Eigentlich wird der Andruck der neuen Ausgabe des Kappedeschle mit einem Andruckfest in der Druckerei Zabel gefeiert – doch wie in vielen anderen Bereichen auch machte Corona einen Strich durch diese Rechnung. Stattdessen wurde das Fest in das Zunfthaus der Narrizella Ratoldi verlegt und im kleinen Rahmen ausgerichtet. Den ausfallen sollte die Veranstaltung nicht: „Die Narrenzeitung hat das wohl verdient“, betonte Narrizella-Präsident Martin Schäuble. „Sie ist nicht nur einzigartig in der Region, sondern auch noch ein informatives Blatt.“

Zusammengestellt wurde der Kappedeschle erneut von Lothar Rapp – und das schon zum 49. Mal, wie er berichtete. Gedruckt wurden die Seiten in der Druckerei Zabel. Auch das hat Tradition: Seit 28 Jahren entstehe die Narrenzeitung in den dortigen Räumen bei Peter Zabel. In diesem Jahr hatte Lothar Rapp beim Erstellen des Kappedeschle allerdings mit einer besonderen Herausforderung zu kämpfen, denn durch die Corona-Pandemie fehlt es an närrischen Geschehnissen, über die berichtet werden könnte. Dennoch kam eine umfangreiche Narrenzeitung zusammen: „Es gibt schon Lösungen, wenn keine Fasnacht stattfindet, wie man sie trotzdem präsentieren kann“, sagte Lothar Rapp.
OB-Wahl, Hemdglonker 1974 und Lettow-Vorbeck-Straße
Und so finden sich auf vielen Seiten zum Teil auch alte Berichte, darunter ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 1974 über die Entführung des Hemdglonkers nach Rielasingen und ein Text von Bruno Epple, den dieser 1991 für die Festschrift zum 150-jährigen Bestehen der Narrizella Ratoldi schrieb. Diese sei damals kaum unter den Leuten verbreitet worden, erzählte Rapp, denn aufgrund des Golfkrieges musste die Fasnacht ausfallen. Aber auch Aktuelles wird thematisiert, unter anderem die Umbenennung der Lettow-Vorbeck-Straße, die OB-Wahl und die Fasnacht unter Corona-Bedingungen.
Diese spiegelt sich auch im Titelbild wieder: Wie Michael Fuchs vorstellte, zeigt dieses das Schaufenster von Emre‘s Änderungsschneiderei in der Kaufhausstraße, das es den Narren im vergangenen Jahr tatsächlich ermöglichte, Fasnacht im Schaufenster zu feiern. In dem Geschäft tummeln sich auf dem Bild zahlreiche Narren, während es draußen dunkel bleibt. Gefeiert wird also nur isoliert, durch die Scheibe ist das bunte Treiben nicht zugänglich – aber trotzdem setzt man sich dieses Mal über das letztjährige Dekorationsverbot auf öffentlichen Plätzen in Radolfzell hinweg, denn vor dem Fenster hängen Narrenbändel. Das Bild passe auch zur Geschichte des Kappedeschle, wonach dieser den Preußen das Versprechen abluchste, wenigstens am Fenster Fasnacht feiern zu dürfen, so Fuchs.
Auch die Höri ist vertreten
Und nicht nur die Radolfzeller Narren sind in der Zeitung zu finden. Mit einem Rätsel und einzelnen Beiträgen sind auch die Narrenzünfte von der Höri vertreten. „Das sind zehn Zünfte, die auch ihre Fasnacht machen“, erklärte Lothar Rapp. Allerdings seien Radolfzeller dort kaum unterwegs. Im Kappedeschle sollen sie nun näher beleuchtet werden.
Martin Schäuble ist sich übrigens sicher, dass die Narrenzeitung in diesem Jahr besonders gut gelesen wird – als Ausgleich, weil nach wie vor nur wenig Fasnacht stattfindet.