Auch wenn es manchen Vogelfreund in den Ohren zwicken wird, die Fußballer sind einem zweiten Kunstrasenplatz auf der Mettnau neben der Tennishalle ein Stück näher gekommen. Der Ausschuss Planung, Umwelt und Technik hat die Planungsleistungen bis zum Baubeschluss an das Landschaftsarchitekturbüro Burkhard Sandler aus Hohentengen vergeben.
Lehmann weiß, dass er auf verlorenem Posten kämpft und tut es dennoch
Und die Stadträte im Ausschuss haben mit sieben zu drei Stimmen bei einer Enthaltung locker das abermalige Aufbäumen der Fraktion der Freien Grünen Liste (FGL) gegen einen neuen Sportplatz abgewiesen.
Ihr Vorsitzender Siegfried Lehmann jammerte schon im Vorgriff auf die Abstimmung: „Ich weiß, dass ich auf verlorenem Posten stehe.“ Und er warb dennoch ein weiteres Mal darum, den neu geplanten Kunstrasenplatz auf den mit echtem Rasen versehenen Nebenplatz vor der Bootswerft Martin zu setzen.
Die Untergangsstimmung seines Gemeinderatskollegen wollte SPD-Stadtrat Norbert Lumbe weder mittragen, noch befeuern: „Das Menetekel des Herrn Lehmann ist uns bekannt“, konterte Lumbe das Wehklagen des FGL-Stadtrats. „Alles, was wir wissen, spricht für das Gelände, das wir ausgesucht haben“, sagte Lumbe.
Mit dem Heranrücken an die Tennishalle und an die Gebäude der Technischen Betriebe müssten nur wenige Bäume gefällt werden, auch die Straße zum Turnerheim und zur Bootswerft könnte so erhalten bleiben und müsste nicht verlegt werden. Zudem habe er keine Lust, „mit schlechter Laune in die Planung reinzugehen“, hielt Lumbe dem Kontrahenten Lehmann vor.
Rasenplatz ist Wanderkorridor für Wildtiere
Axel Tabertshofer, Vorsitzender der Interessensgemeinschaft (IG) Sport in Radolfzell, kämpft schon lange für einen zweiten Kunstrasenplatz: „Den brauchen wir dringend für alle Fußball spielenden Vereine.“ Die immer wieder vorgebrachte Idee, den neuen Kunstrasenplatz auf den Nebenplatz gegenüber des Stadions einzurichten, hält der IG-Vorsitzende auf unsere Nachfrage gleich mehrere Argumente entgegen.
Das erste ist ein sportliches: „Wenn wir dort den Kunstrasenplatz einrichten, haben wir keine zusätzliche Spielfläche gewonnen.“ Auch fehle dem FC dann ein Rasenplatz als Trainingsgelände. Und dann hat Tabertshofer noch ein „grünes“ Argument gegen einen Kunstrasen auf dem Nebenplatz: „Der Naturschutz hat gesagt: Das muss eine Naturfläche bleiben.“ Auch das Gehölz am Rasenplatz könne dadurch erhalten bleiben. Wildtiere bräuchten den Naturrasen als Wanderkorridor.
Für Axel Tabertshofer ist die jetzt vorgelegte Planung die richtige Lösung. Selbst der Baumstreifen vor der Straße zum Turnerheim könnte erhalten werden. Und der Verband habe die Größe des Kunstrasenplatzes schon für Ligaspiele akzeptiert. „Ich freue mich richtig darauf, weil diese Planung das Gelände aufwertet, selbst die Straßenlaternen können stehen bleiben.“
Das ganze Projekt umfasst mehr als nur den Bau eines neuen Kunstrasenplatzes. In einem zweiten Schritt soll der Rasenplatz, sprich Nebenplatz in seinen Ausmaßen verkleinert werden. Danach steht die Sanierung des bestehenden Kunstrasenplatzes an. In einer ersten Schätzung hat die Stadt für diese drei Bauabschnitte eine Summe von knapp 3,3 Millionen Euro angegeben. Diese Mittel sind in der mittelfristigen Finanzplanung der Stadt eingestellt.
Das Honorar für das Büro Sandler wird mit 76.000 Euro angegeben. Wolfgang Keller von der Abteilung Landschaft und Gewässer in der Bauverwaltung begründete in der Sitzung, warum jetzt die Planungsleistungen vergeben werden müssen: „Wir müssen jetzt loslegen, um Kostensicherheit zu bekommen.“