
Wie ein merkwürdiger Traum können einem die vergangenen zwei Jahre heute vorkommen. Rückblick auf den Frühsommer 2020: Aus alten Stoffresten wurden vor ziemlich genau zwei Jahren Mund-Nasen-Bedeckungen genäht. Denn ganz oben ohne durfte man sich in der Öffentlichkeit nicht mehr blicken lassen. Weder auf dem Wochenmarkt, noch beim Gottesdienst.
Viel Tagesfreizeit und wenig zu tun
Aber viel zum Blickenlassen gab es eh nicht. Man blieb ohnehin daheim. Kein Gasthaus-Besuch, kein Konzert, ja nicht einmal zum Arbeiten durfte man mehr das Haus verlassen. Wenn man noch was zu arbeiten hatte und der Betrieb nicht in Kurzarbeit gegangen war. In dem Fall hatte man mehr Tagesfreizeit und weniger zu tun als sonst.
Die Herren der Narrenmusik hatten ihre Zwangsfreizeit genutzt und unterhielten die Radolfzeller regelmäßig mit launigen Musikvideos aus den eigenen vier Wänden. Schließlich gab es so viele Gelegenheiten, bei denen man sich eigentlich gerne getroffen hätte, aber dies aus Infektionsschutzgründen – ein Wort, das wir alle zu oft gehört haben – untersagt war.

Erinnerungen an die digitalen Treffen
Alles was blieb, war das digitale Zusammenkommen. Auch dies erscheint heute wie ein wirrer Fiebertraum. Die Kacheln auf dem Bildschirm mit verpixelten Gesichtern drauf. Die ewige Frage, wer denn jetzt den Ton an oder nicht an hat. Kinder und Haustiere, die um Aufmerksamkeit betteln – im Rückblick eigentlich nur noch bizarr.

Doch dies ist für den Moment vorbei. Endlich gibt es wieder echte Treffen, echte Feste, live, zum Anfassen, für alle Sinne. Sehr vermisst wurde in den vergangenen zwei Jahren vor allem der legendäre Pfingstfrühschoppen der Narrenmusik an der alten Konzertmuschel. So simpel das Konzept, so erfolgreich ist es in der Umsetzung. Die Froschenkapelle spielt, die Narrenmusiker sorgen für Essen und Getränke. Der Rest kommt von ganz allein. Los geht es am Montag, 6. Juni, um 10 Uhr auf der Mettnau.
Bestimmt wird man sich an den Bierbänken im Schatten der Bäume die ein oder andere Geschichte erzählen, wie das damals war während der Pandemie. Wie viele Corona-Kilos man zugelegt hat, wie sich der Corona-Hund der Familie entwickelt hat und wer alles ein Corona-Baby bekommen hat.
Es war eben alles doch nicht nur ein böser Traum. Das Virus hat Spuren – gute wie schlechte – in unser aller Leben hinterlassen. Doch gegen die düsteren Erinnerungen helfen auf jeden Fall ein kühles Bier und ordentliche Blasmusik. Und das alles gibt es am Pfingstmontag wieder. Welch ein Glück.