Bruno Epple hat in seinem Leben schon einiges erlebt. Doch an diesen Umstand muss er sich wohl erst noch gewöhnen: Seit Freitag ist Epple ein Träger der Heimatmedaille des Landes Baden-Württemberg. Und dies aus gutem Grund: Denn für den Maler und Literat ist Heimat nicht nur ein Ort, sondern ein Gefühl. „Es geht heute um Menschen, die sich in außerordentlichem Maße für ihre Heimat interessieren“, sagte Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer im Rahmen der Auszeichnung im Radolfzeller Milchwerk.

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Der Malerdichter, der aktuell in Öhningen auf der Höri lebt, wurde 1931 in Rielasingen geboren – „zwischen dem Rosenegg und der Aach und wo an klaren Tagen über das Dach des Nachbarn der Hohentwiel in die Straße herschaute“, wie er seine Heimat in einem SÜDKURIER-Interview selbst beschreibt. Die Jugendzeit hat er in Radolfzell verbracht, später die Schule in Konstanz und im Benediktiner-Kloster Engelberg in der Schweiz besucht, studiert hat Epple in Freiburg und München. Da war ihm schon längst klar, was er tun wollte: malen, zeichnen, schreiben und dichten. Er kehrte dennoch an den See zurück, um dort am Friedrich-Hecker-Gymnasium zu unterrichten. Bis zum Jahr 1989 lehrte er dort, ehe er die Pädagogik an den Nagel hängte, um sich ganz seiner Kunst zu widmen. Sein erstes Bild malte er mit 24 Jahren: das Stellwerk am Zeller See. Sein Haus baute er mit seiner Frau Doris in Wangen auf der Höri, diese verstarb vergangenes Jahr. In diesem Sommer feierte der Literat und Künstler seinen 90. Geburtstag.

Ehrenträger mit Heimatgefühl

Der neue Träger der Heimatmedaille blieb bei der Auszeichnung im Milchwerk gewohnt bescheiden. Auf die Bühne wollte er nicht. Dies sei ihm zu viel Aufregung um seine Person. „Ich bleibe hier unten“ sagte er kurzerhand und positionierte sich vor der Bühne. Dafür hatte er eine eindeutige Meinung dazu, was für ihn Heimat darstelle: „Heimat isch, wo du hing‘hörsch, wo du dazu g‘hörsch.“

Zehn neue Träger der Heimatmedaille wurden im Milchwerk im Rahmen der Heimattage 2021 geehrt. Bilder: Matthias Güntert
Zehn neue Träger der Heimatmedaille wurden im Milchwerk im Rahmen der Heimattage 2021 geehrt. Bilder: Matthias Güntert | Bild: Matthias Güntert

Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer betonte in ihrer Rede, dass der Begriff Heimat viele Aspekte habe: Zum einen seien es Orte, die den Menschen in Baden-Württemberg als Lebensmittelpunkte dienen. Aber Heimat seien auch Dialekte, Kultur und persönliche Erfahrungen. „Heimat kann alles sein, nur eines ist es nicht, etwas Nebensächliches“, betonte Schäfer. Und die diesjährigen Träger der Heimatmedaille haben Verantwortungen in ihrer jeweiligen Heimat in vorbildlicher Weise übernommen.

Heimat ist nicht nur ein Ort

„Sie pflegen Traditionen, schützen die Umwelt, machen Politik, unterstützen das Gemeinwohl oder kümmern sich einfach um Ihre Mitbürger“, lobte Schäfer das Engagement der Ausgezeichneten. „Dieser Einsatz ist nicht hoch genug einzuschätzen und gebührt größten Respekt“. Und warum dies alles? „Weil Heimat wichtig ist, ist Heimatpflege unverzichtbar“, so Schäfer weiter. Und die neuen Träger der Heimatmedaille hätten mit ihrem Tun eine Heimat für andere geschaffen.

OB Martin Staab hob die Bedeutung der Auszeichnung für Bruno Epple hervor: Er sei nach Hans-Peter Lauinger und Sven Gnirss erst der dritte Radolfzeller, dem die Heimatmedaille überhaupt verliehen wurde. „Sie alle haben die Medaille mehr als verdient“, sagte er. Dass bei der Auszeichnung auch ein Radolfzeller berücksichtigt wurde, erfülle ihn und ganz Radolfzell mit Stolz.