Die Personallage in den Radolfzeller Kinderbetreuungseinrichtungen spitzt sich weiter zu. Wie auf Nachfrage des SÜDKURIER von der Radolfzeller Stadtverwaltung bestätigt wurde, ist es in gleich mehreren Kinderbetreuungseinrichtungen zu verkürzen Öffnungszeiten, Aufnahme-Stopp neuer Kinder oder Notbetreuung gekommen. In Güttingen ist zu Beginn des Kita-Jahres nur eine Notbetreuung angeboten worden, nun sind auch weitere Einrichtungen von einem dramatischen Personalmangel betroffen.
Neben dem Kindergarten Güttingen der bis Jahresende noch in der Notbetreuung läuft, haben oder hatten die Kinderkrippe Entdeckerkiste, der Kindergarten im Pfarrsaal Böhringen sowie der Kindergarten Markelfingen Personalausfälle.
Nur 1,5 Gruppen in Böhringen
Im Kindergarten im Pfarrsaal in Böhringen ist die Betreuung von 1,5 Gruppen möglich, normalerweise sind dort zwei Gruppen untergebracht. Nach dem Weggang der Einschulungskinder im Sommer konnten aus diesem Grund keine weiteren Kinder aufgenommen werden. Ohnehin fehlt es in der Stadt an Betreuungsplätzen, nun schrumpft sogar die Anzahl der Plätze, die es eigentlich geben sollte.
Tage oder Wochen in Notbetreuung
In der Entdeckerkiste war zwischen Ende September und Mitte Oktober eine Notbetreuung notwendig. Auch an einzelnen Tage in einzelnen Gruppen konnten im Lauf des Oktobers nicht alle dort angemeldeten Kinder kommen.
Im Kindergarten Markelfingen musste die Krippengruppe für eine Woche nach den Sommerferien geschlossen werden und während der Ferien eine weitere Woche in Notbetreuung laufen.
Im September sind die Betreuungszeiten im Kindergarten Markelfingen verkürzt worden, seit Oktober läuft es dort allerdings wieder normal, so die Aussage der Pressestelle der Stadt. Ebenfalls betroffen ist das Familienzentrum Werner Messmer, hier mussten an einzelnen Tagen im Oktober die Betreuungszeiten wegen Personalmangels verkürzt werden.
Manche Stellen sind unbesetzt
Der Personalmangel in den Einrichtungen hat laut Stadt Radolfzell unterschiedliche Gründe. „In der Entdeckerkiste ist der Personalmangel kurzfristig und temporär durch einen Ausfall mehrerer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entstanden“, schreibt die Pressestelle der Stadt. In anderen Einrichtungen hätten Stellen nicht nachbesetzt werden können, da zu wenige Bewerbungen auf die freien Stellen eingegangen seien und Fachkräfte längerfristig ausfielen.
Um das Beste aus der Situation zu machen, versuche die Stadt stets die beste Option für Kinder und Familien umzusetzen, betont die Stadtverwaltung. Notgruppen würden dann eingerichtet, wenn der Mindestpersonalschlüssel nicht eingehalten werden könne. Wenn es zu Personalausfällen käme, würde man verschiedene Möglichkeiten durchrechnen und den Bedürfnissen der einzelnen Einrichtung anpassen.
Eltern können sich auch Plätze teilen
Beim konkreten Beispiel in Güttingen sehe dies so aus: Eine Gruppe und zusätzlich eine Kleingruppe mit halber Gruppenstärke können aktuell betrieben werden. Nach Rücksprache mit der Aufsichtsbehörde können sich Eltern auch einen Platz teilen, sodass alle Familien mit berufstätigen Eltern berücksichtigt werden und alle Kinder mindestens drei Tage die Woche die Einrichtung besuchen können. Nicht möglich sei es derzeit, neue Kinder aufzunehmen.

Oberbürgermeister Simon Gröger betont: „Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, mich um die Belange der Familien zu kümmern und gemeinsam mit allen Beteiligten einen Weg aus dieser prekären Lage zu finden, der für alle Betroffenen zufriedenstellend ist.“ Die Stadtverwaltung arbeite mit Hochdruck an Lösungen, die Lage zu stabilisieren.
Wichtig sei vor allem auch eine nachhaltige Verbesserung, so Gröger. Im Gespräch seien dabei unter anderem Maßnahmen der Nachwuchs- und Personalförderung, um langfristig qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten.
Gröger will Lösungen erst mit Gemeinderat diskutieren
Gröger wolle gemeinsam mit dem Gemeinderat Möglichkeiten finden, neue Anreize für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen. Im Gespräch sei dabei zum Beispiel die Einrichtung eines Gesundheitsmanagements. Weitere Maßnahmen und Lösungsansätze möchte OB Gröger erst mit dem Gemeinderat besprechen und danach der Öffentlichkeit präsentieren.