Im feuchten Morgennebel sieht er fast noch gespenstischer und trauriger aus als bei normalen Sichtverhältnissen. Der Altbohlwald präsentiert sich Autofahrern, Fußgängern und Radfahrern, die im Bereich zwischen dem Waldfriedhof und der Bundesstraße 33 unterwegs sind, seit einigen Tagen als zerschundener Rest eines zuvor scheinbar intakten Waldgebietes. Auch Revierförster Simon Güntert ist alles andere als erfreut über das sich bietende Bild. „Für solche Aktionen bin ich eigentlich nicht Förster geworden. Aber manchmal bleibt einem nichts anderes übrig“, sagt er bei einem Vorort-Termin mit dem SÜDKURIER.
Rodungen wegen Borkenkäfern
Denn in dem genannten Bereich haben in der vergangenen Woche Waldarbeiter praktisch alle größeren Bäume gefällt. Dabei handelte es sich vor allem um Fichten. Doch dort standen auch Lärchen, Kiefern, Buchen und Eichen. Sie alle waren laut einer Schätzung von Simon Güntert rund 80 bis 100 Jahre alt. Von ihnen übrig geblieben ist ein optisches Schlachtfeld.
Der Grund: Die Bäume waren zu einem großen Teil vom Borkenkäfer befallen. Weil die restlichen Bäume der gleichen Größe im Anschluss ein großes Stabilitätsproblem bekommen hätten, musste man diese laut dem Förster ebenfalls schlagen.

Denn Bäume, die über viele Jahre innerhalb eines Waldgebietes gewachsen sind, können Wind und anderen Einflüssen deutlich weniger widerstehen. Ihre Wurzel- und Stammausbildung ist nicht geeignet, um plötzlich in freier Fläche zu existieren.
Aufforstungen dauern Jahrzehnte
Der Kahlschlag wird trotz Aufforstung noch einige Jahre zu sehen sein. Denn bis die Fläche zwischen dem Waldfriedhof und dem Parkplatz an der B33 wieder ein Wald mit großen Bäumen ist, vergehen rund 50 bis 70 Jahre, schätzt der Revierförster. Pro Hektar werden dafür rund 3300 neue Bäume gesetzt. Fichten werden keine mehr dabei sein. Denen gibt Güntert in der Region in der Zukunft keine Chance mehr. „Ich gehe davon aus, dass es die in zehn Jahren hier bei uns nur noch im einstelligen Prozentbereich geben wird“, sagt er.
Die über viele Jahre zweithäufigste Baumart in den Wäldern der Region ist der große Verlierer des Klimawandels. Denn mit den zunehmend trockeneren Wintern wie Sommern hat der Borkenkäfer oder auch Buchdrucker genannte Schädling leichtes Spiel. Er legt seine Eier zwischen Rinde und Holz, wo die Larven dann die markanten Fraßgänge anlegen.

Auf der freigewordenen Fläche im östlichen Altbohlwald wird der Förster stattdessen vor allem Kirsche, Ahorn und Schwarznuss anpflanzen lassen, wie er wissen lässt. Diesen Baumarten räumt man größere Chancen ein, mit den sich ändernden Klimaverhältnissen zurechtzukommen.
Weitere Waldfläche ist betroffen
Eine weitere Fläche von rund einem Hektar Größe haben die Waldarbeiter neben der Straße zwischen Güttingen und Liggeringen freigeräumt. Auch dort waren die Fichten vom Borkenkäfer befallen und mussten geschlagen werden.
Wenn das früh genug stattfindet, bevor die Rinde abgefallen ist und weitere Schädlinge in das Holz eindringen, könne man es noch relativ gut vermarkten. „Dann kann man es noch als Konstruktionsholz verwenden. Wenn erst einmal der Holzbock eingedrungen ist, kann man nur noch Paletten daraus machen“, erklärt Simon Güntert.
Zum Glück seien die Preise für den Holzverkauf noch relativ stabil, so der Förster. Denn mit den Erlösen können die Kosten für die notwendigen Aufforstungen erzielt werden. Für die Planungen der Förster sind solche Schadholzhiebe nicht sehr förderlich. Denn in der Vergangenheit kamen solche Schadensereignisse seltener vor.
Man konnte sich darauf konzentrieren, nur einzelne, wirklich ausgewachsene Bäume aus dem Wald zu entfernen. Doch diese Zeiten sind vermutlich vorbei und die Förster müssen relativ kurzfristig auf Ereignisse reagieren.