Radolfzeller Bürger haben in diesen Tagen viel zu verdauen. In den Kindergärten herrscht seit Monaten Notbetrieb, der Automobilzulieferer BCS hat seine Werksschließung angekündigt und wird mehr als 600 Arbeitsplätze abbauen und jetzt schließt das Krankenhaus viel früher als erwartet.
Der Verlust für Radolfzell ist enorm
Der Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz hatte diesen Schritt zwar angekündigt, doch dass er so schnell kommt überrascht dennoch. Das Gebäude sei maroder als ohnehin schon gedacht, das Personal wurde auch immer weniger – es scheint rentabler das Krankenhaus zu schließen, als es offen zu halten. Den Preis dafür zahlen die Radolfzeller Bürger in einer anderen Währung.
Auch wenn am Klinikum keine Stellen abgebaut werden, ist der Verlust für die Gesellschaft enorm. Fast 117 Jahre lang begann und endete das Leben vieler Radolfzeller in den Krankenzimmern auf der Mettnau. Die Schließung trifft die Radolfzeller mitten ins Herz. Und mindert auch das Sicherheitsempfinden, für das ein Krankenhaus steht.
Wichtige Investitionen wurden nicht getätigt
Trotz all der rational nachvollziehbaren Gründe, warum es sinnvoller ist, das Krankenhaus zu schließen, macht sich in Radolfzell auch das Gefühl breit, im Stich gelassen worden zu sein. Der Investitionsstau von fast 100 Millionen entsteht nicht über Nacht, wichtige Sanierungsarbeiten sind Jahre oder gar Jahrzehnte versäumt worden. Während der GLKN für die Modernisierung anderer Standorte Sorge getragen hat, ging das Radolfzeller Krankenhaus zu oft leer aus. Über vergossene Milch soll man bekanntlich nicht jammern, doch wirkt die Aussicht auf ein schönes neues Klinikum irgendwo im Landkreis im Jahr 2030 wie ein schwacher Trost für all die Bürgerinnen und Bürger, die jetzt von ihrem Krankenhaus Abschied nehmen müssen.