Katzenhilfe Radolfzell nicht beschweren. Anfang 2003 aufgrund zahlreicher Katzen auf dem alten Kasernenareal in Radolfzell gegründet, unterstützen heute über 200 Mitglieder die Arbeit des Vereins, der sich dem Katzenwohl verschrieben hat. „Angesichts der Aufgaben haben wir trotz beachtlicher Mitgliederzahl aber nur wenige Aktive“, sagt Marion Schmoll, die seit Juni 2023 die Vorsitzende ist. Die Gewinnung neuer Mitglieder sei weiterhin wichtige Herausforderung.
Neben einem regelmäßigen Stammtisch, zu dem alle Katzenliebhaber eingeladen sind, sollen auch Aktionen wie Kuchenverkäufe genutzt werden, um neue Helfer zu aktivieren – denn die meiste Arbeit hänge tatsächlich am sechsköpfigen Vorstand.
Auch Zeitungs-Annoncen können helfen
Nicht nur über das Internet samt sozialer Medien wie Facebook, sondern auch über Zeitungsannoncen sei man unentwegt auf der Suche nach Menschen, die Katzen aufnehmen – und sei es auch nur zur Kurzzeitpflege, bis eine neue Heimat gefunden ist. Ziel sei es, das Katzenelend zu mindern, so Schmoll. „Immer wieder müssen wir Katzen aus verwahrlosten Verhältnissen retten, neue Pflegestellen suchen oder verwilderte Katzen fangen und kastrieren lassen.“
Das koste nicht nur viel Zeit, sondern auch eine Menge Geld, das über Spenden eingesammelt werden muss. Darüber hinaus werde der Facebook-Auftritt der Katzenhilfe vielfach genutzt, um nach vermissten Stubentigern zu suchen. Schmoll betont dabei auch ein weiteres wichtiges Ziel des Vereins: „Wir hoffen, dass die Gemeinden hier in der Region bald Katzenschutzverordnungen erlassen, um die Katzenflut zu stoppen. Denn die Zahlen sprechen eigentlich für sich.“
Drei Tipps zum Thema Öffentlichkeitsarbeit
- Anmerkung der Redaktion: Holger Hagenlocher ist nicht nur Autor für den SÜDKURIER. Er ist vor allem auch als Berater und Coach tätig und gibt in dieser Funktion unter anderem Seminare, Schulungen und Vorträge über Öffentlichkeitsarbeit für Vereine. Sein Wissen hat er auch schon bei der Volkshochschule Landkreis Konstanz weitergegeben. Hier seine Tipps.
Nicht nur Fußball hat Aufmerksamkeit verdient
Wer das Wort Verein hört, denkt unweigerlich an Sport, aber nicht unbedingt an Tischtennis. „Wenn wir uns mit Fußballvereinen vergleichen, ist Tischtennis letztlich eine Randsportart“, sagt Andreas Stadie, der für die Pressearbeit und Kommunikation beim TTC Singen verantwortlich ist. Dabei könne der TTC Singen auf viele Erfolge zurückblicken. Gute Platzierungen in Verbands- und Oberliga, die erste Mannschaft spielte vor wenigen Jahren in der Regionalliga und bei Seniorenmeisterschaften gab es sogar mal einen deutschen Meistertitel.
Von den rund 100 Mitgliedern sind über 60 noch aktiv am Spielgeschehen beteiligt. „Es ist dennoch wichtig, kontinuierlich Kinder und Jugendliche für den Verein zu gewinnen. Denn wir brauchen einen soliden Unterbau, um langfristig den Erfolg des Vereins zu sichern“, gibt Stadie zu bedenken. „Deshalb sprechen wir mit Jugendturnieren und anderen Maßnahmen Jugendliche an.“ So führe der Verein offene Minimeisterschaften durch, an denen sich auch Kinder und Jugendliche beteiligen können, die noch kein Mitglied sind.
Zudem gebe es Social Media-Aktivitäten bei Instagram und Facebook. Der Internetauftritt des TTC informiere neben dem aktuellen Spielgeschehen unter anderem über Trainingszeiten und Ansprechpersonen. „Mit unserer Pressearbeit richten wir uns vor allem an die Lokalsport-Redaktionen, die uns seit vielen Jahren sehr positiv begleiten.“

Der VfR Stockach, dessen erste Mannschaft in der Landesliga antritt, ist ebenfalls mehrgleisig unterwegs, sagt der Co-Vorsitzende Siegfried Endres. Neben einem sehr guten Kontakt in die Sportredaktion des SÜDKURIER gebe es mit der Stadionpost ein eigenes Vereinsblatt. Um junge Leute zu erreichen, seien soziale Medien heutzutage sehr wichtig. Daher sei der VfR in diesem Bereich auch sehr aktiv. „Das war eine bewusste strategische Entscheidung“, so Endres. Im Verein gebe es ein Team, das diese Kanäle bespiele. Koordiniert werde das von der Vereins-Geschäftsführerin Nathalie Beu.