Ist ein Corona-Tagebuch überhaupt noch zeitgemäß, wenn die Corona-Pandemie eine zunehmend geringere Rolle in unserer Gesellschaft spielt? Wenn Einschränkungen aufgehoben werden, die Infektionszahlen endlich wieder zurückgehen und das Thema im Gesamten auch aufgrund der aktuellen Geschehnisse in der Ukraine nach und nach immer weiter in den Hintergrund rückt? Diese Frage stellt sich beim Schreiben dieser Zeilen. Wäre es nicht langsam an der Zeit, das Format nach beinahe 100 Teilen zu beerdigen?

Tatsächlich hat die Pandemie aber noch immer große Auswirkungen auf unser Leben – zusätzlich zu Problemen wie abgehängte Schüler, die noch immer mit den Folgen der Homeschooling-Zeit zu kämpfen haben. Und dafür verantwortlich sind eben all die Lockerungen, die zuletzt eingeführt wurden und dafür gesorgt haben, dass fast alle Regeln abgeschafft wurden.

Keine leichte Umstellung

Es ist nämlich gar nicht so leicht, sich an die neue – alte – Normalität zu gewöhnen. Zwei Jahre lang wurden wir darauf hingewiesen, auf jeden Fall regelmäßig die Hände zu desinfizieren, nicht im Pulk aufzutreten und überall Masken zu tragen. Nun ist diese Regel überholt, viele Einschränkungen gelten nicht mehr – auch wenn man sich fragen darf, ob das in jedem Fall sinnvoll ist. Und genau das kann auch mal zu Verunsicherung führen.

Das könnte Sie auch interessieren

Während es so vor zwei Jahren noch Gewöhnungssache war, beim Einkaufen einen Mund-Nasen-Schutz aufzusetzen, ist es jetzt ungewohnt, es nicht zu tun. Ohne Maske ein Geschäft zu betreten, fühlt sich irgendwie falsch an. Da fehlt doch etwas, das da ins Gesicht gehört. Mal ganz abgesehen davon, dass so manche Angewohnheit schnell wieder vergessen werden sollte – mit der Zunge zwischen den Zähnen nach dem Salat vom Mittagessen zu pulen, macht zum Beispiel ohne Maske als Sichtschutz keinen besonders guten Eindruck.

Die Normalität fühlt sich fast verboten an

Ebenso seltsam erscheint der Anblick von feiernden Menschen, wie etwa jüngst beim Frühlingsfest in Liggeringen. Darf ich das denn überhaupt, mich einfach so unter die Menge mischen, ganz ohne Abstand und Maske? Vor zwei Jahren hätte sich diese Frage niemand gestellt. Mittlerweile fühlt sich eine solche Sorglosigkeit geradezu verboten an. Aber sie ist erlaubt – wieder.

Das könnte Sie auch interessieren

So manch einer wird die Normalität mit großer Freude erwartet haben und sich deshalb mit der Umstellung nicht schwer tun. Andere haben dagegen vielleicht wie ich noch Schwierigkeiten, die erlernten Verhaltensweisen allzu schnell abzulegen. Immerhin: Mit der Zeit geht das auch wieder vorbei – in der Hoffnung, dass die Corona-Regeln im Herbst nicht wieder zur Normalität werden.