Feste, Konzerte, sportliche Wettkämpfe – es sind Veranstaltungen wie diese, mit denen Vereine zum gesellschaftlichen Leben beitragen und dieses bereichern. Was dabei häufig nicht so sehr im Fokus steht, ist der finanzielle Aufwand, der nötig ist, um diese erst auf die Beine zu stellen und auch das sonstige Vereinsleben am Laufen zu halten.

Denn es wird mitunter teuer: Die Narrizella Ratoldi kostet alleine die Straßenfasnacht in Radolfzell jährlich 25.000 Euro, denn es müssen unter anderem Sicherheitsdienst, WC-Anlagen, Absperrungen, Technik, Stände, Orden und Ähnliches bezahlt werden. Hinzu kommen weitere Ausgaben wie für Gebäude und Versicherungen, genaue Zahlen dazu kann Präsident Martin Schäuble nicht nennen. Allerdings werde alleine die Renovierung des Narrenschopfes, die nun ansteht, ungefähr 80.000 Euro kosten.

Schnell mal 12.000 Euro für ein Instrument

Auch anderswo braucht es viel Geld fürs Ehrenamt. Mindestens 10.000 Euro braucht die Musikkapelle Ehingen laut dem Vorsitzenden Michael Heinermann pro Jahr, um etwa Dirigent, neue Noten, Ausbildungen für Jungmusikanten, Lagerräume und Nebenkosten zu bezahlen. „Aber die Steigerung nach oben ist nahezu grenzenlos“, sagt er. Es kann also auch deutlich teurer werden – je nach dem, welche Ausgaben zusätzlich noch anfallen.

Neue Instrumente kosten schnell mehrere Tausend Euro, für ein Schlagzeug sei man sogar bei 12.000 bis 13.000 Euro, so Heinermann. Und der Verein versuche, die Kosten für möglichst viele Instrumente zu übernehmen.

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Die Stadtkapelle Radolfzell spricht von einem fünfstelligen Betrag, der etwa für die Instandhaltung und Anschaffung von Instrumenten und Uniformen sowie Technik, Transport, Noten und Saalmieten, Gema-Gebühren und Ähnliches bei Konzerten fällig wird. Auch Konzertreisen sowie die Teilnahme an Wertungsspielen und Wettbewerben sowie Versicherung, Verbandsgebühren und weiteres müssen finanziert werden.

Überleben ohne Mitgliedsbeiträge

Wie kann das alles gestemmt werden? Bei der Musikkapelle Ehingen vor allem auf einem Weg: „Eigentlich werden alle Kosten durch das Ehinger Herbstfest gedeckt“, berichtet Michael Heinermann. Dieses wird durch den Verein gestemmt. Von der Dr.-Karin-Schädler-Stiftung sei die Musikapelle Ehingen in diesem Jahr zwar auch mit 1600 Euro gefördert worden, aber ansonsten gebe es nur das Herbstfest – zumal die Musikkapelle Ehingen keine Mitgliedsbeiträge erhebt.

Das sei historisch bedingt, denn zu Gründungszeiten gehörte die Kapelle zur Gemeinde und beantragte bei dieser Gelder für das Vereinsleben. Mitgliedsbeiträge habe es dadurch schon damals keine gegeben.

„Eigentlich werden alle Kosten durch das Ehinger Herbstfest gedeckt.“ Michael Heinermann, Vorsitzender der Musikkapelle Ehingen.
„Eigentlich werden alle Kosten durch das Ehinger Herbstfest gedeckt.“ Michael Heinermann, Vorsitzender der Musikkapelle Ehingen. | Bild: SK-Archiv

Auch durch Konzerte nehme die Musikkapelle Ehingen selbst nichts ein. Denn es werde seit ein paar Jahren lediglich ein Benefizkonzert veranstaltet, dessen Einnahmen in der Vergangenheit an die Rehaklinik Katharinenhöhe gegangen seien. Dennoch habe die Musikkapelle keine finanziellen Probleme: „Mit dem Herbstfest schaffen wir es, über die Runden zu kommen“, sagt der Vorsitzende. ‚Das ist schon ein gewaltiger Aufwand‘, betont Heinermann. Aber dafür sei für den Rest des Jahres ausgesorgt.

Das Ehinger Herbstfest ist die Haupteinnahmequelle des Musikvereins (Archivbild).
Das Ehinger Herbstfest ist die Haupteinnahmequelle des Musikvereins (Archivbild). | Bild: Christel Rossner

Viele verschiedene Einnahmequellen

In anderen Vereinen braucht es dagegen mehr Einnahmequellen. Die Stadtkapelle Radolfzell finanziert sich über Einnahmen ihres Stands am Hausherrenfest, Mitgliedsbeiträge sowie Spenden, Förderungen und Sponsoring, wie sie mitteilt. Außerdem kann sie auf Konzerteinnahmen zurückgreifen – auch wenn auch sie zwei große Benefizkonzerte pro Jahr ausrichtet.

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Auch die Narrizella Ratoldi setzt auf mehrere Standbeine, etwa über den Narrenspiegel, die Narrenzeitung Kappedeschle sowie Mitgliederbeiträge. Aber auch außerhalb der Fasnachtszeit hat sie sich mehrere Einnahmequellen erschlossen, wie Präsident Martin Schäuble und Andreas Fiedler, Oberholzer der zur Narrizella gehörenden Holzhauergilde, berichten. „Wir sind kein reiner Fasnachtsverein mehr“, betont Martin Schäuble.

Stattdessen sei die Narrizella etwa am Radolfzeller Altstadtfest vertreten, außerdem bietet sie im Rahmen des Zunfthaussommers verschiedene Veranstaltungen im Zunfthaus an und vermietet dieses auch. Allerdings sei die Zahl der möglichen Veranstaltungen pro Jahr begrenzt, um Mitglieder nicht zu überlasten.

Die Kosten steigen

Auf die verschiedenen Wege gelinge es, die anfallenden Kosten zu decken. Allerdings müssten etwa Gebührenänderungen im Blick behalten und notfalls reagiert werden. „Es ist nicht so, dass es ein Selbstläufer ist“, sagt Martin Schäuble.

Tipps für Vereine

Straßenfasnacht in Radolfzell: Für die Narrizella Ratoldi braucht es dafür jährlich 25.000 Euro. (Archivbild)
Straßenfasnacht in Radolfzell: Für die Narrizella Ratoldi braucht es dafür jährlich 25.000 Euro. (Archivbild) | Bild: Jarausch, Gerald

Das merkt Andreas Fiedler derzeit zum Beispiel bei den Vorbereitungen für den nächsten Holzhauerball, zu dem seine Gilde an Fasnacht traditionell einlädt. Die Kosten seien seit der Corona-Pandemie deutlich gestiegen. „Da muss man sich überlegen, wie holt man das wieder rein“, erzählt er. Um attraktiv zu bleiben, können die Mehrkosten nicht einfach auf den Eintrittspreis aufgeschlagen werden.

Nun sei man mit der Stadt, die das Radolfzeller Milchwerk als Veranstaltungsort vermietet, in Gesprächen und hoffe, dass diese den Holzhauern entgegenkommt. Auch Sponsoring spiele nun eine größere Rolle. Allerdings betont Martin Schäuble: „Wir suchen dann Sponsoren, wenn wir sie brauchen, nicht per se.“ Ziel sei es, dass Veranstaltungen stattfinden können. „Wir müssen da keine Vermögen anhäufen.“

„Die Professionalisierung hat zugenommen“

Nicht nur die Kosten nehmen zu, sondern auch die administrative Arbeit rund um die Finanzen. „Die Professionalisierung hat zugenommen“, erzählt Martin Schäuble. „Das kann man nicht mehr am Küchentisch machen.“ Mittlerweile müssten die Kassierer Schulungen absolvieren. Dennoch betont Andreas Fiedler: „Wir machen es ja auch gerne.“

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Und an anderer Stelle freuen sie sich auch über Entlastungen – zumindest finanzielle. Denn dadurch, dass viele Mitglieder der Narrizella selbst Unternehmer seien, könne zum Teil auch Geld eingespart werden. Das gilt zum Beispiel, wenn nicht extra ein Lastwagen für Transporte angemietet werden muss, sondern dieser von einem Mitglied gestellt werden könne. „Das macht das Ganze einfacher“, so Martin Schäuble – und auch da zeigt sich die Gemeinschaft, die Vereine leben.