Es ist ein andauerndes Problem, das es zu lösen gilt: fehlende Kinderbetreuungsplätze in Radolfzell. Laut der Stadtverwaltung ergibt die aktuelle Auswertung der Vormerkliste und der Einwohnerzahlen, dass Plätze fehlen. Zudem verschärfe sich der Bedarf, weil weiterhin Flüchtlinge zuziehen.
Schon im Frühjahr hat der Gemeinderat beschlossen, mit einer Modullösung in der Hebelstraße eine dreigruppige Kindertageseinrichtung für einen Mietzeitraum von zwei Jahren mit Option zur einjährigen Verlängerung zu erstellen. Das soll aber nur kurzfristig für Entspannung sorgen. Gleichzeitig wurde nämlich beschlossen, nach einer dauerhaften Lösung zu suchen. Bürgermeisterin Monika Laule stellte nun im Ausschuss für Bildung, Soziales und Sicherheit erste Vorschläge vor.
1. Option: Aufstockung Entdeckerkiste
Zum einen käme eine Aufstockung der Kinderkrippe Entdeckerkiste in der Radolfzeller Nordstadt in Leichtbauweise in Frage. Durch die Umsetzung wäre mit Einschränkungen im laufenden Betrieb zu rechnen. „Das wäre eine sehr ressourcen- und kostenschonende Maßnahme“, erklärte Monika Laule. Aus diesem Grund habe sie auch oberste Priorität.
Aus der Sitzungsunterlage geht allerdings ein Problem hervor: Denn aktuell besteht die Entdeckerkiste aus zwei Gebäudeteilen, einer davon in Wohncontainern. Die Mietzeit der Container endet zum 31. Dezember 2023. Selbst wenn die Kinderkrippe aufgestockt wird, kann sie wahrscheinlich nicht die Gruppen aus beiden Einrichtungen aufnehmen. Aber: „Eine genaue Prüfung der Möglichkeit ist noch offen.“
Allzu lange würde eine Umsetzung nicht dauern: Im Investitionsprogramm ist die Aufstockung der Entdeckerkiste laut Bürgermeisterin Laule mit Planung im Jahr 2023 und einer Umsetzung ab 2023 bis 2025 eingeplant. Gerechnet wird allerdings mit Einschränkungen im laufenden Betrieb. Die Kosten werden laut den Unterlagen aktuell auf mindestens rund 3,5 Millionen Euro geschätzt.
2. Option: Erweiterung in Böhringen
Eine weitere Möglichkeit wäre eine Erweiterung des Kindergartenneubaus in Böhringen um zwei Gruppen. „Das Gebäude ist schon so gebaut worden, dass die Andockmöglichkeit ohne Weiteres möglich wäre“, sagte Bürgermeisterin Laule.
Allerdings gibt es auch an diesem Standort Nachteile: Zum einen schaffe die Erweiterung etwa 40 bis 50 Plätze, das wäre kein vollständiger Ersatz für die Kita in der Hebelstraße – denn dort finden 70 Kinder Platz. Zum anderen kommen die Kinder, die in der Hebelstraße untergebracht werden sollen, laut der Sitzungsunterlage vorrangig aus der Kernstadt. Aber: „Da darüber hinaus Plätze benötigt werden, ist eine Erweiterung in Böhringen auf alle Fälle zu prüfen.“
Allzu bald ist die Maßnahme im Investitionsprogramm aber nicht vorgesehen: Angedacht sind Planungsarbeiten im Jahr 2026 und eine Umsetzung ab 2027, so Monika Laule. Die Grobkosten für Rückbau und den Anbau werden laut Sitzungsunterlage aktuell „zumindest bei circa zwei Millionen Euro gesehen“.
3. Option: Plätze bei der Sonnenrainschule
Ebenfalls in Frage kommt die Schaffung einer Kita an der Sonnenrainschule. Dort steht ein Neubau eines Gebäudes für die Kinderzeit an. Sollte dieses zweigeschossig gebaut werden, könnten im Obergeschoss Betreuungsplätze geschaffen werden.
Wie Bürgermeisterin Monika Laule informiert, ist die Planung für den Kinderzeit-Neubau im Investitionsprogramm 2024 vorgesehen, eine Umsetzung in den Jahren 2025 bis 2026. „Wenn wir den Neubau zweigeschossig bauen und damit auch eine Kita angliedern können, müssen die Mittel für die Kita noch zusätzlich ins Investitionsprogramm aufgenommen werden“, erklärt sie auf SÜDKURIER-Nachfrage.
Für den Neubau einer eingeschossigen und dreigruppigen Kinderbetreuung an der Stelle wird laut Sitzungsunterlagen aktuell von Kosten in Höhe von etwa vier Millionen Euro ausgegangen.
Es gibt noch weitere Optionen
„Das sind Maßnahmen, wo wir sagen, das ist flächensparend“, erklärte Bürgermeisterin Monika Laule. Auch handle es sich um die besten Optionen, um zeitnah den Bedarf zu decken.
Weitere Möglichkeiten, die sich allerdings laut der Stadt weniger anbieten, sind ein Neubau einer dreigruppigen Kindertageseinrichtung auf einem Teil des Spielplatzes an der Ecke Strandbadstraße. „Dies erfordert jedoch eine Bebauungsplanänderung“, heißt es. Auch der Neubau einer dreigruppigen Einrichtung an der Hebelstraße ist eine Option. Das allerdings erst nach der Demontage der dortigen Container. Auch dort wäre allerdings eine Bebauungsplanänderung nötig.
Möglichkeiten werden weiter geprüft
Wie Monika Laule betonte, sollen zudem Investoren, die Neubaugebiete bauen, die einen Bedarf an Kita- oder Schulplätzen auslösen, solche Plätze auch realisieren.
Die Ausschussmitglieder stimmten geschlossen dafür, dass die vorgeschlagenen Möglichkeiten weiterhin geprüft werden sollen. Auch der Gemeinderat stimmte dem zu. Martina Gleich (CDU) betonte jedoch, man müsse auch in die Zukunft sehen: „Der Blick muss sofort weitergehen an die Schulen. Da müssen wir rechtzeitig dran denken.“