Für viele Markelfinger ist die Eröffnung des Osterbrunnens in jedem Jahr so etwas wie ein kleines Dorffest. In den zurückliegenden Wochen hatte die Initiatorin Veronika Harter mit ihren Helferinnen und Helfern in einer Scheune am Ortsrand die einzelnen Elemente des imposanten Gebildes mit Thujazweigen und Tausenden von Eiern versehen. Dazu werden die Elemente einer robusten Metallkonstruktion mit den in langwieriger Arbeit gesammelten Zweigen umwickelt.
Ein Teil der bemalten Eier steckt auf Holzstäben, die in die Zweige gedrückt werden. Andere werden zu Ketten verbunden. So entstehen bunte Streben, Kränze und natürlich die Krone mit dem Kreuz auf der Spitze. Gruppen von Hasen aus Holz und Stroh komplettieren das tonnenschwere Ensemble.
Tonnenschwere Arbeit
Mitarbeiter einer örtlichen Schlosserei transportieren die tonnenschweren Elemente von der Scheune zum Brunnen am östlichen Ortseingang. Ohne den Kran auf dem Transportfahrzeug wären Transport und Aufbau kaum möglich. So aber war die Aktion zwei Tage vor Eröffnung des Osterbrunnens in anderthalb Stunden bewältigt.

Die Eröffnung selbst war sowohl von Ernsthaftigkeit wie Fröhlichkeit geprägt. Bläser des Markelfinger Musikvereins eröffneten sie musikalisch, Hans-Georg Lauer begrüßte im Namen des veranstaltenden Vereins Markelfingen attraktiv die Besucher und übergab das Mikrofon an Oberbürgermeister Simon Gröger, der unter anderem auf den Brauch des Osterbrunnens einging. Veronika Harter hatte den Brauch aus der Fränkischen Schweiz nach Markelfingen gebracht, wo er nun schon seit vielen Jahren von Menschen aus allen Generationen gepflegt wird.
Die Sonne kommt bei der Segnung hervor
Stadtpfarrer Heinz Vogel verstand es einmal mehr, seine Ansprache zur Segnung von Osterbrunnen und Besuchern so ernsthaft wie unterhaltsam zu gestalten. „Wir sehen die Kinder über den Brunnen springen und erwarten, dass mal eines hineinfällt“, kommentierte er das muntere Treiben der jüngsten Teilnehmer an der Feier. Doch verwies er auch auf die Milliarden von Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Die schwungvolle Segnung mit Wasser aus dem Brunnen wurde für einige Zuhörer in der Nähe von Heinz Vogel zu einer nassen Angelegenheit. Und siehe da: Just in diesem Moment brach die Sonne durch die zuvor dichten Wolken und der Osterbrunnen erstrahlte.
Geschichten über Markelfingen
Die gute Stimmung griff Veronika Harter bei ihrem Dank an den Stadtpfarrer auf. Zunächst bot sie ihm einen Bogen des Osterbrunnens für das renovierte Münster an, einige starke Männer würden ihn gerne zum Auto des Stadtpfarrers tragen. Eine gewisse Erleichterung stellte sich ein, als dieses Angebot sich als Scherz offenbarte. Stattdessen erhielt Heinz Vogel einige wesentlich leichter zu transportierende symbolträchtige Geschenke.

Zu der Feier gehört stets ein Gastredner aus dem Dorf. Diesmal war es Alfred Schwarze, der sich mit der Geschichte von Markelfingen und seiner eigenen Familie bestens auskennt. Seine historischen Recherchen gehen weit über den Status eines Hobbys heraus. Schwarze verstand es, seine Zuhörer mit amüsanten bis skurrilen Geschichten über die Menschen aus dem Dorf und der Umgebung zu amüsieren.

Am stärksten dürfte aber diese seine Erkenntnis im Gedächtnis bleiben: „Manchmal sollten wir einfach mal zufrieden und dankbar sein, dass wir heute und nicht gestern leben dürfen. Auch wenn die heutige Zeit alles andere als rosig erscheint.“