Ein Satz, der dem CDU-Bundestagskandidaten Armin Laschet im Wahlkampf um die Ohren geflogen war, scheint jetzt auch den Radolfzeller Gemeinderat an die Grenzen zu bringen. Der CDU-Chef sagte in einem Interview im Juli, bezogen auf das Jahrhunderthochwasser in Nordrhein-Westfalen: „Weil jetzt so ein Tag ist, ändert man nicht die Politik.“

Doch genau diese verheerenden Hochwasserereignisse führen in Teilen des Radolfzeller Gemeinderates dazu, die eigene Politik der vergangenen Jahre in Frage zu stellen. Konkret ging es in diesem Fall um den lange geplanten Kunstrasenplatz auf der Mettnau. Der Standort befindet sich im Hochwasserschutzgebiet. Die Kosten für den Platz belaufen sich auf rund 2,5 Millionen Euro.

Vereine haben schon lange um einen zusätzlichen Platz gebeten

Seit 2014 fordern die Vereine, vertreten durch die IG Sport, einen zusätzlichen Kunstrasenplatz. Nach langer Prüfung einigte man sich schließlich 2018 auf den Standort Mettnau. Dort wurden die meisten Synergien für alle Vereine vermutet. Der Beschluss in der jüngsten Gemeinderatssitzung zur weiteren Entwicklung der Pläne für einen Kunstrasenplatz schien nur Formsache zu sein.

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Doch schien sich für einige Stadträte die Sachlage gründlich geändert zu haben. Den Anfang machte Derya Yildirim von der SPD, die eine neue Standortsuche für den Kunstrasenplatz forderte. Die rechtlich geforderten Ausgleichsflächen für den Bau auf der Mettnau würden das Projekt unnötig teuer machen. „Wir müssen doch eigentlich weg vom See“, forderte die SPD-Stadträtin. Sie wollte einen erneuten Vergleich mit Alternativstandorten, auf der Mettnau sei ein Bau ihrer Ansicht nach zu teuer und nicht nachhaltig.

Umweltschutz und Platzmangel als Argumente

Unterstützung bekam sie von Gisela Kögel-Hensen (Freie Grüne Liste) und Richard Atkinson (FDP), die aus unterschiedlichen Gründen für Yildirims Antrag warben. Für Kögel-Hensen sei es angesichts der drohenden Klimakatastrophe und der Hochwasserereignisse zwingend notwendig, im Hochwasserschutzgebiet nicht noch mehr Fläche zu versiegeln.

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„Vereine sind super wichtig, aber nicht auf der Mettnau am See“, sagte sie. Das Bauen im Hochwasserschutzgebiet sei seit diesem Jahr keine Detailfrage mehr. Atkinson sah es eher sportlich. Aus seiner Sicht hätten die Vereine, die sich auf sportlicher Ebene ehrgeizig und ambitioniert zeigten, an dem Standort zu wenig Entwicklungsfläche. „Wir können sie da nicht reinquetschen“, so Atkinson.

IG Sport weist auf die Dringlichkeit hin

Michael Jentsch, Vorsitzender des SV Markelfingen und als Vertreter der IG Sport in der Sitzung anwesend, klang bei seiner Fürsprache für den Platz fast verzweifelt. Den Bedarf hätten die Vereine seit mehr als acht Jahren angemeldet und dieser bestehe nicht erst seit dem Sportentwicklungsplan. Jetzt die Suche von Neuem zu beginnen, sei für die acht Vereine, die auf diesen Platz warten, eine „untragbare Situation“. Auch Bürgermeisterin Monika Laule, die die Sitzung leitete, äußerte ihre Irritation über die erneute Diskussion um den Standort. „Wir haben uns bewusst für diesen Platz entschieden. Es ist schade, dass jetzt wieder alles grundsätzlich in Frage gestellt wird.“

Christof Stadler (CDU) klärte über die Sichtweise seiner Fraktion auf: „Wir sagen klar ja zu dem Kunstrasenplatz.“ Gleichzeitig wolle man die Zustimmung in Sachen Streuhau revidieren. Das Votum für den Kunstrasenplatz stehe in direktem Zusammenhang mit der Korrektur der Entscheidung im Streuhau. Dieses wolle man nun nicht mehr bebauen.

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Aber klar sei auch: „Wir müssen auch etwas für die Menschen vor Ort schaffen“, so Stadler. Lorenz Thum (CDU) warf seinen Ratskollegen vor, unglaubwürdig zu handeln. Letztlich wurde der Beschluss zur Entwicklung des Sportzentrums an dem Standort auf der Mettnau mit 14 Ja-Stimmen, sieben Nein-Stimmen und einer Enthaltung angenommen.