Das neue Holzherz, das die Stadt Radolfzell kürzlich auf der Mettnau aufstellen ließ, soll als Nachfolger des beliebten Hochzeitsbaums zu einem neuen Fotomotiv für Hochzeitspaare werden. Aber nicht nur für sie. Denn auch für andere dient die Skulptur als hübscher und romantischer Hintergrund. „Das ist nicht nur für Frischvermählte interessant“, sagt Richard Höß. Er feierte mit seiner Frau Gertrud kürzlich 65 Jahre Ehe und war zu diesem Anlass mit ihr auf der Mettnau. Dabei hätten sie das Holzherz entdeckt. „Und da haben wir gleich gesagt, da machen wir noch ein schönes Bild“, erzählt er.

Denn das Ehepaar Höß und die Mettnau verbindet eine besondere Geschichte. Unweit von der Stelle, an der das Holzherz aufgestellt wurde, hatten Richard und Gertrud Höß sich 1957 kennengelernt. Ein besonderer Zufall also, dass pünktlich zum Hochzeitsjubiläum nun der passende Fotohintergrund geschaffen wurde.

Treffen durch Zufall

Und Zufall auch, dass Richard und Gertrud Höß vor 67 Jahren überhaupt ein Paar wurden. Denn begonnen hatte alles mit einem Spaziergang auf der Mettnau, wie Richard Höß erzählt. Er sei im Oktober 1956 aus der Nähe von Augsburg nach Radolfzell gezogen, um als Nähmaschinenmechaniker bei der Firma Schiesser zu arbeiten. Seine Frau sei einige Monate zuvor bereits aus Stuttgart an den Bodensee gekommen – allerdings lediglich, um ein Jahr als Hausmädchen auf der Mettnau zu arbeiten und dann wieder heim zu gehen.

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Eines Sonntagnachmittags im Jahr 1957 sei er schließlich auf die Mettnau spaziert, mit dem Ziel, den Tennisplatz zu besuchen. Auf dem Hinweg habe er eine junge Frau gesehen, allerdings hätten sich ihre Wege am Strandbad getrennt. Als er jedoch ein paar Stunden später wieder zurück in Richtung der Innenstadt gegangen sei, sei sie ihm wieder über den Weg gelaufen – und er habe beschlossen, sie anzusprechen.

Richard und Gertrud Höß am neuen Holzherz auf der Mettnau.
Richard und Gertrud Höß am neuen Holzherz auf der Mettnau. | Bild: Familie Höß

Aus dem ersten Kontakt des Paares wurden schließlich nach der kurz darauf folgenden Rückkehr von Gertrud Höß nach Stuttgart ein Austausch per Brief sowie Treffen auf halber Strecke zwischen Stuttgart und Radolfzell. Weihnachten 1958 folgte schließlich die Verlobung, Mai 1959 die Hochzeit, die Gertrud Höß auch wieder nach Radolfzell brachte. Und mit den Jahren wuchs die Familie, neben vier Kindern gehören zu ihr mittlerweile auch zehn Enkelkinder und zwei Urenkel.

Was eine so lange Ehe braucht

Was ist das Geheimnis einer so langen gemeinsamen Zeit? Auf diese Frage zitiert Richard Höß ein Gedicht, das er anlässlich von 50 Jahren Ehe geschrieben hatte. Darin heißt es: „Ich denk‘, man soll das immer wieder sagen, und deshalb stell‘ ich jetzt noch fest, dass ein Geburtstagsfest jedes Jahr kommt automatisch, doch ein Ehe-Jubiläumsfest kann sein sehr problematisch. Denn dazu muss man selber erst bringen, ich will‘s euch sagen, Verzicht, Verzeihung, Zufriedenheit, Treue und Liebe an allen Tagen, dann hält die Ehe ein Leben lang und wird auch immer gehen seinen rechten Gang. Ein bisschen Glück gehört auch dazu, dann kann man Gott danken, immerzu.“