Mit der zunehmenden Gefahr, dass aus Russland in der nahen Zukunft nur noch deutlich weniger oder im schlimmsten Fall gar kein Gas mehr nach Deutschland geliefert wird, müssen sich die Versorger um mögliche Alternativen kümmern. Ein echtes Damoklesschwert wäre ein Gas-Notstand, bei dem nicht mehr ausreichend Gas vorhanden ist, mit dem die Bürger und die Industrie ausreichend versorgt werden können.
Haushalte und Wirtschaft kann man auch getrennt versorgen
Bei den Stadtwerken Radolfzell, die vor Ort die meisten Menschen mit Energie versorgen, hat man sich längst mit dem Thema beschäftigt. Auf Nachfrage des SÜDKURIER bestätigt das Unternehmen, dass es generell möglich sei, Firmen und Privathaushalte bei der Versorgung voneinander zu trennen: „Ja, es ist technisch möglich nur Großkunden und Firmen vom Netz zu nehmen. Im Rahmen der ausgerufenen Stufe bereitet sich die Bundesregierung auf eine mögliche Gasmangellage in Deutschland vor.“
Weiter heißt es in der Mitteilung: „Sollte die sogenannte Notfallstufe eintreten, regelt der Staat, wie das noch vorhandene Gas verteilt wird. In diesem Fall kann er einige Gasabnehmer vom Gas abkoppeln. Gesetzlich ist geregelt, wer davor geschützt ist. Die Reihenfolge ist nicht geregelt.“ Generell gebe es dabei geschützte Kunden, deren Gasversorgung zuletzt reduziert oder eingestellt werde. Dazu würden laut Stadtwerke private Haushalte, kleine und mittlere Unternehmen aus dem Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen sowie grundlegende soziale Dienste und Einrichtungen zählen.
Nicht geschützte Kunden müssten sich im Fall eines Notstandes auf gezielte industrielle Kürzungen oder Abschaltungen einstellen, um den Gesamtverbrauch von Gas zu reduzieren. „In der Notfallstufe übernimmt die Bundesnetzagentur über die Bundeslastenverteilung die Verteilung von Erdgas von nicht geschützten Kunden. Bereits im Vorfeld haben wir die Unternehmen über eventuell eintretende Szenarien informiert“, erklären die Stadtwerke hierzu.
Generell sei Gas in Radolfzell die Hauptenergiequelle in den Haushalten. Rund 60 Prozent würden den Energieträger zum Heizen oder Kochen nutzen. Lachende Dritte in der derzeitigen Situation sind all jene, die den richtigen Zeitpunkt beim Wechsel zu erneuerbaren Energien erwischt haben.
So seien die Beteiligten des Solarenergiedorfes Liggeringen, dem Bioenergiedorf Möggingen sowie Bewohner des Wohngebietes Schafweide in der Stadtweiterung Nord dezentral mit erneuerbaren Energien versorgt und „von einem eventuellem Gasnotstand nicht betroffen“, lassen die Stadtwerke wissen.
Bei finanziellen Engpässen gleich den Kontakt zu den Stadtwerken suchen
Immerhin müssten sich Haushalte, die aufgrund der steigenden Energiepreise nicht mehr in der Lage seien ihre Rechnungen zu bezahlen, keine Sorgen machen, dass ihnen umgehend der Gashahn zugedreht werde. „Eine kurzfristige Abstellung von Strom oder Erdgas muss bei Zahlungsengpässen kein Haushaltskunde fürchten. Jedoch bitten wir eindringlich darum, den Dialog mit unserem Team im Kundencenter im Vorfeld zu suchen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, individuelle Lösungen zu finden, damit sich Zahlungsengpässe überbrücken lassen“, erklärt der Radolfzeller Energieversorger.
Die Kunden ihrerseits sollten in jedem Fall alle Möglichkeiten nutzen, Energie einzusparen und entsprechende Vorkehrungen treffen, um die Rechnungen mittelfristig begleichen zu können. „Wir empfehlen bereits jetzt die Abschläge zu erhöhen, um die Nachzahlungen zu reduzieren“, raten die Stadtwerke.