Lange dauert es nicht mehr bis Ostern, dem höchsten christlichen Fest. Nur noch rund eine Woche bleibt bis dahin noch, dann feiern Gläubige die Auferstehung von Jesus Christus – und auch weniger Gläubige freuen sich über bunt verzierte Ostereier und so manche Süßigkeit. Weniger Aufmerksamkeit wird dem Feiertag geschenkt, der eine Woche zuvor ansteht, dem Palmsonntag.
Dabei spielt er ebenfalls eine große Rolle im christlichen Glauben: „Palmsonntag ist der Sonntag, mit dem die Karwoche eingeleitet wird“, erklärt Christina Wöhrle, Pastoralreferentin der Seelsorgeeinheit St. Radolt – also die Woche, die an das Leiden und Sterben Jesus erinnern soll. Oder anders gesagt: „Das ist der Endspurt in die Kar- und Ostertage.“
Am Palmsonntag gedenke die Kirche dem Einzug Jesus in Jerusalem – zu diesem nimmt auch der Name Bezug. Denn beim Einzug spielen Palmzweige eine große Rolle: In der Bibel wird geschildert, wie die Menschen Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem als König Israels mit Palmzweigen empfangen. Dass er dabei kein typischer König sei, sondern ein Fürst des Friedens, zeige auch, dass er für seinen Einzug kein Schlachtross nutze, sondern einen Esel, so Christina Wöhrle. Noch heute solle Palmsonntag zeigen, wie wichtig Jesus den Christen ist.
Palmen kommen selten zum Einsatz
Typisch für den Palmsonntag seien Palmwedel oder Palmzweige, die oftmals zu geschmückten Sträußen gebunden, gesegnet und dann von Gläubigen mit nach Hause genommen werden. Allerdings täuscht der Name: „Man nennt das Palmenbinden, auch wenn es keine Palmen sind“, erklärt Christina Wöhrle.

Denn auch wenn vereinzeln echte Palmenwedel zum Einsatz kommen, seien es hierzulande oft eben die Zweige anderer Bäume oder Büsche, ganz häufig etwa Buchs – die können in unseren Breitengraden auch leichter beschafft werden. Und der Buchsbaum stehe für Unsterblichkeit. „Das ist der Vorausblick auf Ostern“, so Wöhrle.
Ganz besonders sei der Palmsonntagsbrauch in Liggeringen: Dort werden laut der Pastoralreferentin Fichtenzweige genutzt. Warum, wisse sie nicht, allerdings habe auch die Fichte eine zu Ostern passende Bedeutung: Sie stehe für Klarheit und Hoffnung. Dass an den Fichten zudem kleine Äpfel angebracht werden, könnte ein Hinweis auf den Paradiesapfel sein.
Verbrannte Zweige kommen wieder zum Einsatz
Wie Christina Wöhrle weiter berichtet, werden die gesegneten Palmzweige von Gläubigen daheim hinters Kreuz gesteckt. „Bei den Palmen geht es hauptsächlich darum, Jesus Bedeutung zu verdeutlichen“, erklärt Christina Wöhrle. Zum Teil werde es von den Gläubigen auch als Glücksbringer betrachtet. Hinterm Kreuz bleiben sie bis zum nächsten Palmsonntag: „Die werden erst ersetzt, wenn die neuen kommen.“
Ein besonderes Schicksal ereilt die Palmzweige, die in der Kirche verwendet werden: Sie werden später verbrannt und ihre Asche an Aschermittwoch für die Aschekreuze verwendet, die sich die Gläubigen auf die Stirn zeichnen lassen können, so die Pastoralreferentin.