Erst Kinder befreien, dann selbst die Macht ergreifen: So sah das Programm der Moofanger Liggeringen am Morgen des Schmutzigen Dunschtig aus. Um 9 Uhr machten sie sich auf den Weg zum städtischen Kindergarten zur jährlichen Befreiung der Kinder. Diese freuten sich sehr über den Besuch der Narren, die ihnen Fasnachtslieder vorgetragen haben und natürlich mangelte es auch nicht an Süßigkeiten.
Noch mehr dürften sich die Grundschüler über die Befreiung seitens der Narren gefreut haben. Denn das bedeutet ja „schulfrei“, wie die Kinder zusammen im Chor riefen. Bei den Fasnachtsliedern konnten sie schon mitsingen, auch die einzelnen Narrenfiguren waren den Schülern schon bekannt. Sie konnten alle erraten und so gab es zur Belohnung ganz viele Süßigkeiten.
Anlehnung an Bauernproteste
Einen nicht so süßen Empfang erlebten die Narren jedoch wenig später beim Liggeringer Ortsvorsteher Hermann Leiz. Vor dem Rathaus angekommen, fanden sie nur die Mitarbeiter des Rathauses vor – als Bauern verkleidet und mit Protestschildern ausgestattet. „Rathauskampf ist Lebenskampf“ und „Moo isch out“ war auf den Schildern zu lesen.

Ortsvorsteher Leiz wollte den Schlüssel nicht ohne Weiteres an die Narren abgeben: „Er ist in einer kleinen Kiste versteckt“, die sich unter einem kleinen Hügel aus Sägespänen befand. Also mussten die Narren ihn erst einmal ausgraben. Sie fanden ihn, sie hatten ihn. Und somit haben die Narren nun die Macht über das Rathaus. Einen versöhnlichen Abschluss gab es trotzdem, als sie sich gemeinsam zum Aufstellen des Narrenbaums aufmachten. Dieser ist in Liggeringen für 15.30 Uhr terminiert.
Straßenfasnacht in Stahringen
Auch die Schoofwäscher Stahringen feierten ausgiebig – nach dem Wecken und der Kindergarten- und Schulbefreiung folgte die Straßenfasnacht, zu der auch der Verkauf der Narrensuppe und des Narrenblatts, das Stellen des Narrenbaums durch 35 Holzer und Jungholzer und der Hemdglonkerumzug gehören.
Bengelschießer kämpfen in Böhringen mit Vandalismus
Ein fantastisch farbenfrohes Bild bot die Bengelschießer-Zunft Böhringen bei ihrem Narrenbaumumzug zum Rathaus. Anschließend wurde der Narrenbaum mit seiner stattlichen Länge von 24,34 Meter unter großem Beifall gesetzt. Vorab wurde den Holzern einiges an Kreativität abverlangt, nachdem Unbekannte über Nacht die Krone des Baumes zerstört hatten.
Welsbärte treiben in Möggingen ihr Unwesen
Die Welsbärte Möggingen haben in ihrem Ort viele Kinder von Kindergarten und Schule zu befreien. Danach geht es zum Umzug und dem Betteln der Kinder, zusammen mit dem Rattenfänger. Am Nachmittag kümmern sich die Holzer um den Narrenbaum, der auf dem Dorfplatz gestellt wird.
Schulfrei dank der Seifensieder
Die Markelfinger Seifensieder besuchten zur Schülerbefreiung zum ersten Mal das neue Kinderhaus am Römerbrunnen. Erzieherinnen, Kinder und Eltern hatten sich gut auf den Besuch vorbereitet. Trotzdem sah Präsident Thomas Böttinger (rechts) beim Wissen über die Markelfinger Zunft noch Luft nach oben.
Handarbeit in Güttingen gefragt
Um 16.31 Uhr war es so weit: Die Holzhauer der Schimmelreiter Güttingen schafften es mit vereinten Kräften, den Narrenbaum in der Schloßbergstraße zu platzieren. Alle Narren jubelten, auch die Kinder unter ihnen. Dabei ist der Transport des Baumes von der Buchenseehalle bis in die Zielstraße nicht ganz ohne gewesen.
Denn auf dem Weg in die Schloßbergstraße unterbrachen die Narren mehrmals ihre Fahrt. Immer dann, wenn ein Bus auf der schmalen Strecke an ihnen vorbeifahren musste. Das funktionierte in allen Fällen gut. Doch die noch schwierigere Aufgabe lag ja noch vor ihnen.
Laut Manfred Hiller, dem Zunftpräsidenten der Schimmelreiter, habe auch das Wetter einen massiven Einfluss auf das Aufstellen des Narrenbaums. „Vor allem starker Wind kann zu einem Problem werden. Dann müssen die Holzhauer den Baum noch besser festhalten. Oder es braucht noch mehr von ihnen“, so Hiller.

Tatsächlich seien in Güttingen keine Traktoren oder Radlader im Einsatz. „Bei uns wird der Baum traditionell von Hand aufgestellt“, sagt der Zunftpräsident. Ein Holzhauer müsse dabei den Takt angeben, damit alles funktioniert. Dies geschieht mithilfe von mehreren Holzstangen unterschiedlicher Längen. Mit denen wird der Baum schrittweise aufwärts geschoben und anschließend im Boden befestigt.
„Das ist natürlich harte körperliche Arbeit“, betont Hiller. Doch im Anschluss würden sich er und seine Schimmelreiter im Gasthaus Adler stärken, bevor sie den Schmotzigen Dunschtig mit einer kleinen Party ausklingen lassen.