Innerhalb kurzer Zeit wurde Christoph Schnur nun schon zum zweiten Mal geehrt. Ende vergangenen Jahres wurde der Feuerwehrmann aus Wangen zum Ehrenkommandant der Freiwilligen Feuerwehr von Öhningen ernannt. Beim Neujahrsempfang im Rathaus verlieh Bürgermeister Andreas Schmid ihm nun auch den Bürgerpreis für sein besonderes ehrenamtliches Engagement in der Gemeinde. „Für ihn ist es selbstverständlich, dass er für andere da ist. Für uns ist es allerdings nicht selbstverständlich“, sagte Schmid in seiner Laudatio. Deshalb habe der Gemeinderat einstimmig beschlossen, Christoph Schnur auszuzeichnen.

Schnurs erster spontaner Gedanke bei der Preisverleihung? „Warum eigentlich ich“, berichtete dieser im Anschluss gegenüber dem SÜDKURIER. Er finde, dass diese Ehrung dutzende andere genauso verdient hätten. Er selbst sehe sich als Stellvertreter für die Vielen, die nie genannt oder zum Zuge kommen würden. „Im Dorf ist man Teil einer Gemeinschaft. Für mich ist es selbstverständlich und normal, dass man dem Dorf etwas zurückgibt“, so Schnur.

Mit 17 Jahren in die Feuerwehr

Für Thomas Renz, Gesamtkommandant der Freiwilligen Feuerwehr, sowie für den Wangener Abteilungskommandanten Michael Tanzer ist hingegen klar, warum Schnur den Preis verdient. Sie erinnern an dessen besonderes Engagement. Seit seinem 17. Lebensjahr ist Schnur bei der Freiwilligen Feuerwehr, sein Vater habe ihn einfach zu der Feuerwehr mitgenommen, lässt Renz dessen Karriere Revue passieren. Damals gab es weder eine Jugendfeuerwehr noch eine Grundausbildung. Man habe den Anwärtern gezeigt, wie die Arbeit funktioniert. Damit Christoph Schnur Gesamtkommandant werden konnte, holte er 1996 dann zwei Ausbildungen als Gruppen- und Zugführer nach.

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Für Tanzer ist Schnur ein Mensch, der auch über den Tellerrand hinaus schaut. Er habe es geschafft, sinnvolle Neuerungen zu initiieren und in die richtige Richtung zu lenken. Die Beziehung zur und Zusammenarbeit mit der Schweiz sei ein Vermächtnis von Christoph Schnur. Rückblickend sei es ihm gelungen, aus den drei Wehren ein Ganzes zu formen. Dabei habe er vor Herausforderungen gestanden.

Er führte drei Abteilungen zusammen und dachte voraus

Man war zwar eine Gemeinde mit drei Abteilungen, doch jede habe für sich gedacht, ergänzt Thomas Renz. Es gab keine Zentralisierung, auch nicht bei der Beschaffung von Geräten. Gemeinsame Übungen waren eine Seltenheit. Schnur hatte einen großen Anteil daran, dass die drei Abteilungen miteinander verschmolzen seien. Er legte den Grundstein für eine Gesamtwehr in Öhningen. Und er war der Erste, der eine Alarm- und Ausrückordnung für die Gemeinde als Ganzes entwickelte.

1985 initiierte Schnur die Alarmpläne für die Gemeinde. Das sei damals im ländlichen Raum einzigartig gewesen, berichtet Thomas Renz. Schnur habe eine Liste sämtlicher Hydranten mit deren Wasserleistungen zusammengestellt. Dabei habe er Straßen und Häuser mit den Hydranten und Entnahmestellen für das Wasser fotografiert. Die Feuerwehrschule in Bruchsal habe diese als Musterblätter für andere Gemeinden genommen – ein Beispiel, wie Schnur für andere mitdenkt. „Sie war bis zur landkreisweiten Digitalisierung vor zwei Jahren gültig und wirkt bis heute nach“, sagt Tanzer über die Alarmpläne.

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Und nach dem Brand des Kindergartens Wangen mit schweren Rauchvergiftungen unter den Feuerwehr-Angehörigen setzte sich Schnur für die Anschaffung von Atemschutzgeräten und für eine Ausbildung an den Geräten ein, so Renz. Anfang der 1980er-Jahre sei das keine Selbstverständlichkeit gewesen.

Vorbild und Eckpfeiler der Gesellschaft

Als besonders beschreiben die beiden Schnurs Selbstverständlichkeit, für die Wehr da zu sein. „Er ist 65 Jahre alt, brennt nach wie vor für die Feuerwehr und ist bei jeder Probe anwesend, obwohl er einen Handwerksberuf ausübt. Er ist ein krasses Vorbild für die Feuerwehr“, sagt Tanzer.

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Schnur sei für viele ein Vorbild, sagt Renz. „Er inspiriert und motiviert. Und das gibt er von einer Generation zu anderen weiter“, fügt Tanzer hinzu. Gerade Menschen wie Schnur seien die Eckpfeiler unserer Gesellschaft – und es werde immer schwerer, solche zu finden.

Beim Umbau des Feuerwehrhauses 2011 in Wangen war er ein Antreiber. Durch seine guten Kontakte war er immer ein aktiver Spendensammler für die Feuerwehr, beschreibt Renz. Im Laufe dieser Zeit konnten zwei Fahrzeuge zu Mannschaftswagen umgebaut werden. Schnur sammelte beachtliche Sach- und Geldspenden für die Wehr und für den Umbau des Feuerwehrhauses, schildern seine Weggefährten. Mit seiner Frau kuratierte er zum 100-jährigen Bestehen der Wehr außerdem eine Ausstellung im Rathaus Wangen und verfasste dazu eine Festschrift und Chronik.

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Schnur wisse darüber hinaus auch, was für eine Feuerwehr wichtig ist: „Die Pflege der Freundschaft und der Kameradschaft untereinander und wie man miteinander Spaß haben kann“, sagt Michael Tanzer. Schnur genieße eine natürliche Autorität bei Jung und Alt. Auch wisse man seine fachliche Kompetenz sehr zu schätzen. „Christoph ist gelebte Integrität. Was er sagt, macht er auch. Da kann man sich zu 100 Prozent verlassen“, sagt Tanzer. Wenn man dies über Jahrzehnte hinweg mache, so erlange man viel Respekt.